Auch mit kleinem Geldbeutel. Anreiz auf den ersten Blick sind nicht nur die originellen Motive und Techniken in kleinen Rahmen, sondern auch die Preise: von 300 bis 1000 Euro pro Exponat.
Für Überraschung sorgt ein wandgroßer Teppich mit floralen Motiven aus Büttenpapier mit Zig-Tausenden von Mini-Emojis, die man nur mit Lupe erkennen kann. Die Kopie des angeblich teuersten antiken Teppichs der Welt sieht von Weitem verblüffend echt aus. Vermutlich hat Mio Zajac ihn mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) hergestellt. Kostenpunkt: 9500 Euro.
Daneben zahlreiche junge Wilde mit strahlender, zupackender Farbmalerei in Mega-Format, Porträt-Fotografien und Bildnis-Gemälden und eine Plexiglas-Installation von circa sechs Quadratmetern von Victoria Strecker: Geheimnisvolle Fabelwesen hat Strecker zwischen zwei Scheiben eingelassen (22 000 Euro).
Vielfältig und reichhaltig ist das Angebot bei der bundesweit einzigen Verkaufs-Ausstellung von Künstlern, die bis 3. August im Kunstpalast und NRW-Forum zu sehen ist. Neben Malerei, Grafik und Bildhauerei sind wie in den letzten Jahren Fotografie und Videokunst stark vertreten. Nicht zu vergessen originelle Außenskulpturen im Ehrenhof: Eine eckige Röhre mit farbigen Fensterscheiben und ein Berg von zig bemalten Gartenstühlen von Dirk Krüll. Schon diese Objekte machen neugierig auf die Traditionsschau, die seit 1902 vom „Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen“ organisiert und ausgerichtet wird – von Künstlern, für Künstler, finanziell gefördert von Stadt und Land. Einen Ankaufsetat von 80 000 Euro hat zudem nur die Stadt Düsseldorf garantiert. Das NRW-Kulturministerium indes wird in diesem Jahr erstmals keine junge Kunst mehr ankaufen – Auswirkungen der Sparmaßnahmen, bedauert man in der NRW-Kunst-Zentrale in Kornelimünster.
Zum zweiten Mal wird die „Grosse“ (2024 mit 15 000 Besuchern) geleitet von Kunstvermittler Emmanuel Mir, der der Verkaufsschau ein neues, klar gegliedertes Outfit verpasst. Besser zu überschauen sind jetzt die Kunstwerke, die nach Themen, wie Architektur oder Körper und nach Bereichen (Malerei etc.) geordnet sind. Die Jury des Vereins gab 107 Künstlerinnen und 70 Künstlern im Alter von 27 bis 88 Jahren aus NRW den Zuschlag (beworben hatten sich 1300). Allein 90 stammen aus Düsseldorf. Einige studieren auch an der Kunsthochschule Münster in der Klasse des renommierten Malers Cornelius Völker.
Den Künstler-Preis erhält Birgit Jensen, die mit Siebdrucktechnik nicht (wie Andy Warhol) unendlich viele Abzüge reproduzieren will, sondern „nur“ ein Unikat herstellt. Landschafts-Gemälde, die wie unter einer silbrigen Folie unwirklich glänzen und an asiatische Grafiken erinnern. Bäume ragen wie Balken in die Szene – betrachtet vom rechtsrheinischen Ufer mit Blick auf Niederrhein-Idylle. Titel „Paradise Beach“, ein Touch von Hollywood.
Zudem legt Jensen eine Sonder-Edition von Rhein-Idyllen in Abend-Dämmerung vor, meist mit glühendem Mond (pro Blatt: 1200 Euro). „Sie war dran“, schmunzelt Jury-Vorsitzender Mir über Birgit Jensen (Jahrgang 1957), die seit Jahrzehnten nicht nur in Düsseldorf wegen ihrer gediegenen, exotisch wirkenden Mischung aus Malerei und Grafik bekannt ist. Der Preis besteht neben Sonderschau aus 7500 Euro.
Die gleiche Summe erhält Laura Knaps Loos als Förderpreisträgerin der Künstler. Die 1991 in Essen geborene Loos bedruckt Tapeten mit tausendfach reproduzierten Motiven oder bemalt Fliesen mit Frauen-Figuren und tanzenden Mädchen wie im Art Déco. Oder sie trägt Ornamente auf Wolle-Acryl-Gemische auf, die sie als Schals verkauft. Techniken und Verfahren, die lange als unkünstlerisch galten und nicht weit von Kunsthandwerk entfernt sind. Teppiche und Strickwerk von einer Strickmaschine, dann Gebilde aus Kacheln mit Holzschnitt-Motiven, die gut in ein Badezimmer passen würden. Erstaunlich leicht „wechselt Loos von einem Werkzeug zum anderen und behandelt freie und angewandte Kunst gleichwertig“, so Mir über die Jury-Entscheidung für eine Außenseiterin auf dem reinen Kunstmarkt.
Fotografie ist mit einigen interessanten Positionen gut vertreten, etwa mit den surrealen Architektur-Studien in Schwarz-Weiß mit dänischen Häusern mitten in den Alpen von Amédé Ackermann, den Dokumentarbildern von Cihan Cakmak oder den Stillleben von Evangelos Koukouwitakis: Wie altmeisterliche Gemälde wirken seine „Natura morte“-Motive. Die edlen Rahmen unterstreichen noch den gediegenen Teil.
Gegenständliche und abstrakte Malerei macht den Löwenanteil aus. „The end of the World“ nannte Max Pimpernelli sein Riesenformat mit kräftigen Farbkontrasten und heftiger Bewegung. Der talentierte Akademie-Meisterschüler, der mit seiner zupackenden Art bereits Kunstpreise gewann, schied vor einigen Monaten plötzlich aus dem Leben. Und erfuhr nicht mehr, dass die Jury seine Arbeit ausgewählt hatte.