Mehmet Aydin ist FuPa-Spieler der Woche in Berlin. Der 36-jährige Stürmer des Kreisliga-A-Ligisten SFC Veritas 96 erzielt beim spektakulären 5:5 gegen Charlottenburg-Wilmersdorf II vier Tore – und sichert seinem Team damit einen wichtigen Punkt im Kampf um den Aufstieg in die Bezirksliga.

Im Interview mit FuPa Berlin spricht der im Berliner Amateurfußball bestens bekannte Torjäger, der deutschlandweit noch immer den Landesliga-Rekord von 66 Treffern in einer Saison halten soll, über seine außergewöhnliche Karriere, prägende Trainerpersönlichkeiten – und seine sportlichen Ziele mit Veritas

„Ich habe in jeder Liga getroffen“
Ein Interview mit Mehmet Aydin über Aufstiege, Pokalsiege – und was im Berliner Amateurfußball fehlt

Von der Kreisliga bis zur Oberliga, über 500 Pflichtspieltore, Rekorde, Titel – Mehmet Aydin ist und war eine Berliner Fußball-Konstante. Im Interview spricht der Stürmer von Veritas Spandau über seinen Weg, seinen Rekord mit Hertha 06, prägende Trainer – und was Spandau noch fehlt, um überregional richtig aufzutrumpfen

Mehmet Aydin, was macht für Dich einen guten Spieler aus?
Es geht um weit mehr als Technik. Talent allein reicht nicht. Charakter ist entscheidend – wie man sich ins Team integriert, wie man sich präsentiert. Ich war nie der Typ, der mit seiner Vita geprahlt hat. Ich bin Stürmer, lebe vom Zusammenspiel. Und obwohl ich nie abgehoben war, wurde ich überall gut aufgenommen. Vielleicht deshalb habe ich in meiner gesamten Herrenkarriere nur ein einziges Mal Rot gesehen – unberechtigt.

Was war das wichtigste Spiel deiner Karriere?
Der Berliner Pokalsieg 2008 mit Tennis Borussia war definitiv ein Schlüsselmoment. Wir haben im Finale gegen Hermsdorf gewonnen – ich stand in meinem ersten Männerjahr bei TeBe in der Startelf. Daneben gab es viele große Spiele, etwa die Aufstiege mit Hertha 06 bis in die Oberliga.

Du hast in fast jeder Liga gespielt – und offenbar überall getroffen.
Richtig. Ich bin von der Kreisliga-A bis zur Oberliga aufgestiegen – und wurde fast überall Torschützenkönig. Mein persönliches Highlight war die Saison mit Hertha 06 in der Landesliga: 66 Tore – das ist, glaube ich, bis heute Landesligarekord in Deutschland. Das macht mich stolz.

Welche Trainer haben Dich am meisten geprägt?
Markus Schatte und Taskin Aksoy bei TeBe haben mir als Jugendspieler das Fundament gegeben. Später waren es Daniel Volbert, Murat Tik und Cem Efe – unter ihm habe ich zwar nicht können, aber sehr viel von Taktik gelernt. Wir sind auch privat im Austausch. Von all diesen Trainern konnte ich unheimlich viel lernen.

Du spielst in Spandau. Warum fehlt noch ein Verein mit überregionaler Strahlkraft?
SC Staaken macht einen starken Job – gerade im Jugendbereich gehören sie zu den Top 5 in Berlin. Spieler wie Maximilian Mittelstädt (Hertha BSC und VFB Stuttgart) haben dort ihre Wurzeln. Aber für nachhaltigen Erfolg braucht es mehr: Infrastruktur, Geld, Kontinuität. Die Spandauer Kickers machen es ähnlich gut – mit wenig Mitteln und viel Herz. Ein Verein wie einst der Spandauer SV fehlt heute. Mit Ambitionen mindestens für die Regionalliga.

Was ist deine größte Enttäuschung im Fußball gewesen?
Jeder erlebt Rückschläge. Aber ich habe früh gelernt, damit umzugehen. Als ich bei Veritas mal als Trainer einsprang, habe ich den Perspektivwechsel erlebt – man kann nur elf spielen lassen. Fußball ist ein Spiel mit harten Entscheidungen, auch im Amateurbereich. Ich trage da keinen Groll mit mir herum.

Was zeichnet deinen jetzigen Verein Veritas Spandau aus?
Die Nähe. Wir sind Freunde – nicht nur Mitspieler. Leute wie Basti Ghasemi (Ex-Bundesliga-Spieler), Onur Uslucan (u.a. Regionalliga in Deutschland und höherklassig in der Türkei), Deniz Özkan, Ferhat Cen oder ich – wir alle bringen Erfahrung mit, stehen aber vor allem füreinander ein. Der Verein lebt vom Engagement Einzelner wie Erkan Bicen, der ihn gegründet hat. Wir stehen aktuell auf Platz drei – und wer weiß, was noch möglich ist. Wichtig ist auch, dass unser Verein integrativ aktiv ist.

Und wie sehen deine Ziele heute aus?
Als Spieler habe ich alles erreicht. Aufstiege, Torrekorde, Pokalsiege – und ich bin mit 37 noch fit. Der Fußball bleibt mein Leben. Ich trainiere aktuell die ganz Kleinen bei den Spandauer Kickers – mein Sohn ist dabei. Angebote als Co-Trainer in der Berlin-Liga gab’s schon. Ich bin offen – aber was sicher ist: Ich werde dem Fußball treu bleiben.

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