Unter der Hallesche-Tor-Brücke in Berlin-Kreuzberg liegt eine verwilderte Fläche direkt am Landwehrkanal, die bislang ungenutzt bleibt. Dabei birgt der Raum unter dem Viadukt großes Potenzial – etwa als Sportfläche, Marktzone oder Kulturort. ENTWICKLUNGSSTADT zeigt fünf mögliche Nutzungsideen auf, wie dieser städtische Zwischenraum neu belebt werden könnte.

Derzeit sieht der Raum am Halleschen Tor unter der Hallesche-Tor Brücke eher trüb und ungenutzt aus. Die Freifläche ist verdreckt und lädt Fußgängerinnen und Fußgänger kaum zum Verweilen ein. Doch der Status Quo könnte sich ändern. / © Foto: Wikimedia Commons, Dosseman, CC BY-SA 4.0

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© Visualisierungen: Wikimedia Commons (mit KI erstellt)

 

In vielen Städten weltweit, so auch in Berlin, schlummern unter Hochstraßen, Brücken und Viadukten bislang kaum beachtete Potenziale. Es handelt sich dabei häufig um urbane Zwischenräume, die bislang vor allem durch Schatten, Lärm und Funktionslosigkeit auffallen – dabei könnten genau hier zukunftsweisende Stadträume entstehen.

Die Flächen unter Verkehrstrassen sind häufig zentral gelegen, gut erschlossen und wettergeschützt – ideale Voraussetzungen also, um sie neu zu denken und kreativ zu bespielen. Ob als Orte für Sport, Kultur, Begegnung oder urbane Produktion: Die Möglichkeiten sind vielfältig und reichen weit über bloße Zwischennutzungen hinaus.

Hochstraßen, Brücken und Viadukte bieten Möglichkeiten für kreative Nutzungen

In unserer neuen Artikelreihe widmen wir uns genau diesen vergessenen Stadträumen – und zeigen auf, wie sie zum integralen Bestandteil einer lebenswerten, resilienten Stadt werden können. Völlig neu ist diese Idee freilich nicht. Entsprechende Vorschläge gibt es bereits für den Raum unter der Stadtautobahn am Bundesplatz, für das Viadukt der U2-Hochbahntrasse – oder die Fläche unter dem U1-Viadukt, die im vergangenen Jahr zur Fahrrad-Teststrecke umfunktioniert wurde.

Den Auftakt unserer Artikelreihe bildet das Areal unter der Hallesche-Tor-Brücke in Berlin-Kreuzberg. Zwischen Landwehrkanal, Mehringplatz und Blücherplatz liegt ein öffentlicher Raum, der täglich von tausenden Menschen passiert wird – und doch weitgehend ungenutzt bleibt. Die Nähe zur Amerika-Gedenk-Bibliothek, zum U-Bahnhof Hallesches Tor und zu dicht besiedelten Wohnquartieren macht den Ort stadtplanerisch besonders interessant.

Hallesche-Tor-Brücke in Berlin-Kreuzberg: Öffentlicher Raum am Landwehrkanal

Gleichzeitig ist das Gelände derzeit geprägt von Verwahrlosung, Müll und fehlender Gestaltung. Doch genau hierin liegt auch eine Chance: Mit kreativen Konzepten könnte der Raum unter der Brücke neu interpretiert werden – als sozialer, kultureller oder sportlicher Ankerpunkt mitten in der Stadt.

Direkt am Landwehrkanal, zwischen Halleschem Ufer und Tempelhofer Ufer, erstreckt sich dieser städtische Raum, der bislang kaum Beachtung findet. Der geschichtsträchtige Ort verknüpft den Mehringplatz mit dem Blücherplatz. Täglich queren viele Passanten die Brücke oder passieren ihre Umgebung, doch der Raum unter dem Viadukt bleibt weitgehend ungenutzt.

Option 1: Lineare Markthalle: Kulinarik am Kanal mit Street-Food Ständen und Orten zum Verweilen

Unter der Halleschen-Tor-Brücke könnten Street-Food-Stände, Flohmärkte und mobile Marktstände für neue Belebung sorgen. Sitzbänke und Tische entlang der Viaduktachse würden zum Verweilen einladen und die Aufenthaltsqualität am Landwehrkanal spürbar erhöhen. / © Visualisierung: Wikimedia Commons (mit KI erstellt)

Entlang der Viaduktachse könnte eine begehbare Markthalle entstehen. Modulare Stände, Street-Food-Angebote und ein Wochenmarkt würden das Gebiet beleben und zum Verweilen einladen. Besonders in den Sommermonaten ließen sich die Flächen für temporäre Formate aktivieren, etwa im Rahmen von Kiezevents oder kulturellen Wochen.

Option 2: Kulturkorridor mit Ausstellungen – Raum für die freie Szene in der Nachbarschaft

Unter der Halleschen-Tor-Brücke könnte ein lebendiger Ort für Kultur und Gemeinschaft entstehen. Die Idee: Eine kleine Bühne lädt zu Musik, Theater oder Lesungen ein, während offene Ateliers Platz für kreatives Arbeiten bieten. Die Pfeilerstruktur schafft eine klare Raumabfolge, die sich optimal für ein lineares Nutzungskonzept mit künstlerischem Fokus anbietet. / © Visualisierungen: Wikimedia Commons (mit KI erstellt)

Temporäre Ausstellungen, kleine Bühnen, Proberäume oder Ateliers könnten sich unter den Pfeilern einrichten lassen. Die räumliche Struktur der Brücke würde ein lineares Nutzungskonzept ermöglichen, das Kunst und Nachbarschaft miteinander verbindet. Kooperationen mit den umliegenden Einrichtungen wie der Bibliothek oder der nahegelegenen Volkshochschule bieten sich an.

Option 3: Offene Werkstätten und Repair Cafés – Nachhaltigkeit und Austausch am Halleschen Tor

Entlang der Viaduktfläche bieten sich Repair-Cafés und kleine Fahrradwerkstatten an. Besuchende könnten von gegenseitigem Wissensaustausch profitieren und durch einen nachbarschaftlichen Raum aufwerten. / © Visualisierung: Wikimedia Commons (mit KI erstellt)

Fahrradwerkstätten, Nähstationen oder Maker-Spaces bieten sich als nachbarschaftlich betriebene Orte für Reparatur und Wissensaustausch an. Solche Orte senken Zugangshürden, regen zur Selbstermächtigung an und machen nachhaltige Praxis sichtbar. Unter dem Viadukt könnten sie wettergeschützt und niedrigschwellig realisiert werden.

Option 4: Spielräume für Kinder – Tobeplatz mit Dach am Bahnhof

Unter der Halleschen-Tor-Brücke entsteht ein geschützter Rückzugsort: Zwischen den Pfeilern spenden neue Begrünungen Schatten, während Hängematten an stabilen Holzkonstruktionen zum Verweilen einladen. Sitzbänke und bepflanzte Inseln schaffen eine entspannte Atmosphäre,  mit Blick auf den Landwehrkanal. / © Visualisierung: Wikimedia Commons (mit KI erstellt)

Zwischen den Brückenpfeilern ließen sich kreative Spiellandschaften errichten – mit Hängematten, Balancierbalken oder Kletterstrukturen. Gerade in Kreuzberg fehlen schattige und regengeschützte Spielflächen. Ein solcher Ort könnte Familien entlasten und zur Belebung des Kanaluferraums beitragen.

Option 5: Bewegung zwischen Pfeilern – Ein Urban Sports Hub als Vorbild für neue Brückennutzungen

Vorbild Hauptbahnhof? Dort wurden mehrere Padel-Tennisplätze unter der Stadtbahntrasse errichtet. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Die überdachte Fläche lädt geradezu dazu ein, sportlich aktiviert zu werden – so wie es bereits unter der Stadtbahntrasse am Hauptbahnhof realisiert wurde. Basketballkörbe, Skaterampen, Calisthenics-Geräte oder Kletterwände könnten wetterunabhängig genutzt werden.

Jugendliche und Sportinteressierte aus dem Kiez würden profitieren, gleichzeitig würde die Aufenthaltsqualität rund um den Landwehrkanal spürbar steigen. Klare Raumstrukturen und gezielte Beleuchtung könnten darüber hinaus das Sicherheitsgefühl stärken.

Wie lassen sich dunkle und vernachlässigte Stadträume revitalisieren und neu denken?

Der Viadukt unter der Hallesche-Tor-Brücke ist ein prominentes Beispiel für die ungenutzten Potenziale städtischer Infrastrukturräume. Mit kreativen Konzepten, Beteiligung der Nachbarschaft und kluger Gestaltung könnte hier ein neuer Ort für Kreuzberg entstehen – lebendig, offen und nutzungsvielfältig.

Für die Umsetzung eines der oben genannten Konzepte (die wohl auch in Kombination funktionierten würden) braucht es einerseits bürgerschaftliches Engagement, um die Nutzungsidee anzuschieben. Auf der anderen Seite geht nichts ohne die Unterstützung durch die kommunale bzw. die Bezirkspolitik, die entsprechende Konzepte fördern und freigeben müsste. Eine Aufwertung von düsteren und verdreckten Stadträumen sollte, das sollte Konsens sein, im Interesse aller sein.

Quellen: Wikipedia, Berliner Zeitung