Cumlosen/Berlin – Er war einmal Teil des tödlichsten Zauns Europas – jetzt soll er womöglich Touristen anziehen: Ein alter DDR-Grenzturm am Elbeufer in Cumlosen (Brandenburg) wurde am Freitag in Berlin versteigert – für 156.000 Euro!

Und das Interesse war riesig an dem Betonstück trauriger Ost-Geschichte. „Es war ein wildes Bietergefecht“, sagte Katja Heringhausen von der Deutschen Grundstücksauktionen AG der Deutschen Presse-Agentur. Das Gebäude wurde Ende der 1970er erbaut – ein funktionaler Betonklotz mit klarer Mission: Grenze sichern und niemanden ohne Erlaubnis rein- oder gar rauslassen!

Der Turm diente auch als Zollstation für Schiffe, die hier auf der Elbe die Grenze überquerten

Der Turm diente auch als Zollstation für Schiffe, die hier auf der Elbe die Grenze überquerten

Foto: picture alliance / imageBROKER

Das Objekt sei eines der meistgefragten im Katalog gewesen. 65 Bieter gab es für den Grenzturm. Startgebot: 5000 Euro. Heringhausen: „Ich glaube, wir haben noch nie eine so große Anfrage gehabt.“ Der Verkauf wurde am Freitag noch beurkundet. Somit hat der Käufer ab sofort zwei Monate Zeit, den Kaufpreis zu zahlen. Wie die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) berichtet, soll Unternehmer Lutz Lange der neue Besitzer des ehemaligen Grenzturms sein. Lange ist Chef der nur wenige Kilometer entfernten Alten Ölmühle in Wittenberge (Brandenburg) – dem bekannten Elbe-Resort.

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Das Grundstück umfasst 3683 Quadratmeter, die Nutzfläche des Turms beträgt 180 Quadratmeter. Der Bau ist verputzt, typisch für die Grenzsicherungsanlagen der DDR – funktional, zweckgebunden, rau. Im Erdgeschoss: Flur mit Fliesen, Toilette, Technikraum und Durchgang zum Anbau. Eine Betontreppe führt in den Keller, die oberen Etagen waren die Aufenthaltsräume der Grenzsoldaten. Das dritte Obergeschoss war die Beobachtungsstelle.

Aus dem Turm blickt man auf die Elbe

Aus dem Turm blickt man auf die Elbe

Foto: Immobilienscout24/Deutsche Grundstücksauktionen AG

Der Anbau: ein rechteckiger, eingeschossiger Flachbau mit Fenstern, früher Büroräume. Vom Turm führt ein Durchgang in den Anbau. Vandalismus, Leerstand, Wind und Wetter haben allerdings ihre Spuren hinterlassen. Der neue Besitzer braucht also auch ein gutes Händchen für Sanierung und Denkmalpflege!