Der wohl kürzeste Gipfel in der Geschichte der Allianz hat Trumps ebenso kurzen Geduldsfaden nicht überstrapaziert. Im Gegenzug hat er eine gewisse Solidarität versprochen. Wieviel Solidarität, lässt er im Unklaren. Und so bleiben die transatlantischen Beziehungen interpretationsfähig. Wir Europäer freuen uns, dass es transatlantisch (noch) nicht gekracht hat. Aber vieles bleibt diesbezüglich möglich. Noch vor wenigen Wochen stand in Frage, ob der SACEUR (Supreme Allied Commander Europe), Oberbefehlshaber der Nato in Europa, auch weiterhin – wie seit Gründung des Bündnisses – eine amerikanische Uniform trägt. Er ist noch viel wichtiger, als es selbst Insider wissen. Er weist amerikanische Botschafter in den europäischen Staaten in ihre Aufgaben ein. Er hat einen eigenen Nachrichtendienst. Er ist nicht nur Oberbefehlshaber der Nato-Truppen, er ist auch der Chef aller US-Soldaten in Europa. Und er hält seinen Daumen über dem roten Knopf, wenn es um nukleare Abschreckung in und für Europa geht. Für seine Aufgaben stimmt er sich jeden Abend mit dem Weißen Haus, dem Nationalen Sicherheitsrat, dem State Department und dem Pentagon ab. Er ist der entscheidende Weichensteller und Anker transatlantischer Solidarität. Welcher Europäer könnte ihn ersetzen? Niemand!