Hamburg – Mit Wenden haben es die Hamburger Grünen: Energie-Wende, Verkehrs-Wende. Und natürlich die Wärme-Wende – aber bei der floppt’s gewaltig.
Ex-Umweltsenator Jens Kerstan (59, Grüne) wollte den halben Stadtteil Hamburg-Wilhelmsburg mit Wärme aus der Erde (Geothermie) versorgen. Aber: Nix klappt, das Projekt verzögert sich von Jahr zu Jahr.
Ex-Umweltsenator Jens Kerstan (59, Grüne, li.) hatte die Idee. Neben ihm Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (59, SPD)
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Die Liste der Probleme ist ellenlang
► Eigentlich sollte 130 Grad heißes Wasser aus 3000 Metern sprudeln. Tut es aber nicht. Gerade mal 48 Grad hat das Wasser, das aus 1000 Metern kommt.
► Das reicht aber bei Weitem nicht, um die geplanten 6000 Haushalte zu versorgen.
► Jetzt sollen für teures Geld elektrisch betriebene Wärmepumpen das zu kalte Wasser aufheizen – auf 80 Grad. Also immer noch 50 Grad kälter als vorgesehen! Und nur noch für 3700 Haushalte.
Über den sogenannten „Energie-Bunker“ in Wilhelmsburg soll das warme Wasser mal verteilt werden
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► Wann das Ganze fertig werden soll, ist weiter unklar. Eigentlich sollte die Wärmeversorgung schon 2024 starten, dann 2025. Jetzt sprechen die stadteigenen Hamburger Energiewerke von 2026.
► Weil man womöglich noch ein Loch bohren will, muss eine neue Genehmigung her – vier Jahre nach den ersten Arbeiten.
Als neue Umweltsenatorin hat die Grünen-Frontfrau Katharina Fegebank (48) das Wärme-Wende-Problem geerbt
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Zu den Kosten des Projekts schweigen die Energiewerke. 22,5 Millionen Euro Förderung gebe es aus Berlin, so viel ist zu erfahren. BILD erfuhr: Allein die bisherigen Bohrungen sollen 17 Millionen Euro verschlungen haben.
Ob die Energiewerke selbst noch an die Geothermie in Wilhelmsburg glauben, ist fraglich. Zuletzt sagte eine Sprecherin vage: „Wir sehen eine gute Chance, dass es aufgrund des steigenden Bedarfs nach ökologischer Wärme eine ausreichende Nachfrage ab 2030 geben könnte.“
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Die neue Umweltsenatorin Katharina Fegebank (48, Grüne) hat das Problem und den Ärger geerbt. Denn die Wärme-Wende mit ihren vielen Projekten hat die Preise für Energie für die Hamburger Bürger empfindlich steigen lassen. Die Energiewerke haben den Preis für Fernwärme kürzlich um 30 Prozent angehoben. Als Grund nannte das Unternehmen „Investitionen in die Wärme-Wende“.