29.06.25 – „Die erste schwarze Frau im Bundestag“ – diese Meldung machte vor der vergangenen Legislaturperiode die Runde in sämtlichen Medien. Dahinter steckt aber sehr viel mehr: Ein engagierte und ambitionierte Frau, die sich zwischen den Themen Klimawandel, Diversität und zunehmendem Rechtsruck ihren Weg bahnt. Die Rede ist von der Bundestagsabgeordneten Awet Tesfaiesus (Bündnis 90/ Die Grünen).
2021 wurde Tesfaiesus das erste Mal in den Bundestag gewählt. Als erste schwarze Abgeordnete …
Wie fühlt es sich an, wieder in den Bundestag gewählt worden zu sein? „Es ist ganz anders …
OSTHESSEN|NEWS hat sie in Berlin besucht und mit ihr unter anderem über die aktuelle …
2021 wurde Tesfaiesus das erste Mal in den Bundestag gewählt. Als erste schwarze Abgeordnete war sie in allen Schlagzeilen. 2025 dann der erneute Erfolg im Wahlkreis 168 Werra-Meißner/Hersfeld-Rotenburg. Ein erneuter Einzug in den Bundestag war gesichert.
OSTHESSEN|NEWS hat sie in Berlin besucht und mit ihr unter anderem über die aktuelle Politik gesprochen.
„Die Schere zwischen Armen und Reichen geht immer weiter auseinander. Wir leben in …
Die zweite Legislaturperiode steht an. Die Räume, das Team, das Umfeld sind bekannt, neu sind die Ziele und Ambitionen. Wie fühlt es sich an, wieder in den Bundestag gewählt worden zu sein? „Es ist ganz anders als beim ersten Mal.“ Obwohl es eine Vertrautheit bezüglich des Ortes und der Leute gibt: „Es ist immer aufregend. Politik besteht aus Druck und Schnelligkeit. Dieses Tempo bringt immer Aufregung mit sich“, so Tesfaiesus. Ihr Ziel, noch vor der Wahl: Diversität im Bundestag zu repräsentieren. Jetzt im neu gewählten Bundestag die Ernüchterung. „Ich bin gar nicht zufrieden mit dem neuen Bundestag. Es gibt einen massiven Rechtsruck. Der Frauenanteil ist signifikant heruntergegangen und wäre wohl ohne die Grünen Frauen noch niedriger.“
„Im Bundestag können sich nicht alle Gruppen wiederfinden“
Sie findet das alarmierend: „Das wirkt sich auf den gesamten Bundestag und auf das Arbeiten im Parlament aus und das ist natürlich nicht gut. Gerade, wenn es um Themen geht, die Frauen betreffen. Mehr Diversität wäre besser gewesen.“ Der Bundestag sollte die ganze Gesellschaft repräsentieren. „Es ist im Moment nicht der Fall, dass sich alle Gruppen wiederfinden können“, da ist sie sich sicher. Was kann man also gegen diesen Rechtsruck unternehmen? „Die Frage stellen wir uns alle“. Einen möglichen Lösungsansatz sieht die Politikerin aber im Austausch untereinander. „Ich erhoffe mir, dass wir als Land lernen können, dass wir miteinander reden können und auch Gespräche zulassen, die anstrengend sind.“
Tesfaiesus steht für Diversität ein. Die erste schwarze Frau im Bundestag zu sein, bedeutet, eine Verantwortung zu tragen. „Immer wenn man die einzige einer Gruppe in einem Raum ist, werden die Worte automatisch auch als die dieser Gruppe gesehen. Ich spreche also nicht immer nur für mich selbst, sondern auch für andere.“ Die „erste“ zu sein, ist für sie nichts Besonderes. In der Schule, in der Kommunalpolitik: Sie war immer die erste schwarze Frau. „Das ist etwas, was vor 20 Jahren gar nicht denkbar war und jetzt ist es Normalität. In meiner Jugend hätte ich mir das niemals vorstellen können, die erste schwarze Frau im Bundestag zu sein. Ich finde es toll, dass wir da in eine Normalität kommen.“
Klimapolitik, soziale Gerechtigkeit, Kultur
Die Politikerin konnte bereits in der vergangenen Legislaturperiode viele Erfahrungen sammeln. Sehr positiv blickt sie auf die Entwicklungen rund um Veränderungen bezüglich der Klimapolitik zurück. „Es ist eines der größten gesellschaftlichen Themen. Ich bin sehr froh, dass wir im Bereich Energiewandel so viel vorangebracht haben.“ Auch das Deutschlandticket empfindet sie als sehr positive Entwicklung. Nun heißt es, weiter an den Zielen zu arbeiten. Themen wie den Rechtsruck einzudämmen, kosten aber viel Zeit. „Ich habe manchmal den Eindruck, wir befinden uns in Zeiten, wo wir darum kämpfen müssen, das zu bewahren, was wir haben und Rückschritte abzuwehren. Ich würde mir wünschen, dass die Themen Klimawandel und E-Mobilität weiter vorankommen.“
Für sie ist außerdem wichtig: Soziale Gerechtigkeit. „Die Schere zwischen Armen und Reichen geht immer weiter auseinander. Wir leben in Zeiten, in denen sich zwei Akademiker mit Kindern kein Haus mehr leisten können.“ Als Mitglied des Kultur- und Rechtsausschusses liegen ihr aber auch diese Themen besonders am Herzen. Besonders im ländlichen Raum – also auch in ihrem Wahlkreis – ist Kultur wichtiger denn je. Abgesehen davon ist der Politikerin in ihrem Wahlkreis aber auch wichtig: „Mein Wahlkreis ist so divers wie die Menschen überall. Mit ist es wichtig, präsent zu sein und zu schauen, wo die unterschiedlichen Bedarfe liegen“
Viele Ziele, viele Hürden, aber auch viel Motivation, etwas zu verändern. 2021 setze Tesfaiesius einen Meilenstein im Bundestag. Jetzt arbeitet sie hart an der Umsetzung ihrer Ziele. Spannende Zeiten stehen bevor. (Katharina Geppert) +++
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