SPD-Chef Lars Klingbeil ist beim Parteitag in Berlin abgewatscht worden, bei seiner Wiederwahl erhielt er nur 64,9 Prozent der Delegiertenstimmen. Sein Genosse Wolfgang Panzer kann sich dagegen über ein Ergebnis freuen, wie man es normalerweise vom Volkskongress in China kennt: 100 Prozent der Delegierten haben am Sonntagmittag dafür gestimmt, den bisherigen Unterhachinger Bürgermeister als Landratskandidaten im Landkreis München zu nominieren. Der 57-Jährige wird somit bei der Kommunalwahl im März 2026 gegen Landrat Christoph Göbel (CSU) antreten, den seine Parteifreunde Ende Mai mit einem 99-Prozent-Votum ins Rennen geschickt haben. Kandidieren werden zudem zwei Frauen: die von den Grünen benannte Marion Seitz aus Aschheim sowie die stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende Katharina Diem aus Feldkirchen. Sie soll Ende Juli nominiert werden.

In seiner Bewerbungsrede in der voll besetzten Ismaninger Hainhalle präsentierte sich Panzer weniger als Mann des Wortes, sondern vielmehr als Mann der Tat und erfahrener Kommunalpolitiker, der 2026 auf 18 Jahre Bürgermeisteramt zurückblicken wird. In seinem Job sei ihm viel gelungen, sagte Panzer und nannte das Schaffen von mehr als 100 erschwinglichen Wohnungen, den Ausbau der Bildungslandschaft sowie Klimaschutz. Das „Haus Unterhaching“ sei gut bestellt, versicherte der SPD-Politiker. Er habe alles erreicht, was er sich vorgenommen habe, so Panzer.

Doch nach drei Amtszeiten reize es ihn, andere Wege zu gehen und sich einer neuen Aufgabe zu stellen – der des Landrats. Damit würde sich in gewisser Weise auch der Kreis schließen, sagte Panzer, der vor 40 Jahren seine Ausbildung als Verwaltungsfachwirt im Landratsamt begonnen hatte. Dass es schwer werden wird, gegen den beliebten CSU-Mann Christoph Göbel zu gewinnen, wissen Panzer und seine SPD. Insgeheim hoffen sie wohl aber auf eine Wiederholung des „Rumschöttel-Effekts“.

Die bislang letzte rote Landrätin des Landkreises München schaffte es bei der Wahl 2008 als erfolgreiche Rathauschefin, gegen einen seit zwölf Jahren amtierenden Landrat zu gewinnen. Ihre Aussichten waren damals mehr als bescheiden, in der ersten Runde lag sie abgeschlagen hinter CSU-Amtsinhaber Heiner Janik zurück – und schaffte in der Stichwahl die Sensation. Doch der SPD-Höhenflug währte nur eine Amtsperiode. 2014 ging das Landratsamt wieder verloren und Göbel zog als Chef ein.

Volles Haus: 80 Delegierte und zahlreiche weitere SPD-Mitglieder haben den Parteitag in der voll besetzten Hainhalle in Ismaning verfolgt.Volles Haus: 80 Delegierte und zahlreiche weitere SPD-Mitglieder haben den Parteitag in der voll besetzten Hainhalle in Ismaning verfolgt. (Foto: Sabine Wejsada)

Wolfgang Panzer hatte sich bereits im vergangenen September um die Landratskandidatur bei der SPD München-Land beworben. Ein Umstand, der für nicht wenige Genossen überraschend kam und auch für die Spitze des Kreisverbands. Es sei schon ungewöhnlich gewesen, dass jemand „so früh“ sein Interesse zeige, räumte Vorsitzender Korbinian Rüger am Sonntag ein, aber: „Wir sind froh, einen gefunden zu haben, weil die SPD ja immer auf der Suche nach arrivierten Bürgermeistern war, die Landrat werden wollen.“ Ein in den vergangenen Jahren vergebliches Ansinnen, weil sich keiner der erfahrenen SPD-Rathauschefs auf ein solches Himmelfahrtskommando einlassen wollte – bis jetzt. Und wenn es schiefgeht? „Dann denke ich neu nach“, sagte Panzer. Auch darüber, ob er an seinen alten Arbeitsplatz im Landratsamt zurückkehrt oder vorzeitig in Ruhestand geht, was nach 18 Jahren als Wahlbeamter auf Zeit möglich ist.

„Keiner für Show und Bühne oder glamouröse Auftritte“

Co-Vorsitzende Christine Himmelberg nannte Panzer einen Bürgermeister, „der dem Volk nicht nach dem Maul redet, aber nah am Menschen ist“. Der Unterhachinger sei klar in seiner sozialdemokratischen Haltung und immer ansprechbar. Die stellvertretende Landrätin Annette Ganssmüller-Maluche lobte den 57-jährigen Parteifreund für seine Bescheidenheit, inklusive Seitenhieb auf den Amtsinhaber von der CSU. Panzer sei ein Kommunalpolitiker, „der tut, und keiner für Show und Bühne oder glamouröse Auftritte“.

Genau so jemanden brauche der Landkreis München in den aktuell herausfordernden Zeiten, in denen das Geld knapp wird und die Aufgaben zunehmen, sagte Ismanings sozialdemokratischer Bürgermeister Alexander Greulich in seinem „Werbeblock für Wolfi“.  Panzer habe Führungsqualität, mit ihm könne das Landratsamt wie früher wieder zu einer „Ermöglichungsbehörde“ werden, die den Kommunen auf Augenhöhe begegne, so Greulich. Aktuell lasse das zu wünschen übrig, „der politische Druck geht zu weit, wir wollen einen Landrat, der nicht übergriffig ist“.