Legende, Ikone, Idol – Bezeichnungen, die schnell mal abgedroschen klingen können, aber auf Herbie Hancock (85) passen sie tatsächlich. Kein Pianist hat die vielen verschiedenen Jazzepochen des 20. Jahrhunderts geprägt wie er und dabei so neugierig, experimentierfreudig und innovativ über den Tellerrand in Richtung Pop, Funk, Elektronik und HipHop geschaut.

14 Mal gewann der Meisterpianist den Grammy sowie einen Oscar für den Soundtrack zu „Round Midnight“. Hancock ist UNESCO-Botschafter für interkulturellen Dialog und Schirmherr des „International Jazz Day“, der an jedem 30. April gefeiert wird. 2019 gab seine Heimatstadt Chicago dem renommierten „Thelonious Monk Institute of Jazz“ einen neuen Namen: „Herbie Hancock Institute of Jazz“! Seinen 85. Geburtstag im April feierte das Musik-Chamäleon ausführlich auf der Bühne. Selbst hochbetagt hat er sich seinen kindlich-vorwitzigen Spieltrieb und die Grandezza eines Hollywoodstars bewahrt.

Hancock ist eine Jazz-Legende

Schon als Elfjähriger führt Herbie, das Wunderkind, Mozarts Klavierkonzerte mit dem Chicago Symphony Orchestra auf. Er studiert Elektrotechnik und Komposition. Das Wissen, wie man elektrische Spannung in Schall umwandeln kann, wird ihm später noch nützen. Sein Debüt-Hit „Watermelon Man“ läuft ab 1962 in den Jazzclubs rauf und runter. Miles Davis heuert ihn für sein Quintett an. Hier findet er seinen ureigenen Stil.

Anfang der 70er Jahre holt er den Jazz aus den Kellern in die großen Tanzclubs. Disco und Funk sind im Pop en vogue, seine Band Head Hunters begeistert mit Rhythmus und verrückten psychedelischen Dauersoli. Sein Technikwissen kommt ins Spiel: Er experimentiert mit den ersten Computern, entwickelt selbst einen Vocoder, mit dem er seine Stimme verfremdet und auf seinen Platten singt. Er arbeitet mit DJs und Rockbands, die HipHop-Bewegung verarbeitet seine Songs als Samples. Sein mit Vinyl-Scratching dekorierter Hit „Rockit“ mit dem Schaufensterpuppen-Video dominiert in den 80ern über Monate die Charts – und fehlt in keinem seiner Konzerte.

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Parallel blieb Hancock auch immer dem klassischen Jazz in kleiner Besetzung treu und nimmt weiterhin großartige Alben auf. In Hamburg wird die Jazz-Legende allein am Steinway-Flügel mit ihrem magischen Sound zu bewundern sein. Das gilt es nicht zu verpassen!

CCH: 1.7., 20 Uhr, Tickets ab 75 Euro