Die Debatte um einen möglichen neuen Kultur-Standort in Solingen ist um eine Facette reicher. Denn nachdem die CDU bereits vor einigen Wochen mit der Idee nach vorne geprescht ist, sich angesichts weiter steigender Kosten von einer Sanierung des heutigen Theater und Konzerthauses in der Nordstadt zu verabschieden und stattdessen den Neubau eines Kulturhauses an anderer Stelle – etwa auf dem Omega-Areal in der City – zu prüfen, hat die Solinger FDP nun ebenfalls einen eigenen Vorschlag zur Diskussion gestellt.

„Es könnte eine Option darin bestehen, ein solches Kulturhaus auf dem Areal des Schulzentrums Vogelsang zu errichten“, sagte die Vorsitzende der Freien Demokraten, Nina Brattig, am Wochenende im Gespräch mit unserer Redaktion. Denn auf diese Weise, so die Liberale, könnte es möglich sein, gegebenenfalls Synergieeffekte zu nutzen. Nina Brattig: „So wäre es beispielsweise durchaus denkbar und zu überlegen, dass das Kulturhaus auch für die Schülerinnen und Schüler des Schulzentrums nutzbar wäre.“

Tatsächlich, so die Überzeugung der FDP, ergebe es Sinn, den ohnehin vorgesehenen Neubau des Schulzentrums zum Anlass zu nehmen, den ganzen Komplex noch einmal zu vergrößern und eben ein Kulturhaus im Schulzentrum zu integrieren. „Das muss natürlich noch alles genau überprüft werden“, schränkte Fraktionschefin Brattig ein. Doch sei am Ende sehr wohl vorstellbar, dass ein Kulturhaus am Vogelang auch finanziell Sinn ergeben könnte.

Denn auf diese Weise wäre die Stadt Solingen aus Sicht der Liberalen nicht länger gezwungen, Geld in das noch aus den 1960er Jahren stammende Theater und Konzerthaus an der Konrad-Adenauer-Straße zu stecken – zumal die Freien Demokraten sowieso fürchten, dass die Sanierung des Theater und Konzerthauses schlussendlich zu einem sprichwörtlichen Fass ohne Boden wird, das den maroden städtischen Haushalt noch mehr in Schieflage bringt, als dies ohnehin bereits der Fall ist.

Dabei snd Rechnung und Stoßrichtung der FDP relativ einfach. „Wir gehen davon aus, dass die zurzeit veranschlagten 30 Millionen Euro bis zum Jahr 2029 nicht reichen werden“, sagte Nina Brattig, die es stattdessen für wahrscheinlicher hält, dass der Fertigstellungstermin für die Sanierung des Theater und Konzerthauses früher oder später nach hinten korrigiert werden muss. Und dies, so Brattig, habe dann zur Folge, dass die kalkulierte Summe nicht mehr lange und zuletzt eher 35 Millionen Euro stünden.

Geld, das nach Einschätzung der Liberalen am Vogelsang besser investiert wäre. Wobei Nina Brattig den Einwand, dass es auch beim Bauvorhaben Vogelsang schon exorbitante Kostensteigerungen gegeben hat, bevor überhaupt der erste Stein bewegt worden ist, lediglich bedingt gelten lässt. Denn immerhin dürfe dabei nicht vergessen werden, dass die ersten Planungen noch von einem Schulzentrum mit Realschule ausgegangen seien. Mittlerweile solle am Vogelsang aber eine Gesamtschule einziehen, sodass die regelrechte Kostenexplosion von einstmals 100 Millionen Euro auf zuletzt über 250 Millionen Euro zumindest ansatzweise zu erklären sei, sagte Brattig.

Bei der CDU wiederum wird der Vogelsang-Vorschlag der Freien Demokraten durchaus mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. „Da könnte etwas dran sein“, lobte der Vorsitzende der Solinger Christdemokraten und Oberbürgermeister-Kandidat seiner Partei bei den Kommunalwahlen im September, Daniel Flemm, am Wochenende den Vorstoß der Solinger FDP in Sachen Vogelsang.

Gleichzeitig unterstrich Flemm aber auch, dass er die Idee der Liberalen keineswegs als Alternative, sondern vielmehr als Ergänzung zu den eigenen CDU-Plänen verstehe. „Wir bleiben dabei, dass auf dem Omega-Gelände ein Kulturhaus entstehen soll“, stellte der OB-Kandidat jetzt noch einmal klar. Ein weiterer Kultur-Standort am Vogelsang wäre hingegen eher ein zusätzliches Angebot, sagte der CDU-Mann im Gespräch mit unserer Redaktion.

Insgesamt, so Daniel Flemm, sei er froh, dass nun zunächst einmal alle auf dem Tisch liegenden Optionen einer Prüfung unterzogen würden. Denn auf diese Weise sei es dann später möglich, zu der für Solingen besten Lösung zu gelangen, betonte Flemm, dessen eigene Fraktion überzeugt bleibt, dass eine Aufgabe des heutigen Theater und Konzerthauses am sinnvollsten ist. Denn tatsächlich schwebt der CDU vor, anstelle des alten Theater und Konzerthauses in einigen Jahren eine moderne Feuer- und Rettungswache zu errichten, die wiederum die zurzeit noch geplanten zwei neuen Feuerwehr-Wachen in Mitte und Wald überflüssig machen könnte.

Gegner eines Abrisses des alten Theater und Konzerthauses sind indes die Grünen. „Es ist richtig, dass sich die Politik Gedanken über die Entwicklung der Innenstadt macht,“ sagte zuletzt Ruth Fischer-Bieniek, Fraktions- und kulturpolitische Sprecherin von Bündnis 90 / Die Grünen im Solinger Stadtrat. Allerdings seien die kulturpolitischen Vorschläge seitens der CDU nicht mit realistischen finanzpolitischen Überlegungen verknüpft worden, schränkte Fischer-Bieniek ein. Stattdessen werde bei den Christdemokraten behauptet, das Theater und Konzerthaus sei marode. Aber das stimme nicht, so die Grünen.