Tatjana Geßler mit den Sängerin Cherry Gehring (links) und Jens Heckermann im Friedrichsbau Varieté. Foto: Klaus Schnaidt
Seit Jahren zählt sie zu den vertrauten Gesichtern des SWR – abseits der TV-Kamera wird sie als Sängerin immer besser: Tatjana Geßler wird im Friedrichsbau Varieté gefeiert.
Wer Tatjana Geßler nur aus dem SWR-Fernsehen kennt, hat bisher nur einen Teil ihrer Persönlichkeit gesehen. Wie sie auf der Bühne im selbst an einem heißen Abend gut besetzten Friedrichsbau Varieté agiert, spürt sofort: Dass die Nachrichtenfrau singt, ist kein Nebenprojekt, keine bloße Selbstverwirklichungslaune – das ist pure Leidenschaft.
Tatjana Geßler liest aus ihrem Büchern. Foto: Klaus Schnaidt
Ihre Fangemeinde ist zur Show „Gesang, Getier, Geschichten“ mit der einfühlsamen Jazzband des früheren SWR-Musikredakteurs Frieder Berlin (70) zahlreich erschienen, zum Teil von weither angereist. Im Friedrichsbau hört man, sie werde als Sängerin immer besser. Stimmlichen Unsicherheiten von ihren ersten Musik-Auftritten sind ausgebügelt, ihr Gesangsunterricht hat sich gelohnt.
Tatjana Geßler singt das Lieblingslied ihrer Großmutter
Ob sie eigene Lieder singt wie „Samtpfote“, eine Liebeserklärung an ihre Katze, oder „Nichts ist für immer“, eine nachdenkliche Reflexion über das Älterwerden, ob sie Klassiker wie „Für dich soll’s rote Rosen regnen“ von Hildegard Kneif wählt oder „Hymne d’amour“ von Edith Piaf – immer geschieht’s, alles sehr jazzig vorgetragen, mit einem persönlichen Touch, mit Herz und Empathie.
Da steht jemand auf der Bühne, der etwas zu sagen hat. Jemand, dessen Stimme an Ausdruckskraft gewinnt. Diese Stimme wirkt immer sicherer, facettenreicher, und sie berührt. Ein Höhepunkt der Show ist, mit welcher Kraft sie das Lieblingslied ihrer Großmütter vorträgt: „Nur nicht aus Liebe weinen!“ Die Oma im Himmel wird vor Glück und Stolz weinen!
Tatjana Geßler mit der Frieder-Berlin-Band. Als Gaststars auf der Bühne: Cherry Gehring und Jens Heckermann
Zwischen den Liedern liest Tatjana Geßler aus ihren Büchern, zeigt Filme aus ihrer Arbeit als TV-Journalistin, bei denen es vor allem um Tiere geht. Dem Tierschutz gilt das private Engagement der Veganerin. Auch in den sozialen Medien positioniert sich die Tochter eines Tierarztes klar – die Folge sind immer wieder Hasskommentare bei Facebook.
Warum sie oft zur Zielscheibe wird? Die 52-Jährige sagt es so: „Die Leute wissen, dass sie mit ihrem Konsum das Leid unterstützen, haben aber Angst vor der Veränderung und vor vermeintlichem Verzicht. Also greift man die an, von denen sie glauben, sie würden ihnen schlechtes Gewissen machen.“
In den Friedrichsbau sind freilich keine Hater gekommen, sondern eher die, die ihre Postings regelmäßig mit Lob unterstützen. Ihre Fanbase ist groß. Das Anliegen des Multitalents Geßler ist es, für Themen des Tierschutzes zu sensibilisieren – sie tut das ohne Pathos, dafür mit umso mehr Glaubwürdigkeit.
Und dabei bleibt noch immer Zeit, an einem mit Programm prall gefüllten Abend die Garderobe mehrfach zu wechseln. Als Fernsehfrau weiß sie, wie wichtig Optik ist. Ihre Facebook-Freunde bemerken, dass sie sich mit Fotoshop fürs Netz noch schöner macht als sie ohnehin schon ist ist. Und sie singt sich frei, da sie mehr kann, als seriös in „SWR Aktuell“ zu sein. In der zweiten Hälfte holt sie zwei bekannte Stimmen der Stadt zum Mitsingen auf die Bühne: Cherry Gehring (Pur) und Jens Heckermann (ehemals Die Füenf). Das Publikum quer durch die Generationen ist begeistert von einem Abend voller Klang und Haltung.