Kühl ist es im Kühlergebäude auf dem Gaswerksgelände – bei den derzeitigen heißen Sommertemperaturen der perfekte Ort für einen Theaterbesuch. Der Jugendclub Y des Staatstheaters Augsburg spielt hier dreimal vor ausverkauftem Haus »Euer Hass ist unser Totentainment«, unter der Leitung von Theaterpädagogin Nicoletta Kindermann und Schauspieler Julius Kühn. Letzterer verfasste das klug konzipierte Skript, das Werke großer Meister wie Sartre und Kafka mit eigenen Ideen verwebt – gemeinsam mit den engagierten Mitgliedern des Theaterclubs entstand daraus ein facettenreiches Stück.

Das Kühlergebäude wird zum postapokalyptischen Totenreich, und das Publikum erfährt auf Drehstühlen, von denen aus man jede Spielecke überblicken kann, dass selbst dort der Alltag ganz schön eintönig sein kann. Zum Glück gibt es den »Totentainer«, der zeigt, was gerade auf der Erde passiert – und bei dem ein oder anderen Drama auch gern etwas nachhilft: Gezielt werden Personen gegeneinander aufgehetzt, um das Publikum mit noch mehr Vergnügen à la »Tribute von Panem« zu versorgen. Und das funktioniert! Wie Fußball-Hooligans stehen die Toten in den Ecken, machen Krawall, singen und grölen. Doch: Kann eine Welt voller Hass auf Dauer wirklich glücklich machen? Lässt sich die Gier nach Entertainment je stillen?

Ève und Pierre jedenfalls sind mit dem Geschehen im Totenreich nicht einverstanden – und erhalten durch ein bürokratisches Schlupfloch eine zweite Chance in der Welt der Lebenden. Werden sie es diesmal besser machen? Und wie lange kann der Totentainer sein Publikum noch bei Laune halten?

Der Club Y präsentiert ein rasantes, kurzweiliges Stück über Moral, den Sinn des Lebens und die Bestimmung des Menschseins. Sensible Inhalte werden hier von den talentierten und durchweg authentischen jungen Darsteller*innen verhandelt – mal muss man lachen oder schmunzeln, mal erschrickt oder gruselt man sich, mal wird man zu Tränen gerührt. Ein liebevoll kitschiges Video und gefühlvoller Live-Gesang entlassen das Publikum in die schwüle Sommernacht. Vielleicht ist doch nicht alles verloren – vielleicht ist die Welt noch zu retten. Danke für diesen jugendlichen Idealismus – wir brauchen wahrhaft mehr davon.