Berlins schwarz-rote Koalition fordert vom Senat, einen Landesarzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie einzusetzen – und zwar in den nächsten Monaten. Für die SPD drängte Bettina König im Fachausschuss des Abgeordnetenhauses am Montag darauf, dass Gesundheitssenatorin und Parteikollegin Ina Czyborra diesen ehrenamtlichen Posten bis Jahresende schaffen solle.
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Durch die Corona-Krise habe sich die Lage verschärft, sagte Abgeordnete König. Es gebe also Bedarf, neben der amtierenden Landesbeauftragten für psychische Gesundheit eine eigene Autorität für Kinder und Jugendliche einzurichten.
Essstörungen, Depressionen, Angst-Belastungsstörungen unter Kindern und Jugendlichen nehmen zu. Im Ausschuss sprachen Barmer-Landeschefin Gabriela Leyh und Charité-Psychiater Christoph Correll von vollen Wartelisten, zu wenig Behandlungsplätzen und einer seit der Pandemie schwierigeren Versorgung. Hochschulmediziner Correll sagte, angesichts zunehmender Essstörungen müsse man mit Erlaubnis von Eltern und Gerichten sogar öfter zu Zwangsernährung greifen.
Ein Landesarzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie wäre ein in Praxis, Klinik oder Gesundheitsamt tätiger Mediziner, der sich an ausgewählten Terminen stadtweit in Politik und Gesundheitswesen engagiert. Dazu zählen Gespräche mit Ärzteverbänden, Behörden, Krankenkassen. So könnte der Landesarzt in der Krankenhausplanung und Praxen-Verteilung beraten.
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Den von der Koalition geforderten Posten hatte es bis 2021 gegeben, er war unter der damaligen Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) nicht neu besetzt worden. In einem offenen Brief an Senatorin Czyborra wies der frühere Landesarzt, Christoph Pewesin, auf die Folgen der Corona-Maßnahmen hin, viele Beziehungen seien weggebrochen, was zu einem „massiven Anstieg der psychischen Probleme“ geführt habe.
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Nach dem Beschluss des Gesundheitsausschusses könnte das Plenum des Abgeordnetenhauses dem CDU-SPD-Antrag am 10. Juli zustimmen, spätestens aber nach der Sommerpause im September.