Ab 1. Juli gilt in Frankreich ein Rauchverbot im öffentlichen Raum. Unvorstellbar für die Nation des Savoir-vivre. Und wie da gequalmt wird! Zum Beispiel in Marseille.

30. Juni 2025, 11:01 Uhr

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Frankreich, bekannt für seinen Eigensinn und seine Streikkultur, führt ab 1. Juli ein Rauchverbot im öffentlichen Raum ein, um Kinder vor passivem Rauchen zu schützen und die Raucherquote zu senken. Trotzdem herrscht in Marseille noch ein fröhlich-unbekümmerter Raucher-Lifestyle, der als Revolte gegen Gesundheitsregeln und als Verteidigung alter Lasterhaftigkeit interpretiert werden kann. Es bleibt abzuwarten, ob sich Frankreich den internationalen Standards anpassen wird oder weiterhin den gallischen Mythos des unbeugsamen Widerstands verkörpert.

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Rauchverbot: Leben wie in einer Nouvelle-Vague-Kulisse – dazu gehört nun mal eine Zigarette im Mundwinkel, wie sie einst Jean-Paul Belmondo trug.

Leben wie in einer Nouvelle-Vague-Kulisse – dazu gehört nun mal eine Zigarette im Mundwinkel, wie sie einst Jean-Paul Belmondo trug.
© Gamma-Keystone/​Getty Images

Seit Asterix und Obelix weiß die Welt, dass Frankreich,
zumindest in der Form eines gallischen Dorfes, das Land ist, das sich mit
unerschütterlichem Eigensinn der Fremdverwaltung durch supranationale Institutionen
(in diesem Fall das Imperium Romanum) widersetzt und sich einfach nichts sagen
lässt. Einen autoritären Charakter hat den Franzosen (anders als den Deutschen)
noch niemand unterstellt. Bis heute ist die Streikkultur vor allem im
öffentlichen Sektor legendär.

Natürlich liegen die Dinge in Wahrheit ein bisschen
verwickelter. Frankreich ist zugleich ja die Nation eines beispiellos rigoros
durchgesetzten Zentralismus, in dem die Zugstrecken aus allen vier
Himmelsrichtungen auf Paris zusteuern. Es ist das Land, das seiner an der Science
Po geschulten Verwaltungselite Ungeheures an Entscheidungskompetenz zutraut und
lieber auf Etatismus als auf die dezentralen Kräfte des Marktes setzt. Aber
vielleicht ertragen die im Herzen anarchischen Franzosen diesen Zentralismus nur,
weil sie sich an dessen Weisungen und Vorgaben ohnehin nicht zu halten gedenken.
So lässt es sich munter von oben verordnen und trotzdem fröhlich von unten weiterleben
– eigentlich keine schlechte Lösung für den ewigen Konflikt zwischen Obrigkeit
und Volkssouveränität.