Der Ballettdirektor Goyo Montero verabschiedet sich nach sagenhaften 17 Jahren aus Nürnberg. Seine Nachfolge anzutreten, wird für Richard Siegal nicht leicht werden.
Wie aus dem Nichts geboren stehen Goyo und Theo Montero beieinander: Vater und Sohn. Wo gerade noch zwei Dutzend Tänzer den Bühnenraum des Nürnberger Opernhauses zum Vibrieren brachten, kreuzen sich jetzt die Blicke der beiden. Der Junge erhebt die glockenhelle Stimme, intoniert Schuberts „Winterreise“, während der Vater dem Instinkt des Beschützers folgt: Er zirkelt riesenhafte Beinkreise in die Luft, steigt leichtfüßig empor, wirft sich energisch zu Boden. „Ich bin zu Ende mit allen Träumen“, singt das Kind. Die Tänzer eilen herbei, bilden ein Traumgespinst, einen Kokon um Vater und Sohn. So wie die Kunst eine Menschenseele umarmen und trösten kann. Und dann zerreißt der barocke Bilderbogen von „Malditos Benditos“ und zeigt auf offener Bühne, was sich sonst hinter dem Vorhang abspielt: Schulter an Schulter und juchzend feiern die Tänzer ein vollendetes Werk.