Planten un Blomen im Rücken, das Gesicht zur Alster: Im Windschatten der prominenten Nachbarschaft litten die Colonnaden, eine der schönsten, kleinen Fußgängerzonen der Hamburger Innenstadt, unter den Umbrüchen in der Nachbarschaft. Nun fiel der Startschuss für eine aufwendige Umgestaltung.
In den letzten Jahren gab es rund um die Colonnaden ein großes Stühlerücken. Alle putzten sich heraus, die direkte Verbindung zwischen ihr und dem Gänsemarkt, die Gänsemarkt Passage, wurde kurzerhand abgerissen und weil diese ein Überbleibsel der insolventen Signa-Gruppe war, stand lange Zeit in den Sternen, wie es dort weitergehen wird. Jetzt aber klärt sich die Lage in der Nachbarschaft. Entweder sind Bauarbeiten fertig oder ein Eröffnungstermin steht fest.
Die Lessing Höfe, so heißt jener Komplex, den die Hanse Merkur aus der Insolvenzmasse der Signa erstanden hat und fertig baut, sollen in 2028 Eröffnung feiern. Der Hamburger Hof ist eingehüllt und unterzieht sich einer umfassenden Sanierung, und am Jungfernstieg kehrt nach Jahren des Umbaus endlich Ruhe ein. Ein guter Zeitpunkt, um die Colonnaden, die wohl schönste Verbindung zwischen den Wallanlagen von Planten un Blomen und der Binnenalster, aus ihrem Schattendasein in der Hamburger Innenstadt hereinzuholen.
Mit dem Start des freiraumplanerischen Wettbewerbs am 30. Juni 2025 fällt der offizielle Startschuss für die künftige Neugestaltung der charmanten Fußgängerzone. „Die Colonnaden haben in den letzten Jahren sehr gelitten, in zweifacher Hinsicht. Sie waren umringt von Baustellen, und gleichzeitig blieb dieser so charmante Flecken Innenstadt als einziger von der Stadt unangetastet“, so Mareike Menzel, Prokuristin und Sprecherin der Zum Felde BID Projektgesellschaft mbH. Und so nahmen die Eigentümer der Anrainer-Immobilien die Sache selbst in die Hand.
Bereits 2023 haben sich rund 50 Grundeigentümer in dem historisch bedeutenden Straßenzug zusammengeschlossen und brachten das BID Quartier Colonnaden auf den Weg. Im März 2025 erfolgte die offizielle Einrichtung durch den Hamburger Senat. „Unser Ziel ist es, ein Quartier zu entwickeln, das die historische Identität wahrt und zugleich einen nahtlosen Übergang schafft zu den umliegenden Adressen“, so Menzel.
Im ersten Schritt sollen sieben Büros Pläne für eine Umgestaltung vorlegen, Anfang November wählt eine Jury den Sieger aus. Auf der Grundlage dieses Entwurfs soll es dann in die Detailplanung gehen. Die Finanzierung erfolgt über Beiträge der Immobilieneigentümer. Für die erste Laufzeit sind rund 1,3 Millionen Euro vorgesehen.
Der Name der Straße bezieht sich übrigens auf den Säulengang, der die Straße ursprünglich auf gesamter Länge begleiten sollte, letztendlich jedoch lediglich auf der südöstlichen Seite der Straße ausgeführt wurde. Dabei handelt es sich typologisch allerdings, anders als der Straßenname vermuten lässt, nicht um Kolonnaden, sondern um Arkaden. Das Unternehmerkonsortium der Gebrüder Wex legte die Meile in den Jahren 1876/77 als Privatstraße zur Verbindung von Jungfernstieg und Dammtor an.
In den 1970er-Jahren wurde sie zu einer Fußgängerzone umgestaltet. Seit 1978 steht der Großteil der Colonnaden mit den Gebäuden und den Straßenflächen sowie die verbliebene klassizistische Bebauung der 1842 angelegten Büschstraße mit seinen Einzelbauten und als Ensemble unter Denkmalschutz. „Die Colonnaden haben großes Potenzial, sie sind die schönste Flaniermeile im Herzen unserer Stadt – gemeinsam müssen wir sie aus dem Dornröschenschlaf holen“, sagt Dieter Becken von der Becken Holding GmbH, die Mitglied im BID ist.
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