Witten. Der Umbau des Rathauses hat viele Jahre gedauert. Nicht nur davon erzählt ein neues Buch über Witten. Es zeigt tolle Fotos. Nur ein Detail fehlt.
„Das Ruhrgebiet hat die hässlichsten Innenstädte“, sagt Dieter Nellen. Der freie Berater und Publizist für Kultur-, Stadt- und Regionalentwicklung nimmt Witten da nicht aus. Doch immerhin kann die Ruhrstadt jetzt mit einem schicken Rathaus punkten, dessen beinahe zehnjährige Renovierung in den letzten Zügen liegt. Passend dazu ist gerade ein neues Buch erschienen, das nicht nur den Umbau in den Fokus nimmt, sondern die gesamte Entwicklung der City – und das sich allein schon wegen der Fotos lohnt.

Haben das Buch „Rathaus Quartier 21+ Witten“ gemeinsam herausgegeben: (v.li.) Lukas Arntz, Stefan Rommelfanger und Dieter Nellen. Insgesamt waren bis zu 40 Menschen daran beteiligt.
© Stadt Witten | Eike Zengerle
Dieter Nellen, Stadtbaurat Stefan Rommelfanger und Lukas Arntz vom Planungsamt haben das Werk im Kettler Verlag herausgegeben und die Einleitung verfasst. „Die Zusammenarbeit war exzellent“, lobt Nellen, der auch Wittener ist. „Das Buch gibt eine Idee von der Stadt.“ Es liefert auf gut 150 Seiten viele Informationen sowie authentische Texte unterschiedlichster Gastautoren, allesamt weit entfernt von „städtischen Verlautbarungen“, wie gleich zu Anfang betont wird.
Historiker erzählt die Geschichte des Wittener Rathauses
So hat der inzwischen 90-jährige Historiker Heinrich Schoppmeyer die „Geschichte, Politik und Architektur einer Stadtmarke“ beschrieben. Gebäude-Manager Klaus Böde widmet sich der Renovierung. Landschaftsarchitektin Christine Wolf nimmt sich den Rathausplatz vor, der heute noch „zugig, kahl, unbelebt und wenig einladend“ wirkt, in Zukunft aber höhere Aufenthaltsqualität bieten soll. Das Büro Gerber Architekten beschreibt die Wirkung des neuen Johanniszentrums in der Nachbarschaft. Investor Henry Beierlorzer wiederum erzählt von der neuen Nutzung der Alten Feuerwache.

Das neue Rathaus von innen: Noch wird gehämmert und gewienert. Doch zur großen Eröffnung am Freitag und Samstag (4./5. Juli) soll alles weitgehend fertig sein.
© FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener
„Wir wollen den Blick nach vorne richten und schauen, welche Impulse die Renovierung des Rathauses nun für die umliegenden Quartiere haben kann“, sagt Stadtbaurat Rommelfanger. Nellen vergleicht das Rathaus mit einem Wohnzimmer, das nach der Neugestaltung nun den Blick auf die bislang weniger attraktiven Räume in der Umgebung lenkt und verdeutlicht: Auch diese müssen schöner werden, „damit die Leute wieder Lust auf die Innenstadt“ bekommen. Und so erfährt der Leser, wie es derzeit um Rathausplatz, Kornmarkt, den Platz der Gedächtniskirche, den Lutherpark und nicht zuletzt das leerstehende Kaufhof-Gebäude bestellt ist.
Kornmarkt und Kaufhof: Kapitel im neuen Witten-Buch
Die Neugestaltung des Kornmarkts ist ja bekanntlich auf dem Weg. Der Liegenschaftsausschuss hat sich für die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte als Bauträger entschieden. In Sachen Kaufhof dagegen lassen Entscheidungen auf sich warten. Während die Stadt durchaus die Vision einer idealen Nutzung hat, verfolgt die Saller Gruppe als Eigentümer eigene Interessen. Zuletzt hieß es, das Unternehmen befinde sich in finalen Verhandlungen für eine Vermietung des Erd- und Untergeschosses.
Lesen Sie auch
Die Innenstadt als kreativer Lebensraum – dazu gehört doch eigentlich auch der Ratskeller, der seit rund sechs Jahren im Dornröschenschlaf liegt. Doch Wittens eigentlichem „Wohnzimmer“ ist im Buch kein Kapitel gewidmet. Dennoch macht der Stadtbaurat bei der Buchpräsentation Hoffnung, dass sich die Türen der Gastronomie demnächst wieder öffnen könnten – etwas kleiner und mit neuem Konzept. Gerade laufen Gespräche mit einem Architekturbüro, einem Gebäudetechniker und einem Gastroberater. Fehlt nur noch ein neuer Betreiber. Rommelfanger: „Wir hoffen, in der zweiten Jahreshälfte etwas anschieben zu können.“
Alt versus neu: Fotos machen Witten-Buch zum optischen Genuss
Zurück zum Buch, von dessen Titel sich Interessierte übrigens nicht irritieren lassen sollten. „Rathaus Quartier 21+ Witten“ nennt die Stadt ihre Publikation etwas sperrig. Die Zahl mit dem Plus soll verdeutlichen, dass der Blick in die Zukunft des 21. Jahrhunderts gerichtet ist. 30.- bis 40.000 Euro habe das Werk gekostet. Die vielen Fotos, alt wie neue, machen das auch sonst sehr hochwertig gestaltete Hardcover zu einem optischen Genuss.
Interessierte können sich das Buch kostenlos herunterladen. Am Donnerstag, 3. Juli, erscheint im Wittener Lokalteil der WAZ/WP eine siebenseitige Beilage mit entsprechendem QR-Code für den Download. Im Buchhandel kostet es 28 Euro.
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.