Berlin. Erneut ist das Tipsy Bear angegriffen worden. Es soll noch beklemmender gewesen sein als bei der letzten Attacke. Ein Augenzeuge berichtet.

„Dieser Vorfall war noch bedrohlicher, barg eine größere Gefahr von Gewalt. Wegen der Waffe und weil sie mehrmals wiederkamen“, erzählt Francis Hanlon der Morgenpost, nachdem es schon wieder passiert ist. Erneut und zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ist die beliebte Queer-Bar Tipsy Bear in der Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg in der Nacht zu Sonnabend angegriffen worden. Wie die Polizei in einer Pressemitteilung berichtete, kam es dabei ab 1:45 Uhr gleich zu mehreren queerfeindlichen Straftaten, an der eine sieben- bis achtköpfige Personengruppe beteiligt gewesen sein soll. Francis, der die Bar seit sechs Jahren gemeinsam mit seinem Partner betreibt, schildert der Morgenpost seine Eindrücke aus der Nacht des Geschehens.

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„Das alles zog sich über mehrere Stunden hin. Zuerst wurde eine der Regenbogenflaggen vor der Bar entwendet und in einen BSR-Mülleimer geschmissen“, erzählt der Amerikaner. Der Polizei zufolge handelt es sich um einen 17-Jährigen. „Zwei Kunden befanden sich vor der Bar, zum Glück ist ihnen nichts passiert“, so Francis. Etwa eine Stunde später sei die zweite Flagge aus der Halterung gerissen worden. „Wir haben das gesehen und sind nach draußen gegangen, um zu schauen, ob unsere Gäste okay sind. Als wir vor der Bar standen, näherte sich sehr schnell ein Auto, zu dem die Gruppe lief“, so der Betreiber.

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Queer-Bar in Prenzlauer Berg: „Hineingerannt und die Tür verschlossen“

Einer von ihnen habe schließlich einen Baseballschläger aus dem Auto geholt und begonnen, direkt auf die Bar und die Gruppe um Francis zuzulaufen. „Wir sind schnell hineingerannt und haben die Tür verschlossen. Niemand ist interessiert gewesen herauszufinden, was passiert wäre, wenn wir draußen stehen geblieben wäre“, erinnert er sich. Zwei weitere Male sei der mutmaßliche Täter während der Nacht vor der Bar erschienen und beide Male von der gerufenen Polizei aufgegriffen worden.

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Den Beamten zufolge handelt es sich um einen 19-Jährigen. „Bei der Klärung des Sachverhalts beleidigte der junge Mann den Barbetreiber homophob“, heißt es in der Mitteilung der Polizei. Die beiden Tatverdächtigen seien nach Feststellung der Personalien entlassen worden. Der 19-Jährige habe einen Platzverweis erhalten. Die weiteren Ermittlungen habe der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts Berlin übernommen, so die Polizei.

Tispy Bear: Erst Anfang Mai wurde Flagge in Brand gesetzt

Die Bar sieht sich Francis zufolge immer wieder homophoben Anfeindungen ausgesetzt, wobei es zumeist bei Parolen bleibe. Nicht jedoch Anfang Mai, als Unbekannte Zeugen zufolge darüber hinaus eine vor der Bar hängende Regenbogenflagge hinuntergerissen und in Brand gesetzt hatten. Die Ermittlungen des LKA dazu dauern an. Wenige Tage nach dem Brandanschlag veranstaltete das Tipsy Bear mit Unterstützung umliegender Gewerbetreibender vor der Bar eine Protest-Kundgebung.

Francis Hanlon Queer-Bar Tipsy Bear Prenzlauer Berg

„Wir sind schnell hineingerannt und haben die Tür verschlossen.“ Francis Hanlon vor der Bar Tipsy Bear.
© Berliner Morgenpost | Sebastian Struwe

„Besonders in Prenzlauer Berg ist es für Menschen, die nicht viel Verbindung zur queeren Community haben, einfach zu denken, dass das queere Leben nicht schwierig ist“, erzählte Francis damals der Morgenpost. Es sei ihnen nicht bewusst, wie oft Betroffene angegriffen und verletzt würden.

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Zahlen des Antigewaltprojekts Maneo belegen, dass die Zahl trans- und homophober Angriffe in Berlin zunimmt. 2024 hat sie einen Höchststand erreicht. Mit einem Zuwachs an Angriffen auf queere Einrichtungen und Gedenkorten gegenüber dem Vorjahr um ganze 60 Prozent.