Berlin – Die Rettungsstelle des Benjamin-Franklin-Klinikums ist mit 60.000 Patienten pro Jahr der Notfall-Hotspot im Südwesten der Hauptstadt. Doch jetzt ist das Krankenhaus selbst offenbar ein Notfall. Schmutz und Schädlinge, wo Verletzte behandelt werden!
Aktuelle Fotos eines BILD-Lesers vom vergangenen Wochenende aus dem Berliner Krankenhaus zeigen: Braune, dicke Schmuddel-Flecken auf dem Boden, gelbe Krusten in den Ecken, Unrat um Pfeiler herum, zentimeterdicker Staub auf Heizungsrohren.
Schaben übertragen Krankheiten
Besonders ekelerregend: eine tote Schabe auf dem Boden direkt im Diagnostik-Bereich. Laut Umweltbundesamt lebt die Schabe (Blattella germanica) von nährstoffhaltigen Abfällen. Ihre Ausscheidungen stellen ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar, können Tuberkulose, Milzbrand oder Fadenwürmer übertragen.
„In einer Rettungsstelle sollte doch alles sauber und sogar steril sein“, so der Leser, der anonym bleiben möchte. „In diesen Räumen werden Leute mit offenen Wunden behandelt.“
Das Benjamin-Franklin-Klinikum der Charité in Berlin-Steglitz. Die Notaufnahme wurde zuletzt 2017 teil saniert
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Reinigungspersonal tagelang im Streik
Ist der Zustand eine Folge des Arbeitskampfs? 45 Tage lang, bis zum 6. Juni, streikten die Mitarbeiter des Charité Facility Management (CFM) für eine Anpassung der Gehälter an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes. Die CFM-Mitarbeiter stellen unter anderem auch das Reinigungspersonal.
Verschmutzte Heizung, der Boden sieht nicht klinisch gereinigt aus
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Von der Charité heißt es auf Anfrage, mit dem Aufstand könne die Situation nichts mehr zu tun haben. „Die Räume der Notaufnahme werden einmal täglich, sieben Tage in der Woche gereinigt“, beteuert eine Sprecherin. „Darüber hinaus steht ein Reinigungsteam rund um die Uhr vor Ort bereit und kann gezielt aktiv werden, sollte etwas nicht erwartungsgemäß gereinigt sein.“
Charité spricht von „Gebrauchsspuren“
Sie räumt ein: „Die geschilderten Umstände entsprechen nicht unserem Anspruch an den Standard in den Gebäuden der Charité.“ Bei einer Begehung am Montag hätten sie sich jedoch so nicht mehr dargestellt. Lediglich von „Gebrauchsspuren“ ist die Rede. „Eine Sonderreinigung wurde dennoch vorsorglich veranlasst“, sagt die Sprecherin. Sie betont: „Es bestand zu keiner Zeit eine gesundheitliche Gefahr für die Patienten.“
In dieser Ecke der Notaufnahme wurde offenbar seit langer Zeit nicht gereinigt
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Und weiter: „Wir bitten Patienten und Patientinnen, uns in solchen Situationen vor Ort direkt offen anzusprechen, damit wir gezielt tätig werden können.“
Das Krankenhaus wurde 1968 als „Klinikum Steglitz“ errichtet, die letzte Teilsanierung in der Notaufnahme erfolgte 2017.