Carolin Schairers Roman „Süßer als Honig“ erzählt keine Liebesgeschichte im klassischen Sinne. Vielmehr beschreibt das Buch eine vorsichtige Annäherung zwischen zwei ungleichen Frauen, eingebettet in ein sommerliches Setting auf Kreta. Erzählt wird aus der Sicht von Jessica, einer 32-jährigen Österreicherin, die gesundheitlich angeschlagen ist und mit innerer Orientierungslosigkeit kämpft. Der Inselurlaub soll Erholung bringen – doch dann trifft sie auf Tina.

Zögerlicher Anfang mit leisen Tönen

Die Handlung entwickelt sich langsam, beinahe zögerlich. Schairer legt den Fokus klar auf die innere Verfasstheit ihrer Protagonistin. Jessica wirkt distanziert, fast verloren – ein Gefühl, das sich auf die Leser:innen überträgt. Erst nach und nach öffnet sich die Figur, und mit ihr auch der Roman. „Jessi ist keine Frau, die man sofort versteht“, heißt es in Leserrezensionen. Diese Langsamkeit ist gewollt, verlangt aber Geduld.

Tina dagegen sorgt für Kontraste. Sie bleibt über weite Strecken undurchschaubar. Mal charmant, mal spröde, mal fast abweisend. Die Dynamik zwischen den beiden Frauen folgt keiner typischen Erzählkonvention. „Das ist keine Romanze, sondern ein Tanz auf Distanz“, so eine Leserin.

Mehr als Liebe: Gesellschaftliche Themen und ein Hauch Krimi

Schairer lässt Kreta nicht nur als Postkartenidylle wirken. Im Hintergrund entwickeln sich wirtschaftliche und soziale Themen. Die Autorin thematisiert Korruption, Exportprobleme und Nahrungsmittelskandale – etwa durch einen Subplot um gepanschten Honig. Diese Nebenhandlung wirkt teils wie ein Krimi im Kleinen und bringt überraschende Spannung.

„Ich war überrascht, dass der Roman auch so klare gesellschaftliche Töne anschlägt“, meint ein Leser. Der Kontrast zwischen den zarten Gefühlen der Hauptfiguren und den raueren Realitäten ihrer Umwelt sorgt für ein interessantes Spannungsverhältnis.

Kritik an Tempo und Technik

Nicht alle Elemente des Romans überzeugen durchgängig. Die erste Hälfte zieht sich stellenweise, da Schairer viel Raum für Innenperspektiven und Zwischentöne lässt. Das verlangt Durchhaltevermögen.

Wer sich jedoch auf das ruhige Erzähltempo einlässt, wird mit einer glaubwürdigen und nicht klischierten Entwicklung belohnt. Die emotionale Annäherung zwischen Jessi und Tina bleibt bis zuletzt unsicher – was die Spannung erhöht. Der queere Aspekt wird selbstverständlich integriert, ohne überhöht oder problematisiert zu werden.

„Süßer als Honig“ ist kein lauter Roman – aber einer, der bleibt. Ein Buch für Leser:innen, die leise Zwischentöne mögen und auch bei emotionalen Themen Wert auf Realismus legen.

Veranstaltungshinweis

Carolin Schairers signiert am 1. Juli ab ca. 17.00 Uhr ihre Bücher in der Buchhandlung Löwenherz, 1090 Wien, Berggasse 8.

Buchtipp

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Carolin Schairer

Süßer als Honig

Roman | 344 Seiten | Ulrike Helmer Verlag

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