Darüber, was ein normales Uni-Viertel ist, kann man trefflich streiten. Es gibt Universitäten in Metropolen und in Kleinstädten, hübsche und hässliche Campus, politisch engagierte und feierwütige Studierende (und welche, die beides sind). Wer aber den Vergleich hat, der dürfte recht schnell zu dem Schluss kommen: Die Maxvorstadt in München ist eher kein normales Uni-Viertel. Dafür ist die Dichte an Segelschuhen und Polohemden hier einfach zu hoch. Und es gibt, mutmaßlich, auch nicht sehr viele Uni-Viertel, in denen sich eine Bar mit dem Konzept der James T. Hunt Bar seit mehr als einem Jahrzehnt erfolgreich halten – und jetzt sogar vergrößern – könnte.
2013 eröffnete Niels Jäger die Bar in der Schellingstraße gemeinsam mit drei Freunden. Damals wie heute gibt es dort hochwertige und hochpreisige Drinks, von Wodka Soda (11 Euro) über Negroni (12 Euro) bis zu Cold Brew Martini (13 Euro). Bier gibt es nur aus der Flasche (4,50 Euro), genau wie vier verschiedene Sorten Champagner (120 bis 180 Euro). „Es gibt bereits viele Läden in Maxvorstadt, in denen man schnell und günstig ein Bier bekommen kann“, sagt Jäger: „Wir legen einen klaren Fokus auf gute Drinks und Cocktails.“
Das Publikum im Suzy B. ist laut Betreiber Niels Jäger etwas älter, „eher Anfang dreißig als Mitte zwanzig“. (Foto: Robert Haas)
Weil sich dieses Konzept in der James T. Hunt Bar bewährt hat, gibt es inzwischen zusätzlich die Suzy B. Bar. Die ist seit vergangenem August so etwas wie die Schwester des James T. Hunt: im Laden direkt daneben, mit identischem Getränkemenü, entworfen vom selben Architektenbüro. Eine Zwillingsschwester ist sie allerdings nicht: Laut Betreiber Jäger ist die Suzy B. Bar „ein bewusster Gegenentwurf, der vom alten Laden zitiert“.
Konkret bedeutet das: Im Suzy B. gibt es zwar Ledermöbel wie im James T. Hunt, aber in einem deutlich helleren Braun. Zudem kann man im Suzy B. anders als im James T. Hunt nicht an der Bar sitzen und die Wände sind nicht schwarz, sondern hellorange gestrichen. „Der Laden ist ein wenig schicker und heller“, sagt Jäger über die Suzy B. Bar. „Das Hunt wirkt im Vergleich ein bisschen männlicher.“ Zudem sei das Publikum im neuen Laden etwas älter, „eher Anfang dreißig als Mitte zwanzig“.
Der Negroni kostet im Suzy B. 12 Euro. (Foto: Robert Haas)
An einem Samstagabend im Juni drängt sich ein weiterer Eindruck auf: Die Suzy B. Bar ist einfach die Erweiterung der James T. Hunt Bar. Wenn diese voll ist, schicken die Mitarbeiter die Gäste einfach einen Laden weiter. Noch stärker verschwimmt die Grenze zwischen den beiden Bars im Außenbereich, wo es zwischen den Schanigärten optisch keinen Unterschied gibt. Und die Getränke sind ja ohnehin die gleichen.
Apropos Getränke, die schmecken im Suzy B. wirklich fantastisch. Dass muss selbst jemand, der sich sonst eher für ein gezapftes Bier entscheidet, anerkennen. Nur: Ob einem fünf Cocktails insgesamt fast 70 Euro wert sind, muss letztlich jeder selbst wissen. Aber es gibt ja glücklicherweise genug Alternativen, selbst im Münchner Uni-Viertel.
Suzy B. Bar, Schellingstraße 32, 80799 München, Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag von 18 bis 1 Uhr