Neben den baulichen Veränderungen, würden Sie aber auch gern das Konzept der Filmnächte  verändern haben Sie uns erzählt. Warum?

Also wir sehen einige Gründe für eine Entwicklung und sind auch total offen dafür. Zum Beispiel beim Thema Diversität. Wir müssen mit Sicherheit einen Beitrag dazu leisten, dass mehr Künstlerinnen auf die Bühne kommen, dass mehr internationale Programme stattfinden. Und wir haben auch aus dem Kreis unserer Besucherinnen und Besucher natürlich viele Wünsche für neue Formate, Datingshows bis hin zu Web3-Themen, Streaming, NFT-Kunst. Also wir verstehen uns da schon als Festival, dass diese Wünsche auch aufnimmt und sich entsprechend entwickelt.

Das ist der große Unterschied, den ein solches Festival, das von den Menschen hier ins Leben gerufen wurde, hat im Vergleich zu monothematischen Konzernen, die international ihre Programme platzieren.

Filmnächte in Dresden: Seit mehr als 30 Jahren
– Die Filmnächte am Elbufer finden seit 1991 jedes Jahr im Sommer am Königsufer statt. 
– Sie gelten als Deutschlands größtes Freilichtkino-Festival. 
– 2023 kamen 230.000 Besucherinnen und Besucher. Im Jahr davor waren knapp 274.000 Menschen dabei.
– Mittlerweile gibt es insgesamt sechs Standorte in ganz Deutschland, unter anderen in Leipzig und in Chemnitz.  

Könnte es passieren, dass Sie der Stadt sagen: 2026 ist unser letzter Durchgang?

Genau, also wir haben das bereits in einem Brief formuliert 2024 und haben gesagt: alle, die das Interesse haben, sich damit auseinanderzusetzen, können sich auch die Zahlen und die Planungen anschauen. Letztlich hat das Festival Filmnächte am Elbufer seit Jahren einen Investitionsstau. Das liegt an den Unsicherheiten durch Corona, aber eben auch an der fehlenden Perspektive. Vor mittlerweile anderthalb Jahren haben wir deutlich gemacht, dass wir das nicht mehr lange schaffen, dass wir dieses Festival nicht weiter entwickeln können und dass wir auch keine Sicherheit geben können, dass wir Jahr für Jahr immer wieder durchhalten.

Also kein Gesellschafter und keine Bank wird in ein Festival investieren, das eine unsichere vertragliche Basis hat und im Prinzip nächstes Jahr zu Ende sein kann, weil der Neubau der Brücke vielleicht doch ein bisschen breiter wird oder es im Stadtrat eine Mehrheit gegen die Vergabe dieser Fläche oder die Vermietung der Fläche an uns entscheidet.

Geben Sie also auf?

Ich kann trotzdem versprechen, dass wir uns bis zuletzt dafür einsetzen werden, hier unser Festival auch in Dresden wieder so leuchtend zu machen, wie es mal war, also zum größten Kino- und Konzertfestival Europas. Das ist es zwar noch anhand der Besucherinnen und Besucherzahlen, aber es ist es nicht mehr in Bezug auf die Inhalte, die wir haben. Die sind nicht international sichtbar. Und da müssen wir ein paar Stellschrauben drehen, um das wieder zu schaffen und auch Dresden auf die Landkarte der Musik- und Filmwelt zu ziehen oder wieder mehr sichtbar zu machen.

Die Ausschreibung wird stattfinden. Werden Sie sich bewerben?

Wenn es die Filmwelt am Elbufer noch gibt, an dem Zeitpunkt, an dem diese Ausschreibung auf dem Tisch liegt, werden wir uns bewerben. Jetzt kommt ein Aber. Es gab so eine Version, die irgendwie durchgesteckt wurde vor ein paar Monaten und auch in der Presse oder öffentlich diskutiert wurde. Ein Entwurf eines Konzessionsvertrages und den haben wir natürlich auch in der Zeitung gelesen, was da jetzt drin stehen sollte. Es gibt natürlich Rahmenbedingungen, unter denen auch wir dieses Konzept gar nicht weiterführen könnten. Und davon haben wir einige Punkte gesehen. Das heißt, es kann auch eine Ausschreibung geben, mit einem Text, der uns Rahmenbedingungen vorsetzt, die es uns nicht möglich machen, damit weiterzumachen. Und dann würden wir auch nicht mitmachen.