Es gibt Menschen, die sind der Meinung, dass dem Filmfest München bei der Eröffnung ein großer Star gutgetan hätte. Andere sagen, der größte Star des Filmfests ist sowieso ein sehr kleiner. Gillian Anderson und Stellan Skarsgård werden es verkraften, aber für einige Besucher trägt der wahre Star der 42. Ausgabe rote Haare, gelbes Shirt und grüne Hosen, er passt in eine Schublade und nennt sich: Pumuckl.
Nun ließ sich der liebenswerte wie freche Kobold bei seiner Premiere im Deutschen Theater zwar ebenfalls nicht blicken, ähnlich wie Carey Mulligan, die viele so gern bei der Eröffnungsgala erlebt hätten. Aber wer kann das schon mit Sicherheit behaupten bei einem für die allermeisten Menschen unsichtbaren Geschöpf?
Sommerfestival in München
:Stars, Galas, großes Kino – das sind die Höhepunkte des Filmfests
49 Weltpremieren: Beim Filmfest wird München zur Kinometropole. Stars wie Gillian Anderson und Stellan Skarsgård sind Ehrengäste, Neues gibt es auch von Jella Haase, Josef Hader und dem Pumuckl.
Von Josef Grübl, Bernhard Blöchl und Barbara Hordych
Auf der Leinwand im temporär größten Kinosaal der Stadt trat der Nachfahre der Klabautermänner allemal in Erscheinung, als „Neue Geschichten vom Pumuckl“ zur Aufführung kamen. Die Weltpremiere von drei Folgen der zweiten Staffel beantwortete vor allem die Frage, wie es weitergeht mit dem hochgelobten Serien-Update von Marcus H. Rosenmüller und seinem Team.
Wer nicht bis zum offiziellen Serienstart auf RTL+, voraussichtlich Ende 2025, warten möchte, hier ein paar Appetithäppchen: In den neuen Episoden wird es direkt knifflig, als der Betreiber eines Kobold-Museums versucht, dem Pumuckl in der Werkstatt eine Fotofalle zu stellen. Ansonsten spielt sich einiges außerhalb der vertrauten Umgebung ab: in der Turnhalle einer Schule und auf dem Campingplatz am Simssee. Immer im Gespann unterwegs: der Pumuckl und der Schreiner Florian Eder (Florian Brückner), der Neffe des legendären Meister Eder, in den Achtzigerjahren kongenial verkörpert von Gustl Bayrhammer.
Der Meister und sein Eder: Regisseur Marcus H. Rosenmüller (rechts) und Hauptdarsteller Florian Brückner bei der Filmfest-Premiere im Deutschen Theater. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
Da fliegen Weißwurstradl und süßer Senf durch die Luft, da landet Sahne auf dem Rücken eines Campers. Und – Spoiler! – den Zuschauern gibt der Pumuckl unfreiwillig tiefe Einblicke in seine Arschritze.
„Da machst was mit“, wie der kleine Quatschkopf sagen würde. Der „verzapfelt“ ohnehin viel, wenn der Tag lang ist: Statt „zur Montage“ sagt er „zur Blamage“, ein Jo-Jo nennt er „Rollmops“, und der „Bunsenbrenner“ wird zum „Schnulzensänger“.
Die neuen Folgen haben Esprit und Schwung, so viel lässt sich bereits sagen. Das Team (von der Stimmveredelung durch KI über Animation und Ausstattung bis zum Schauspiel) scheint sich ziemlich eingegroovt zu haben. Es gibt Szenen voller Slapstick und Wortwitz, aber auch Momente der Rührung („Ich pass’ auf dich auf, kleines Ederlein“). Eine Hommage an das Ehepaar Bernbacher (Willy Harlander und Carlamaria Heim) ist ebenfalls fein platziert.
Gastauftritte haben unter anderem: Florian Lukas, Simon Pearce, Sigi Zimmerschied, Gerti Drassl, Stefan Murr und Sebastian Horn sowie bewährte Kräfte wie Ilse Neubauer und Matthias Bundschuh.
„Das ist alles Spekulatius!“
Viele von ihnen ließen sich im gut gefüllten Deutschen Theater unter Standing Ovations bejubeln. Wie groß das Team hinter dem Pumuckl ist, führte das Ensemble um Rosenmüller, Brückner sowie Produzent und Chef-Autor Korbinian Dufter eindrucksvoll vor Augen: Geschätzt um die 100 Menschen drängten sich am Ende auf der Bühne, darunter auch Ilse Neubauer.
Eine von ihnen war die Original-Pumuckl-Zeichnerin Barbara von Johnson, wie Neubauer inzwischen 83 Jahre alt. Die Münchnerin trug ein schwarz-weißes Pumuckl-T-Shirt, nannte den Kobold einen „Bürger zweier Welten“ und erzählte die legendäre Episode, wie sie als 21-Jährige für einen Wettbewerb den Kobold nach einer Geschichte von Ellis Kaut entworfen hat. Großer Bauch, große Hände, Augen zu, das Bild war da.
Und dann machte sich der Pumuckl doch noch bemerkbar an diesem heißen Filmfest-Nachmittag. Live. Nach hymnenartigen Lobgesängen auf Regie, Autoren, Schauspieler, Produktion, Erbengemeinschaft und Sender schallte die Pumuckl-Stimme durch den Saal: „Jetzt reicht’s wieder!“
Der Mann, der den Satz heraus krächzte, inzwischen bereits vor der KI-Bearbeitung verblüffend nah am Original-Sound von Hans Clarin, heißt Maxi Schafroth. „Zum Niederknien“, wie der Moderator Tim Gailus zusammenfasste, bevor er seinen Worten Taten folgen ließ.
„Pumuckl und das große Missverständnis“
:Erste Einblicke in den neuen Pumuckl-Kinofilm
„Pumuckl und das große Missverständnis“ soll am 30. Oktober in den Kinos anlaufen. Der rotzfreche und liebenswerte Kobold schiebt darin Maibaumwache und bekommt Besuch von einer Schildkröte. Auch an der zweiten Staffel der Serie wird gearbeitet.
Regisseur Marcus H. Rosenmüller, der auch für den Spielfilm „Pumuckl und das große Missverständnis“ verantwortlich ist (Kinostart am 30. Oktober 2025), war zunächst sichtlich nervös, schließlich erleichtert. „Gänsehaut“ habe er bei der Vorführung gehabt, die er in Reihe 5, rechts außen verfolgte. Kein Wunder. Sei das Filmfest München doch die einzige Gelegenheit, die Serie vor der Ausstrahlung vor großem Publikum zu testen.
Auf die Bitte des Moderators, die zweite Staffel zu beschreiben, hatte er eingangs gescherzt: „Das ist die vor der dritten Staffel.“ Moment. Werde es also weitere Staffel geben? Rosenmüller schmunzelte. „Das kommt auf euch an!“ Eine offizielle Bestätigung war das zwar nicht, ein Dementi klingt aber auch anders. Oder wie schon der Pumuckl sagte an diesem überschwänglichen Filmtag: „Das ist alles Spekulatius!“