Liebe Leserin, lieber Leser,
heute
bräuchte ich einmal wieder Ihre Hilfe, ich verspreche aber, wenn Sie
kurz mit mir zusammen nachdenken, haben wir am Ende alle etwas davon.
Es
geht um Folgendes: Ich bin, das wissen Sie womöglich schon, in einem
kleinen bayerischen Dorf aufgewachsen und habe danach zehn Jahre in
der anderen wunderbaren Großstadt dieses Landes (also München)
verbracht. Aus dieser Zeit ist mir eine gewisse Form von Schaden
geblieben: In Tagen wie diesen, wenn die Temperaturen ganz langsam
über die 15 Grad klettern, wenn die Bäume ihre Blätter
herauspressen und mehr Sonne als Graumatsch am Himmel zu sehen ist,
dann verspüre ich so eine Unruhe. Weil ich in diesen doch recht
prägenden Jahren nämlich vor allem eines gemacht habe: mich auf die
Suche nach einem Biergarten.
Und
um hier gleich einmal mit einem Missverständnis aufzuräumen: In
einen Biergarten begibt man sich nicht primär, um Bier zu trinken.
In meinen 38.765 Stunden auf den Holzbänken unter großen,
schattigen Bäumen habe ich mehr oder weniger das komplette für
meine Diplom-Prüfung nötige Wissen in mich hineingeatmet,
Lebenspläne geschmiedet und wieder verworfen, Beziehungen begonnen
und beendet, Kinder mit Butterbrezen versorgt, Karten gespielt,
Interviews geführt, Freunde gewonnen, was man halt alles so macht in
einem Leben. Und ja, okay, ab und zu auch ein Bier getrunken. Aber
nur ein kleines.
Nun
lebe ich seit zehn Jahren in Hamburg, und ich will nirgends anders
sein, keine Frage, aber dieses gastronomisch begleitete
Draußensitzen, nun ja, erfunden hat das Hamburg nicht gerade. Jedes
Jahr wieder im Frühling also frage ich mich: Wo kann man denn jetzt
hin? Wo gibt es in Hamburg Biergarten-ähnliche Verhältnisse? Schöne
Außenflächen von Restaurants zum Beispiel, Kioske mit Biertischen,
Strandbars oder gar echte Biergärten?
© ZON
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Und
jetzt dachte ich: Wer könnte das wohl besser wissen als Sie!
Haben
Sie denn Empfehlungen für mich? Dann schreiben Sie doch bitte, an
hamburg@zeit.de, Betreff: „Draußensitzen“. Und wenn Sie dazu auch
ein oder zwei Sätze hätten, warum Sie denn genau diesen Ort so
gerne mögen, wäre das fantastisch. Ich würde Ihre Ratschläge auch
in irgendeiner Form gebündelt hier wiedergeben, womöglich freuen ja
auch Sie sich über derartige Tipps.
Vielen
Dank und einen schönen Tag,
Ihre
Maria Rossbauer
WAS HEUTE IN HAMBURG WICHTIG IST
© David Monje/unsplash.com
In
diesem Winter sind 47 wohnungs- und
obdachlose Menschen in Hamburg gestorben.
Davon 21 auf der Straße und 26 in Krankenhäusern. Todesursachen
waren oft Sepsis, Atemversagen, Unterkühlungen oder Lungenembolien.
Das geht aus einer Antwort des rot-grünen Senats auf eine Anfrage
der Fraktion Die Linke hervor. Diese Bilanz sei bestürzend, sagte
die sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Olga Fritzsche,
trotzdem feiere sich die Stadt dafür, „das
beste Winternotprogramm und ein umfassendes Hilfesystem zu haben“.
Fernwärmekunden
der Hamburger Energiewerke müssen
künftig fast ein Drittel mehr bezahlen. Die Preise für Neukunden
müssten ab dem 1. Mai angepasst werden, sagte
Vertriebsgeschäftsführer Michael Prinz, Bestandskunden folgten dann
schrittweise vom 1. Juli 2026 an. Grund für den Anstieg seien
Investitionen in die Wärmewende, die zwischen 2022 und 2028 mit rund
2,85 Milliarden Euro zu Buche schlügen.
Bei
ihrem Blitzermarathon am Mittwoch hat die Hamburger Polizei mehr
als 1.000 Geschwindigkeitsverstöße gezählt.
Sie stellte dabei 21 Verstöße gegen die Anschnallpflicht, 13
verbotene Handynutzungen am Steuer und rund 40 Regelverstöße
anderer Art fest. Acht Autofahrer standen unter dem Einfluss von
Drogen.
In aller Kürze
• Wegen eines Feueralarms mussten alle Gebäude
des neuen Westfield-Einkaufszentrums in
der HafenCity gestern kurzzeitig evakuiert werden.
Laut Feuerwehr war offenbar die
Entrauchungsanlage in einem Gastro-Betrieb getestet worden – und
hatte Alarm geschlagen •
Bei dem Demokratie-Festival der
ZEIT-Stiftung Bucerius auf Kampnagel werden am Wochenende unter
anderem Katharina Fegebank, Bodo Ramelow, Michel Friedman und die
Goldenen Zitronen auftreten – aber nicht alle miteinander
THEMA DES TAGES
© Martin Elsen/euroluftbild.de/dpa
Hat der Staat hier Millionen versenkt?
Das LNG-Terminal in
Stade scheint fertig, doch genutzt wird es nicht. Die Beteiligten
sind zerstritten, und es gibt einen Verdacht: Der Anleger wird gar
nicht gebraucht. Lesen Sie hier einen Auszug aus der Reportage von
den ZEIT-Redakteuren Anja Stehle und Zacharias Zacharakis.
Ein
Containerschiff zieht an diesem Morgen gemächlich die Elbe entlang
in Richtung Nordsee, vorbei am Energiehafen von Stade. Ansonsten ist
nicht mehr viel los an dem neuen Anleger, den der Bund für Millionen
hat bauen lassen. Vom nahe gelegenen Ausflugslokal Elbblick hat
Wirtin Sandra Diekers das Treiben im Blick. „Tja“, sagt Diekers.
„Das Schiff ist jetzt erst mal weg. War ein Riesending.“
Diekers
meint das schwimmende Flüssiggasterminal, das hier noch bis vor
wenigen Wochen lag und eigentlich dazu hätte beitragen sollen, die
deutsche Energieversorgung zu sichern. „Wird wohl doch nicht
gebraucht“, stellt Diekers fest. „Dabei hat das so viel Geld
gekostet. Man fragt sich schon, wofür.“ Eigentlich nämlich ist
alles bereit an diesem Anleger, damit das Gas an Land strömen und in
Deutschland verteilt werden kann. Auch das schwimmende Terminal lag
schon vor Anker. Seit einem Jahr warten sie in Stade darauf, dass es
endlich losgeht. Aber passiert ist nichts.
Erst
Deutschlandtempo, dann Warteschleife
Die
neuen Flüssiggasterminals waren einmal der Beleg dafür, dass es
Deutschland doch kann – Bauvorhaben in wenigen Monaten umsetzen.
Bundeskanzler Olaf Scholz erfand dafür sogar eine neue Maßeinheit:
das Deutschlandtempo. Und tatsächlich konnte das Land auch dank des
ersten Terminals in Wilhelmshaven die Gaskrise im Winter 2022
abwenden. Doch drei Jahre später stehen die Flüssiggasmegaprojekte
der Bundesregierung in einem anderen Licht da. Die schon laufenden
drei Terminals sind nicht annähernd ausgelastet, und dem Terminal in
Stade droht nun gar das Aus, bevor es überhaupt in Betrieb genommen
wurde.
Die
beteiligten Akteure verkehren nur noch über Anwälte und schieben
sich gegenseitig die Schuld am Scheitern des Projektes zu. Und immer
wieder hört man diesen Verdacht: Hat der Bund es gar nicht mehr
eilig, das Terminal zu betreiben – weil Deutschland es gar nicht
mehr braucht?
Woran
es in Stade auf welcher Ebene hapert,
lesen Sie weiter in der ungekürzten Fassung auf ZEIT
ONLINE.
DER SATZ
© Apostolos Vamvouras/unsplash.com
„Ich
bin einsam. Ich weiß, das ist nichts, wofür ich mich schämen muss,
trotzdem fällt es mir schwer, darüber zu sprechen.“
Das
sind die Worte von Rolf, 76, aus Wilhelmsburg. Was
hilft gegen Einsamkeit im Alter? Zwei ältere Hamburger erzählen und
ZEIT:Hamburg-Autorin Nina Faecke hat ihre Protokolle aufgenommen – den ganzen
Artikel lesen Sie hier.
MAHLZEIT – Die Gastrokritik
Hat
die neue Westfield-Mall kulinarisch etwas zu bieten? Die meisten der
35 Restaurants und Cafés scheinen mit vertrauten Konzepten die
Laufkundschaft ansprechen zu wollen. Etwas für Hamburg Neues wagt
bis jetzt nur das Pesca, erster deutscher Ableger einer Kette aus
Amsterdam. Die Idee ist, dass man Fischmarkt spielt: Am Stand hinter
dem Eingang trifft der Gast seine Auswahl vom auf Eis gebetteten
Tagesfang. Und der Fischhändler empfiehlt eine passende Zubereitung.
Das funktioniert am Abend nach der Eröffnung nur zum Teil. Dass ein
Teil der Ware schon weg und die Auswahl recht gering ist, geht in
Ordnung; das gehört hier zum Nachhaltigkeitskonzept. Enttäuschender
ist, dass der Händler nur wenig über seine Fische und die passenden
Gerichte weiß. Auch bleibt trotz einiger ausgeschriebener Preise
ziemlich unklar, was der Spaß kosten soll. Am Tisch wird man dann
normal bedient – falls es einem gelingt, eine der netten, aber
schlecht eingespielten, teils aus Holland hinzugeholten Servicekräfte
auf sich aufmerksam zu machen. Von dort kommt übrigens auch der
Fisch. Und er ist besser als das meiste, das in Hamburg verkauft
wird. Schön auch, was die Küche daraus macht: bei den Miesmuscheln
„asiatisch“
mit Ingwer, Sambal und Zitronengras. Beim exakt gegarten Kabeljau auf
Couscous und beim rosa gebratenen Thunfisch mit gefüllter Aubergine.
Für die dann sehr moderate Rechnung kann man nicht mehr verlangen.
Was
man dafür in Kauf nehmen muss, ist das schauderhafte Ambiente, das
an die Buffet-Restaurants auf Fährschiffen erinnert. Da hilft nur,
ganz fest aufs Wasser zu blicken. Durch das Fenster sieht man die
Elbe.
Michael Allmaier
Pesca, in
der Westfield-Mall, Ebene 0, Überseeboulevard 7, HafenCity. Tel. 835
044 39
DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN
In
der historischen Wartehalle des Kunstvereins Harburger Bahnhof sind
Videoinstallationen von Jonas Brinker zu sehen. In der Ausstellung
„What Remains of Light“ präsentiert er seine Arbeiten, in denen er
Glühwürmchen in ihrer Umwelt kontrastierend zu dem Sound New Yorks
bei Nacht zeigt. Eine melancholische Auseinandersetzung mit den sich
gegenseitig beeinflussenden Lebenswelten.
„What
Remains of Light“,
bis 18.5., Mi–So 14–18 Uhr; Kunstverein Harburger Bahnhof, im
Fernbahnhof über Gleis 3/4, Hannoversche Straße 85
MEINE STADT
Frühjahrsfrosting (Neuenfelde) © Kathleen Schünemann
HAMBURGER SCHNACK
An
der Kasse beim Drogeriemarkt in Wedel packe ich die gekauften Dinge
etwas ungeschickt und umständlich in meine Tasche. Es dauert. Aus
Versehen halte ich beim Bezahlen auch noch meine Kundenkarte an das
EC-Lesegerät. Daraufhin der Kassierer: „Wenn das hier so
weitergeht, hole ich uns beiden was zu trinken.“
Erlebt
von Ulrike Jobmann
Das war
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