Sommer ist Open-Air-Zeit, da sind sich alle einig. Nicht umsonst strotzt die Jahreszeit nur so vor Festivals, Konzerten und anderen Highlights unter freiem Himmel. Gut, dass jetzt auch wieder die Jazz Open Stuttgart starten und ab dem 3. Juli für insgesamt elf Tage verschiedenste Bühnen in Stuttgart beschallen. Einige davon auch kostenfrei! Damit schnell klar ist, welche gratis Konzerte und Events man in dieser Zeit auf keinen Fall verpassen sollte, kommt hier ein Überblick. 

3. Juli: Indie-Pop und Revolution

Die mit Abstand am besten bespielte Bühne liegt im Stadtpalais. Vom ersten bis zum letzten Tag wird hier mit Acts aller Art aufgeboten. Den Beginn am 3. Juli macht um 22 Uhr Sängerin Leila aus Bern, deren zweiter Solo Song „Gun to my head“ im Juni 2021 quasi über Nacht viral ging und die seitdem mit ihrer kraftvollen Stimme und eindrucksvollen Texten überzeugt. Ihre Lieder schreibt sie über die Hoffnungen und Struggle der jungen Generation, die Musik dazu ist ein spannender Mix aus Indie, Pop und Garage-House.

Ebenfalls am 3. Juli, dieses Mal aber am Musikpavillon am Schlossplatz und um 16 Uhr, spielt das Jo Ambros Revolution Trio – eine kleine Band, bestehend aus Jo Ambros an der Gitarre, Dieter Fischer am Bass und Johann Polzer am Schlagzeug. Die drei beschäftigen sich vor allem – der Name lässt es schon erahnen – mit Liedern und Texten, die von Revolution und Auflehnung, von unbequemen Fragen und Freiheit handeln. Die Texte dazu schreiben sie allerdings nicht selbst, sondern gehen auf Recherche und erwecken Songs wie „Blowin’ in the Wind“ von Bob Dylan oder „Strange Fruit“ von Billy Holiday wieder zum Leben.

4.+5. Juli: Ein bisschen Coming of Age und neue Gesichter

Für eine ordentliche Portion Coming-of-Age-Schmerz sorgt Willow Parlo, eine Hamburger Band rund um Sängerin Noemi Bunk, am 4. Juli um 22 Uhr auf der Stadtpalais-Bühne. Mit Texten, die nur so vor Wehmut, Träumen und Leichtigkeit strotzen, haben sie sich längst ins Herz der deutschen Indie-Landschaft gespielt und singen von dem Gefühl der Zerrissenheit, das man nur aus seinen Zwanzigern kennt.

Wie auch am Tag zuvor, wird neben der Stadtpalais-Bühne auch der Musikpavillon am Schlossplatz bespielt. Zuhörer:innen dürfen sich hier um 16 Uhr auf die Cover-Versionen aus den 1950er-Jahren und eine Mischung aus Country und R’n’B freuen. Wer die zum Besten gibt, ist die Band Memphis Special, bestehend aus drei Männern, je einer am Mikro, an der Gitarre und am Kontrabass. Während sie sich also eher auf Vintage-Songs aus vergangenen Jahrzehnten spezialisiert haben, geht’s am Abend des 5. Juli um 22 Uhr auf der Stadtpalais-Bühne um die Künstler:innen von morgen. Bei Your Mic. Your Moment. werden junge Talente ins Rampenlicht geholt. Wer das genau sein wird, ist noch nicht bekannt und bleibt noch bis zu ihrem großen Auftritt eine Überraschung.

Gleich zweimal an einem Tag treten außerdem die Künstler:innen der Band Rahî auf, die vor ein paar Jahren den 1. Preis des Kulturfestivals „Bunt statt Braun“ in Waiblingen mit nach Hause nehmen durften und deren Texte vor allem auf das Gefühl, zwischen zwei Kulturen aufzuwachsen, abzielen. Gesungen wird auf Deutsch, der Sound ist kreativ. Die Band erfindet sich immer wieder neu, ist mal laut und mal leise, vor allem aber eines: echt. Spielen werden Rahî um 12 und um 15 Uhr am 5. Juli im Dorotheen-Quartier.

Die Dritten im Bunde sind Ferenc Mehl’s Hammond Kitchen. Sie haben ihren großen Auftritt am 16 Uhr an diesem Samstag und sorgen für eine ordentliche Portion Groove am Musikapavillon. Das Trio besteht aus Magnus Mehl am Altsaxophon, Thomas Bauser an der Orgel und Ferenc Mehl am Schlagzeug. 

6. Juli: Starke Weiblichkeit

Mit besonderen Klängen geht’s auch am 6. Juli weiter, wenn freekind. auf der Bühne stehen. Die beiden Frauen aus Graz machen Musik, die ihren Ursprung in der gemeinsamen Liebe für Soul, Jazz und Hip-Hop fand, jetzt aber eher in Richtung R’n’B und Soul abdriftet. Wer um 22 Uhr zur Stadtpalais-Bühne kommt, erlebt das kroatisch-slowenische Duo aus Sängerin Sara Ester Gredelj am Piano und Nina Korošak-Serčič am Schlagzeug live und kann sich vom positiven Vibe der beiden anstecken lassen.

Und weil der Sonntag anscheinend im Zeichen starker Weiblichkeit steht, wird der Musikpavillon um 16 Uhr von der Band Yaelu bespielt. Dahinter stecken zwei Gründerinnen, die Sängerin Nuria Noba und die Gitarristin Natalia Rose. Gemeinsam schreiben sie ihre Songs selbst und packen zwischen Elemente aus Jazz, Hip-Hop und Pop eine Menge Persönlichkeit in ihre Texte.

7.-9. Juli: Drei Tage, drei Highlights

Das Schöne an den Jazz Open in Stuttgart: Sie finden nicht nur am Wochenende statt, sondern sorgen auch unter der Woche für musikalische Highlights. Deswegen gibt es am Montag, Dienstag und Mittwoch auch je um 22 Uhr ein Konzert im Stadtpalais. Begonnen mit der deutschen Sängerin Paula Engels, die auf lässige Art selbst die härtesten Emotionen und persönlichen Struggles in gefühlvolle Texte verpackt, geht’s am Dienstag weiter mit dem Duo WEZN, das erst letztes Jahr sein Debut-Album „Meet Me In The Middle“ veröffentlichte und vor allem elektronische Klänge, Alternative, Indie und Pop abliefert.

Am Mittwoch ist es dann die italienische Sängerin Maria Chiara Argirò, die im Stadtpalais abliefert und – ganz nach dem Motto des Festivals – vor allem Jazz-Klänge spielt. Obwohl sie seit ihrem neunten Lebensjahr Pianistin ist, fühlt sich die Musikerin auch am Keyboard pudelwohl oder spielt die traditionellen westafrikanischen Trommeln Djembe und Dundun.

10.-12. Juli: Für alle was dabei

Vom 10. bis zum 12. Juli öffnet auch der Bix Jazzclub am Leonhardsplatz seine Türen für die kostenfreien Open Stages und macht dreimal hintereinander die Bühne für das Late Night Quartet frei. Weil es immer erst um 23 Uhr losgeht, ist das eine prima Gelegenheit, den Abend ganz stilvoll zu Jazz-Klängen enden zu lassen. Wem das zu spät ist, der hält sich wohl besser den frühen Donnerstagabend frei, denn dann tritt das Trio FeuchtKrischHöfler in der Domkirche St. Eberhard auf. Am Saxophon, Vibraphon und Kontrabass werden sowohl eigene als auch fremde Songs gespielt, manchmal eher klassisch interpretiert, dann wieder mit modernen Klängen.

Ziemlich modern wird es auch ein paar Stunden später, wenn um 22 Uhr im Stadtpalais Stuttgart die Züricher Brüder Christoph und Georg Kiss mit ihrer Band Okvsho das Beatmaking und elektronische Musik mit Jazz verbinden. Unterstützt werden sie von VYLLA, einem Trio aus Hannover, das Neo-Soul, Jazz, Hip-Hop und Art-Pop miteinander kombiniert. 

Für ein Feeling à la Alanis Morissette und The Cardigans sorgt die Sängerin Brockhoff, die für diesen Abend unterstützt wird von Lener. Letztere ist bekannt für ihren melodischen Sound und die fast tranceähnlichen Vocals, mit denen sie ihr Publikum in den Bann zieht. Gemeinsam sind die beiden bereit, am Freitagabend ab 22 Uhr die Bühne im Stadtpalais für sich einzunehmen. 

In eine ganz andere Richtung geht es am Samstag, den 12. Juli, um 12 und 15 Uhr im Dorotheenquartier mit Neykid. Der Stuttgarter Singer-Songwriter mixt in seinen Liedern Synth- und Indie-Pop, zeigt sich mal mit melodischen, mal mit sehr tanzbaren Sounds. Zu seinen Hits gehört mit über einer halben Millionen-Spotify-Streams unter anderem der Song „Insane“.

Fast zeitgleichtritt außerdem die Soul-Sängerin Cage, die einige noch aus dem „Eurovision Song Contest“-Vorentscheid bei Stefan Raab kennen dürften. Und dass sie nicht nur singen, sondern auch komponieren, produzieren und Klavier spielen kann, macht sie zu einem echten Allround-Talent. Wer sie einmal live erleben möchte, ist am Samstagnachmittag um 16 Uhr herzlich in der Stadtbibliothek willkommen.

Den Abschluss des Samstags macht die Komponistin und Songwriterin Dottie Anderson gemeinsam mit Sängerin Linda Quast. Während Dottie auch musikalisch ihren Wurzeln nachgeht und schwedischen Pop mit elektronischen und Indie-Elementen vermischt, produziert Linda ihre Musik komplett selbst und setzt dabei auf Elektropop und atmosphärische Vocals. 

13. Juli: Smoother Ausklang

Den Abschluss der Open Stages macht am Sonntag unter anderem die Pianistin und Sängerin Olivia Trummer. Sie spielt um 12 Uhr mittags im Kunstmuseum Stuttgart und gibt dort neu interpretierte Klassiker von Bach bis Stevie Wonder zum Besten, lässt ihr Publikum aber auch an ihren selbstkomponierten Kreationen teilhaben. Abends, um 22 Uhr, dürfen sich die Zuhörer:innen im Stadtpalais auf die Band Sababa 5 freuen. Inspiriert von der Musik der 70er-Jahre vermischt das Quartett aus Tel Aviv Psychedelic Rock mit Funk- und Disko-Elementen. Zu ihrer Musik kann man sich zurücklehnen, mitwippen und das Festival in bester Stimmung ausklingen lassen.

Good to know: Alle Fakten und Infos gibt’s hier

Wer sich das Line-up in voller Größe gerne mal ganz in Ruhe anschauen möchte, findet es auf der Webseite der Jazz Open.