Eine Mitarbeiterin der Personennahverkehrsgesellschaft Merseburg-Querfurt (PNVG), die lieber anonym bleiben möchte, bekommt die Ausfällte der S11 am Merseburger Bahnhof regelmäßig mit: „Die Leute kommen ständig zu uns und beschweren sich. Ich sage dann, man sollte sich bei wichtigen Anschlussterminen nicht auf diese Linie verlassen“, erzählt sie.

Bürgermeister von Querfurt begrüßt gestiegene Fahrgastzahlen

Dabei hat sich die Verbindung mit Blick auf die Fahrgastzahlen der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (Nasa) gut entwickelt. Zwischen Querfurt und Mücheln, wo vorher die Regionalbahn (RB) 78 fuhr, habe sich die Anzahl der Fahrgäste um rund 80 Prozent erhöht, heißt es. Zwischen dem Merseburger Hauptbahnhof und der Haltestelle Merseburg-Bergmannsring wurden demnach sogar doppelt so viele Fahrgäste wie vorher im RB gezählt.

Es ist ein Zugewinn für uns als Querfurt im ländlichen Raum. Wir sind tatsächlich dadurch näher an die größeren Zeltzentren gerückt.

Andreas Nette, Bürgermeister von Querfurt

Andreas Nette, Bürgermeister von Querfurt, zieht eine positive Bilanz: „Es ist ein Zugewinn für uns als Querfurt im ländlichen Raum. Wir sind tatsächlich dadurch näher an die größeren Zeltzentren gerückt.“ Er bekomme aus der Querfurter Bevölkerung positives Feedback, vor allem, was Freizeitausflüge nach Halle und auch weiter nach Leipzig betreffe. Verlässliche Zahlen zum Tourismus könne er jedoch noch nicht liefern, dafür sei es zu früh.

In der Freizeit top, für Pendler noch unzuverlässig

Zurück an den Bahnsteig: Einige Stunden später fährt die S11 nun wieder. Auf Nachfrage bei den Fahrgästen, die auf dem Weg von Querfurt nach Halle einsteigen, zeichnet sich ein uneinheitliches Bild der neuen Linie. Eine Mutter mit einer jungen Tochter aus Braunsbedra erzählt, sie fahre ab und zu nach Halle zum Shoppen, dafür sei die Linie sehr nützlich, denn es gehe schneller und sei komfortabler als vorher.

Die Linie fällt zu oft aus. Zum Beispiel am Wochenende, als es so heiß war und alle an den Geiseltalsee wollten.

Bully, 24-Jähriger aus Leipzig

Der 15-Jährige Leven aus Mücheln fährt jeden Tag mit der S11 nach Querfurt zur Schule und hat einen anderen Blick auf die Verbindung: „Es gibt viele Ausfälle, mindestens zweimal im Monat und dann meistens auch den ganzen Tag“, erzählt er. Er finde es aber trotzdem gut, dass es die Verbindung gäbe und fahre lieber mit der S-Bahn als mit dem Bus.

Auch der 24-jährige Leipziger, der „Bully“ genannt werden möchte, fährt regelmäßig mit der S11 von Halle nach Querfurt und beschreibt die Linie als unzuverlässig: „Die Linie fällt zu oft aus. Zum Beispiel am Wochenende, als es so heiß war und alle an den Geiseltalsee wollten“, sagt er. Laut Bully gibt es auch keine Ankündigung oder Erklärung für die Ausfälle.

Alte Züge und fehlendes Personal sorgen für Ausfälle

Aus dem ersten Zwischenbericht (Stand Ende April 2025) geht eine Ausfallquote von sechs Prozent hervor – bei 40 Fahrten pro Tag. Auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT räumt auch die Nasa einige Zugausfälle ein. Grund dafür seien kurzfristige Personalengpässe und Triebwagenstörungen.

Die Züge haben zwar einen neuen Anstrich, aber eben schon viele Kilometer runter. Türstörung, Bordelektronik, Toilettenstörung – es gibt Tage, wo der Wurm drin ist.

Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte.

Einen Schaffner, der seit mehreren Jahren auf der Strecke arbeitet, aber anonym bleiben möchte, wundern die Ausfälle nicht: „Die Züge haben zwar einen neuen Anstrich, aber eben schon viele Kilometer runter. Türstörung, Bordelektronik, Toilettenstörung – es gibt Tage, wo der Wurm drin ist.“ Er kritisiert zudem den Personalmangel: Wenn ein Kollege ausfällt, fällt dann eben auch mal die Linie aus, wenn es keinen Ersatz gibt. Das betrifft laut Nasa vor allem die Strecke zwischen Halle und Merseburg.