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Verheerende Unwetter treffen beinah den ganzen Alpenraum. In Italien gab es ein Todesopfer, in Österreich wurden Menschen evakuiert. Der Überblick.

Update vom 1. Juli, 19.13 Uhr: Mehrere Ortschaften in den Alpen wurden am Montag von heftigen Gewittern überrollt, darunter auch Gschnitz in Tirol. „Wir in Gschnitz sind es gewohnt, mit Naturereignissen umzugehen“, sagt der ehemalige Bürgermeister, Christian Felder, in einem Interview mit der Kronen Zeitung. Von Lawinenabgängen bis Geröllmassen im Dorf: Gschnitz habe schon viel erlebt, so Felder. Doch was dem Dorf nach den schweren Unwettern am Montag (30. Juni) widerfahren ist, sei präzedenzlos. Einzig Schutzbauten hätten verhindert, dass es womöglich „gar keine Häuser mehr“ gebe.

Von den Geröllmassen fast vollständig zerstört wurde jedoch das Freilichtmuseum Mühlendorf. „Ich weiß nicht, wie ich das verkrafte, man hat 19 Jahre seiner Freizeit dort hineingesteckt. Es ist unbegreiflich. Trotzdem sind wir froh, dass keinem Menschen was passiert ist“, zeigt sich der Alt-Bürgermeister sichtlich emotional. Er appelliert an viele freiwillige Helfer, beim Aufräumen des Schutts zu helfen. Die Bauten des Mühlendorfs dürften laut Felder aber wohl „für immer und ewig vernichtet“ sein.

Örtchen Gschnitz in Tirol Österreich Unwetter Mure Gewitter GerölllawineDas Dorf Gschnitz (Tirol) wurde am Montag (1. Juli) von schweren Unwettern heimgesucht. Ein bekanntes Freilichtmuseum wurde nahezu vollständig von einer Mure zerstört. © Feuerwehr Flugdienst IBK-Land„Wie bei einem Weltuntergang“ – Alpenorte von schweren Unwettern heimgesucht

Update vom 1. Juli, 12.17 Uhr: Nach dem Unwetter im Tiroler Gschnitz sind die Szenen besonders erschütternd. Bewohnerinnen und Bewohner mussten mit Helikoptern in Sicherheit gebracht werden, während gewaltige Wassermassen durch den Ort strömten.

Ein Augenzeuge beschreibt der Krone: „Es war wie bei einem Weltuntergang. Wolkenbruch, Starkregen, Hagel. Plötzlich kam ganz viel Geröll und Schlamm herunter. Im Mühlendorf wurde ein neues, zwei drei Jahre altes Haus mitgerissen. Es ist einfach schlimm!“ Derzeit sind die Aufräumarbeiten in vollem Gange.

Unwetter verwüstet Alpen-Orte – Bilder zeigen katastrophales AusmaßEinige Regionen in Österreich und Italien sind von schweren Unwettern mit Starkregen betroffen – viele Menschen mussten evakuiert werden.Fotostrecke ansehen

Im schwer betroffenen Touristendorf Bardonecchia kehrt nach der Flut langsam Normalität ein. Italienische Medien berichten, dass die in der Sporthalle untergebrachten Betroffenen in ihre Häuser zurückkehren können. Die Autobahnkreuze der A32 sind wieder passierbar und der Regionalbahnverkehr läuft reibungslos. Lediglich die Landstraße bleibt vorerst gesperrt.

Erstmeldung vom 1. Juli, 7.26 Uhr: Turin – Nach extremen Temperaturen haben sich am Montag (30. Juni) heftige Unwetter in den Alpen entladen. In Italien trat der Fluss Frejus bei Bardonecchia (Turin) über die Ufer und verwandelte sich in einen reißenden Strom. Ein 70-jähriger Mann kam dabei ums Leben.

Erdrutsche bei schweren Alpen-Unwettern: Italien-Ferienort von Außenwelt abgeschnitten

Der für Italien-Urlaub beliebte Ort ist aktuell von der Außenwelt abgeschnitten, die anliegende Autobahn sowie die Staatsstraße sind überschwemmt. Außerdem wurden laut der Nachrichtenagentur Ansa rund 150 Kinder aus Ferienlagern evakuiert und in der örtlichen Sporthalle untergebracht.

Auch das nahegelegene Alpen-Dorf Cogne ist momentan isoliert, hier blockieren Erdrutsche die Zugangsstraßen. „Alle Bürger, die sich auf dem Gebiet der Gemeinde Bardonecchia aufhalten, werden mit sofortiger Wirkung gebeten, ihre Häuser aus keinem Grund zu verlassen“, hieß es in einer Mitteilung am Abend. In Flussnähe wurde eine „rote Zone“ eingerichtet und Straßen gesperrt.

Unwetter in den Alpen: Schwere Überschwemmungen im österreichischen Gschnitz (links und Mitte), verheerende Erdrutsche in Italien (rechts).Unwetter in den Alpen: Schwere Überschwemmungen im österreichischen Gschnitz (links und Mitte), verheerende Erdrutsche in Italien (rechts). © Screenshots/X/Sturm und Gewitterjagd Tirol/Vigili del FuocoÜberschwemmungen und Muren in Österreich: Einheimische mit Helikoptern ausgeflogen

In Österreich gingen beim Unwetter mehrere Muren im Innsbrucker Land ab. Im Bereich Mühlendorf wurden Menschen mit Hubschraubern ausgeflogen, da weitere Erdrutsche und Überschwemmungen drohen. Verletzt oder verschüttet wurde laut Medieninformationen niemand.

Der Campingplatz Volderau bei Neustift im Stubaital wurde ebenfalls vorsorglich evakuiert. Das Land wies Einheimische an, sich mindestens im ersten Stock ihrer Häuser aufzuhalten.

Alpen-Unwetter treffen auch Schweiz: „Hier war man schon überrascht“

Schlammlawinen ereigneten sich auch in der Schweiz. Eine Mure erfasste am Abend die Gemeinde St. Nikolaus im Kanton Waliis. „Hier war man schon überrascht. Soweit ich weiß, kam es unerwartet“, sagt ein Anwohner dem Portal blick.ch. Auch hier sind die Menschen angewiesen, in ihren Häusern zu bleiben. Bahnstrecken der Matterhorn-Gotthard-Bahn wurden gesperrt. Erst im April waren der Schweizer Katon Wallis und Italien von schweren Unwettern getroffen worden.

Zeitgleich ereignete sich im Süden von Italien das bislang stärkste gemessene Beben am Supervulkan. Die Region hat den Notfallplan aktiviert. (moe)