Die US-Exporte von verflüssigtem Erdgas (LNG) sind im Juni auf das zweitniedrigste Monatsniveau des Jahres gefallen. Grund dafür waren Wartungsarbeiten an einigen der größten Exportanlagen des Landes, wie vorläufige Daten des Finanzdienstleisters LSEG zeigen.

Die Vereinigten Staaten, der weltweit größte Exporteur von LNG, verkauften im Juni 8,4 Millionen Tonnen des tiefgekühlten Gases. Das sind weniger als die 8,9 Millionen Tonnen im Mai und deutlich unter dem Rekordwert von 9,3 Millionen Tonnen im April, wie aus den LSEG-Daten hervorgeht.

Der Rückgang der LNG-Exporte ist in erster Linie auf saisonale Wartungsarbeiten zurückzuführen, unter anderem in Cheniere’s Sabine Pass-Anlage in Louisiana mit einer Kapazität von 4,5 Milliarden Kubikfuß pro Tag sowie der Corpus Christi-Anlage in Texas mit 2,4 Milliarden Kubikfuß pro Tag.

Auch die Cameron LNG-Anlage in Louisiana mit einer Kapazität von 2,0 Milliarden Kubikfuß pro Tag wurde gewartet. Darüber hinaus kam es zu ungeplanten Ausfällen in der Freeport LNG-Anlage in Texas mit einer Kapazität von 2,1 Milliarden Kubikfuß pro Tag, wie die LSEG-Daten zeigen.

Die Wartungsarbeiten sowohl in Sabine Pass als auch bei Cameron LNG schienen laut LSEG bis zur letzten Juniwoche beendet zu sein, wobei die Anlagen wieder nahezu mit voller Kapazität produzierten.

EUROPA DOMINIERT DIE EINKÄUFE

Das verlangsamte Wirtschaftswachstum in Asien infolge anhaltender Handelskonflikte mit den USA wirkt sich weiterhin auf die LNG-Nachfrage aus. Laut Reuters-Daten sank der kollektive Import in der ersten Jahreshälfte um 16 Millionen Tonnen im Vergleich zu den gleichen Monaten 2024.

Im Juni lagen die Gaspreise in Asien leicht über denen in Europa. Der asiatische Referenzwert Japan Korea Marker stieg auf 12,90 US-Dollar pro mmBtu, verglichen mit 11,83 US-Dollar im Mai. Zum Vergleich: Der europäische Referenzwert Title Transfer Facility in den Niederlanden stieg im Juni auf 12,38 US-Dollar pro mmBtu, nach 11,68 US-Dollar im Mai.

Trotz eines leichten Preisvorteils für Asien exportierten US-Produzenten im Juni 5,53 Millionen Tonnen beziehungsweise 66% ihres LNG nach Europa. Im Mai waren es noch 6,05 Millionen Tonnen oder 68%, wie LSEG-Daten zeigen.

Die Exporte nach Asien blieben mit 1,56 Millionen Tonnen oder 19% im Juni relativ niedrig, verglichen mit 1,88 Millionen Tonnen oder 21% im Mai, so die LSEG-Daten.

Mit der ersten Auslieferung von Train 1 der kanadischen LNG-Anlage mit einer Jahreskapazität von 14 Millionen Tonnen am letzten Junitag dürfte diese Anlage künftig aufgrund der kürzeren Fahrzeit nach Asien in direkter Konkurrenz zu US-LNG-Exporten vom Golfküsten stehen.

US-EXPORTE MEHR LNG IN NAHE LIEGENDE REGIONEN

Aufgrund kühlerer Temperaturen in einigen südamerikanischen Ländern und Problemen bei der Sicherung ausreichender Gasvorräte in Argentinien steigerten die USA ihre Exporte nach Lateinamerika auf 0,81 Millionen Tonnen oder 10% aller Lieferungen. Im Mai lag der Anteil noch bei 0,66 Millionen Tonnen beziehungsweise etwas über 7%, wie LSEG-Daten zeigen.

Allein Argentinien kaufte im Juni insgesamt 340.000 Tonnen LNG, wobei die USA ein Drittel davon lieferten. Trinidad und Tobago steuerten 230.000 Tonnen bei, so die LSEG-Daten.

US-LNG-Exporteure zeigten weiterhin Flexibilität und exportierten im Juni auch nach Ägypten und Südafrika, wie aus den LSEG-Daten hervorgeht.

Im Juni wurden mehrere Vereinbarungen zwischen US-LNG-Entwicklern und asiatischen Abnehmern bekannt gegeben, die in den kommenden fünf Jahren zu noch mehr LNG-Exporten aus den USA führen könnten. Damit dürfte das Land seine Position als weltweit größter LNG-Exporteur behaupten.