Die Prozeduren, denen die USA Menschen unterziehen, die ins Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten reisen wollen, tragen groteske Züge. Um in eine Zelle verfrachtet zu werden, reicht es, wie angeblich im Falle eines norwegischen Touristen, ein Meme auf dem Handy zu haben, das J. D. Vance veralbert – schon wird man abgeschoben (die US-Behörden führen indes angeblichen Drogenkonsum als Grund an).

Die beiden Musiker der britischen Rapgruppe „Bob Vylan“ sollen sich indes erst gar nicht auf Reise begeben. Das US-Außenministerium hat ihnen die Visa für ihre im Herbst geplante Amerika-Tour entzogen.

Was auf einem Konzert von Bob Vylan los ist

Daran sollte sich Deutschland in diesem Fall, wie der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, fordert, tatsächlich ein Beispiel nehmen und verhindern, dass die Musiker hier auftreten. Auf dem berühmten Glastonbury Festival hat das Duo, dessen Name die in Maßen originelle Kombination aus Bob Dylan und „villain“ (Schurke) ist, nämlich gerade gezeigt, was es unter einem Konzert versteht – hasserfüllte Propaganda.

„Free Palestine. United Nations have called it a genocide. The BBC calls it a ,conflict‘“ stand auf der Bühne zu lesen, der Sänger mit dem Künstlernamen Bobby Vylan rief den Israel-Vernichtungsaufruf „From the River to the Sea, Palestine must be, will be free“ und animierte das Publikum, nicht nur „Free, free Palestine“ zu skandieren, sondern „Death, death to the IDF“. Er wünscht sich also die Vernichtung Israels und den Soldaten der israelischen Armee den Tod, und die Menge grölte mit. Wie leicht man die Masse bei einem Konzert in einen brüllenden Hass-Mob verwandeln kann, hätte Bob Vylan damit schon einmal bewiesen.

Die BBC übertrug den Auftritt live und unterbrach nicht. Im Nachhinein ging dem Sender auf, dass das keine gute Idee war; er entschuldigte sich und nahm den Mitschnitt des Konzerts aus dem Netz, der Festivalveranstalter trug die übliche „Bei uns ist kein Platz für Anti­semitismus“-Leier vor. Der britische Premierminister Keir Starmer markierte den Auftritt der Punkrapper als „entsetzliche Hassrede“, die BBC habe sich zu erklären, die Polizei nahm Ermittlungen auf.

Käme das aus Ipswich stammende Duo nach Deutschland, würde sich ein solches Spektakel, leere Entschuldigungsrituale inklusive, wiederholen – wie wir es schon bei Auftritten von Roger Waters gesehen haben. Da wird die Grenze des Sagbaren nach dem Motto „Man wird Israel ja noch kritisieren dürfen“ Stück um Stück verschoben. Kritik an Israel steigert sich im Nu zu Judenhass, von „Tod den Israelischen Streitkräften“ bis zu „Tod den Juden“ ist es nicht mehr weit. Aus Rap und Hassrede wird „Hassrap“.

Drei Konzerte der Band sind in Deutschland geplant, in Köln, Wiesbaden und Berlin. „Der direkte Publikumskontakt“, heißt es in der Ankündigung von Bob Vylan, sei „ihr bevorzugtes Medium“. Was das bedeutet, haben wir gesehen.