Europa ächzt unter Temperaturen
Hitze in Italien: In mehreren Städten fällt der Strom aus

01.07.2025, 21:26 Uhr

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Nicht nur Deutschland hat die Hitzewelle im Griff. Hohe Temperaturen gibt es auch in den Mittelmeeranrainern. In Italien ist das Stromnetz teilweise überlastet, in Frankreich müssen Autos langsamer fahren, in Spanien stirbt ein Straßenarbeiter. Der Überblick.

Die Hitzewelle hat Europa fest im Griff und sorgt für neue Temperaturrekorde, umfangreiche Gesundheitswarnungen sowie erhebliche Einschränkungen im öffentlichen Leben. Besonders betroffen sind die Länder rund um das Mittelmeer, doch auch Deutschland spürt zunehmend die Folgen extremer Hitze. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte ab Mittwoch vor extremer Hitze in der Westhälfte des Landes. Es gebe aber auch eine starke Wärmebelastung im gesamten Bundesgebiet, erklärte der DWD am Mittag. Einzige Ausnahme: die Küsten der Nordsee.

In Italien reagierten Behörden mit Verboten für Arbeiten im Freien in mehreren Regionen, während auf Sizilien eine Frau möglicherweise an den Folgen der Hitze starb. Derweil ist in mehreren Städten der Strom ausgefallen – vermutlich wegen der hohen Temperaturen. Im Zentrum der viel besuchten Großstadt Florenz waren zahlreiche Geschäfte vorübergehend ohne Elektrizität, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Geldautomaten und Rolltreppen funktionierten nicht mehr. In verschiedenen Geschäften hingen Schilder „cash only“ aus – also nur noch Barzahlung. Andere machten die Türen gleich ganz zu. Auch in der Nähe von Mailand war das Stromnetz überlastet.

Betroffen war auch die 120.000-Einwohner-Stadt Bergamo im Norden des Landes. Dort funktionierten in mehreren Stadtvierteln die Ampeln nicht mehr. Privatwohnungen, Geschäfte und Handwerksbetriebe waren ohne Strom. Mehrere Menschen steckten in Aufzügen fest. In Italien liegen die Temperaturen seit Tagen vielerorts deutlich über 30 Grad. In mehr als einem Dutzend Städten wurde Hitzealarm ausgelöst, auch in der Hauptstadt Rom.

Der Energieversorger Enel arbeitete nach eigenen Angaben daran, den Strom schnell wiederherzustellen. Der Ausfall könnte „mit der Hitze zusammenhängen, die zu einer Überhitzung und Ausdehnung der Stromkabel geführt hat“, hieß es von dem Konzern. Zudem bringe der Betrieb von Klimaanlagen das Netz an die Grenzen der Belastung.

Spanien verzeichnete im vergangenen Monat mit durchschnittlich 23,6 Grad Celsius den heißesten Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das Mittelmeer ist derzeit bis zu sechs Grad wärmer als üblich für diese Jahreszeit. Die Balearen meldeten mit bis zu 30 Grad im Meer einen neuen Rekord. Schon am Montag meldete Spanien mit 46 Grad Celsius in Huelva im Süden einen neuen Juni-Hitzerekord. In Barcelona wird der Tod eines Straßenarbeiters im Zusammenhang mit der Hitzewelle untersucht.

Für Frankreich wurden Temperaturen von 40 bis 41 Grad erwartet. Für 16 Departements galt die höchste Alarmstufe, Schulen wurden bereits in großem Umfang geschlossen. In Paris wurde die oberste Aussichtsplattform des Eiffelturms für Touristen gesperrt und Besuchern dringend geraten, ausreichend Wasser zu trinken. Bis Mitternacht dürfen in Paris und seinen Vororten wegen der hitzebedingten hohen Ozonbelastung nur Fahrzeuge mit dem geringsten Schadstoffausstoß fahren. Außerdem wurden wie am Montag die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten um 20 Kilometer pro Stunde gesenkt, wie die Polizei mitteilte.

In den Niederlanden mit seinem eigentlich maritimen Klima stieg das Thermometer auf bis zu 38 Grad, in Rotterdam bekamen die Schulkinder ab Mittag frei, in Amsterdam wurden besondere Maßnahmen für Obdachlose getroffen. In Belgiens Hauptstadt Brüssel blieb das Atomium, Wahrzeichen der Hauptstadt aus neun Metallkugeln, am Dienstag und Mittwoch nachmittags geschlossen.

Gleichzeitig steigt die Brandgefahr in landwirtschaftlichen Regionen, insbesondere in Frankreich, dem größten Getreideproduzenten der EU. Einige Landwirte arbeiteten die Nacht hindurch, um die Höchsttemperaturen am Nachmittag zu vermeiden. Im Departement Indre in der Landesmitte, wo es bereits wiederholt zu Feldbränden gekommen ist, wurde die Arbeit auf Feldern zwischen 14.00 und 18.00 Uhr untersagt.

Der Klimawandel lässt Europa schneller als andere Kontinente erwärmen – doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt, wie der EU-Dienst Copernicus bestätigte. Experten warnen, dass solche extremen Hitzephasen künftig häufiger und intensiver auftreten werden. „Was außergewöhnlich ist – und ich betone außergewöhnlich, aber nicht beispiellos – ist die Jahreszeit“, sagte Clare Nullis von der Weltorganisation für Meteorologie. „Wir haben erst Anfang Juli und erleben bereits Hitzewellen, die sonst eher im Hochsommer auftreten.“