Das Eröffnungsdatum des S21-Tiefbahnhofs wurde schon wieder verschoben. Doch die Verantwortlichen sollten sich lieber mehr Zeit nehmen, anstatt einen Verkehrskollaps zu riskieren, kommentiert Frieder Kümmerer.
„Ja, und?“, werden sich viele denken. Schließlich ist es schon ein Running Gag, dass Stuttgart 21 nie zu dem Termin fertig wird wie angekündigt. Schulterzucken – und weiterleben im Chaos voller Baustellen, Ersatzverkehren und Umleitungen.
Stuttgart 21: Eine Vision, an die nicht alle glauben
Im Mikrokosmos Stuttgart spiegelt sich die gesamte Situation der Deutschen Bahn wider. Marode Schienen, ein Modernisierungsprogramm, an dem seit 15 Jahren gebaut wird. Eine Vision eines besseren Zugverkehrs, an die längst nicht alle glauben.
Die Bahn will mit Zügen bald von Frankfurt nach London fahren. Die Stuttgarterinnen und Stuttgarter wären ja schon froh, wenn sie mal nach Leonberg, Böblingen oder Tübingen kommen würden, ohne das Gefühl zu haben, dass es sich um eine Seehr weite Reise handelt.
Es geht nicht mehr nur um Zeit und Geld
Was den Fahrgästen nie gesagt wurde: Bevor der Zugverkehr mit Stuttgart 21 hoffentlich besser wird, wird er jahrelang sehr viel schlechter sein. Mit Auswirkungen auf ganz Baden-Württemberg. Bei der Baustellenplanung meist nach dem Motto: Augen zu und durch.
Immerhin: Die Verantwortlichen haben offensichtlich aus der Vergangenheit gelernt. Es geht nicht mehr nur um Zeit und Geld, sondern um die Frage, ob man für eine Inbetriebnahme den Zugverkehr von und nach Stuttgart mehr oder weniger lahmlegen darf – auf dem Rücken der Fahrgäste.
Verantwortliche sollten sich lieber mehr Zeit nehmen
Klar denke ich innerlich: Ernsthaft, ihr bekommt es schon wieder nicht hin? Aber gleichzeitig sage ich auch: Bitte, bitte, liebe Projektpartner: Bevor es einen Verkehrskollaps im ganzen Land gibt: Lasst euch lieber etwas mehr Zeit.
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Sendung am Di., 1.7.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Nachrichten
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