Veröffentlicht: Mittwoch, 02.07.2025 08:36
Eine Studie der Uni Münster zeigt: Religion verliert weltweit an Bedeutung, selbst in Ländern wie den USA, Polen und dem Iran. Immer mehr Menschen halten den Glauben an Gott und ein Jenseits für nicht mehr plausibel.
© WWU – Jan Lehmann
Laut der Studie des Religionssoziologen Detlef Pollack von der Universität Münster hat der Anteil der Konfessionslosen in den USA drastisch zugenommen. Während dieser im 20. Jahrhundert noch im einstelligen Prozentbereich lag, liegt er heute bei knapp einem Drittel. Besonders liberale Amerikaner wenden sich von moderaten protestantischen Kirchen ab, was unter anderem auf die politische Allianz der Evangelikalen mit Persönlichkeiten wie Donald Trump zurückzuführen ist.
Auch in Polen, einem Land mit traditionell hoher religiöser Stabilität, zeigt sich ein Rückgang: Zwischen 2015 und 2021 sank die Zahl der wöchentlichen Gottesdienstbesuche um zehn Prozentpunkte. Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung im Iran, wo laut einer Online-Befragung nur noch etwa 40 Prozent der Bevölkerung sich als muslimisch bezeichnen – weit entfernt von den offiziell angegebenen 99 Prozent.
Russland als Gegenbeispiel
Im Gegensatz dazu zeigt Russland eine gegensätzliche Entwicklung: Die Bindung an die orthodoxe Kirche hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Diese Religiosität dient jedoch weniger einem verinnerlichten Glauben, sondern vielmehr als Ausdruck kultureller Identität und Nationalstolzes.
Ursachen und Perspektiven
Pollack führt den Bedeutungsverlust von Religion auf Faktoren wie wachsenden Wohlstand, Demokratisierung, Ausbau des Sozialstaats sowie Individualisierung und kulturelle Pluralisierung zurück. Gleichzeitig erklärt er die Attraktivität von Pfingstkirchen in Lateinamerika und protestantischen Kirchen in Südkorea durch deren Versprechen von Wohlstand und sozialem Aufstieg.