Schule macht mehr Spaß, wenn sie auch einen tollen Namen hat. Für neun Leipziger Schulen beschloss der Leipziger Stadtrat am 25. Juni neue Namen oder überhaupt erst einmal einen Namen, nachdem die Schulen jahrelang mit einer Nummer auskommen mussten. Und dabei wurde es sehr weiblich und ausgesprochen poetisch. Und ganz offensichtlich freute sich Oberbürgermeister Burghard Jung besonders darüber, dass es fortan eine Christian-Morgenstern-Schule in Leipzig geben wird. Da der Stadtrat allen Vorschlägen zustimmte, treten die neuen Schulnamen am 1. August in Kraft.
Die neuen Namen für Leipziger Schulen
Die 20. Schule in Schönefeld-Ost bekommt den Namen Rosa-Parks-Schule – Oberschule der Stadt Leipzig. Mit dem Namen wir eine amerikanische Bürgerrechtlerin geehrt.
Rosa Parks (1913–2005) war eine US-amerikanische Bürgerrechtlerin. Sie wurde bekannt durch ihre Weigerung, als Schwarze ihren Sitzplatz im Bus für einen weißen Fahrgast freizumachen. Bis heute wird Rosa Parks Weigerung als Akt der Courage angesehen.
Die 68. Schule startete mit dem Schuljahr 1992/1993 den Schulbetrieb als zweizügige Mittelschule am Standort Diderotstraße im Norden der Stadt. Zum Schuljahresbeginn 2013/2014 erfolgte der Einzug der 68. Schule in das sanierte und modernisierte barrierefreie Schulgebäude der ehemaligen Hans-und-Hilde-Coppi-Schule in der Breitenfelder Straße in Gohlis. Sie bekommt den Namen Klaus-Gottschalk-Schule – Oberschule der Stadt Leipzig.
Klaus Gottschalk (1937–2020) war ein Leipziger Sportmediziner und Hochschullehrer, der sich aktiv für den Behindertensport engagierte. Die 68. Schule hat sich für Klaus Gottschalk als Namensgeber entschieden, weil sein Engagement im Behindertensportverband und im Sport allgemein an zentrale Werte der Schule wie Inklusion, Chancengerechtigkeit und individuelle Förderung anknüpft.
Dazu kommt: „Mit einem umfassenden Inklusionskonzept setzt sich die Schule aktiv für gelebte Inklusion ein und hat seit 2013 bedeutende Fortschritte in diesem Bereich erzielt. Im Rahmen des Schulversuchs ERINA wurde damals an der 68. Schule in Kooperation mit der Lindenhofschule – Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung der Stadt Leipzig, eine Kooperationsklasse bestehend aus Schülerinnen und Schülern der Oberschule und der Förderschule gebildet. Auch nach der Beendigung des Schulversuchs gibt es an der Oberschule nach wie vor drei Kooperationsklassen mit jeweils drei bzw. vier Kindern mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung.“
Aber beschlossen wurde am 25. Juni auch: „Zur Erinnerung an Hans und Hilde Coppis Verdienste im antifaschistischen Widerstand wird am Hauseingang des Schulgebäudes der 68. Schule in der Breitenfelder Straße eine Gedenktafel angebracht mit dem Hinweis, dass sich in diesem Gebäude bis 2007 die Hans-und Hilde-Coppi-Schule befand.“
Besonders glücklich macht den OBM die Namensfindung für die 74. Schule in Anger-Crottendorf. Sie heißt künftig Christian-Morgenstern-Schule – Grundschule der Stadt Leipzig.
Eigentlich muss man den Dichter ja nicht mehr vorstellen. Burkhard Jung legte seine Gedichte den Ratsmitgliedern sogar zur Abkühlung ans Herz.
Christian Morgenstern (1871–1914) war ein bekannter deutscher Dichter, Schriftsteller und Übersetzer. Sein breit gefächertes literarisches Werk, darunter allein 50 Gedichte für Kinder, bietet ein großes Lesevergnügen, da Christian Morgenstern sehr kreativ mit der Sprache umgehen konnte. In seinen Gedichten entfaltet Morgenstern einen scharfsinnigen und gleichzeitig zarten Sprachwitz, der auch Kindern leicht zugänglich ist. Seine kreativen Sprachbilder laden Kinder bereits im Grundschulalter zum (Vor-)Lesen ein.
Deshalb kann sich die Grundschule mit Christian Morgenstern als Namensgeber sehr gut identifizieren. Leben und Werk des Dichters, Schriftstellers und Übersetzers sollen in die Schulkultur einfließen und bieten vielfältige Umsetzungsmöglichkeiten für den Unterricht, für Projekttage sowie im außerunterrichtlichen Bereich im Hort und im Rahmen von Ganztagsangeboten.
Die 78. Schule ist 2020 in ein renoviertes Gebäude im Westen von Grünau umgezogen, hat allerdings ihren alten Namen behalten. Sie bekommt nun den Namen Schule am Kulkwitzer See – Grundschule der Stadt Leipzig.
Und dabei spielt nicht nur der nahe Kulkwitzer See eine Rolle. Das Schulgebäude ist im entsprechenden Farbkonzept gestaltet – rein äußerlich ist die 78. eine wasserblaue Schule. Und schaut man sich den Schulhof etwas genauer an, vielleicht sogar die Satellitenansicht, so entdeckt man große Wassertropfen auf der gesamten Fläche.
Auch der Schulalltag ist eine regelrechte „Symbiose“ mit dem See und dem Thema Wasser. Dies versucht das pädagogische Personal der Schule im Unterricht immer wieder aufzugreifen und so die Brücke zwischen der Lebenswelt der Kinder und dem Lehrplan zu schlagen. In vielerlei Hinsicht ist der Kulkwitzer See dabei automatisch immer wieder im Mittelpunkt.
Die 85. Schule in Grünau wurde 1979 als 85. Polytechnische Oberschule Palmiro Togliatti gegründet. 1992 erfolgte die Umwandlung in die 85. Sie soll künftig Lina-Morgenstern-Schule – Grundschule der Stadt Leipzig heißen.
Auch wenn sie selbst Kinderbücher schrieb, hat sie mit Christian Morgenstern nichts zu tun.
Lina Morgenstern (1830–1909) war eine bedeutende deutsche Pädagogin, Sozialreformerin und Frauenrechtlerin. Sie engagierte sich früh in sozialen Projekten. Besonders wichtig war ihr die Förderung von Mädchenbildung. Ihr Engagement für die Rechte von Frauen und ihre Überzeugung, dass Bildung der Schlüssel zur Selbstbestimmung ist, machten sie zu einer wichtigen Figur ihrer Zeit.
Ihr Lebenswerk und ihre Überzeugungen lebten weiter und beeinflussten die Entwicklung der sozialen Wohlfahrt und der frühkindlichen Bildung in Deutschland. Ihr Name steht symbolisch für den Kampf um Chancengerechtigkeit im Bildungsbereich.
Die 90. Schule – Grundschule der Stadt Leipzig befindet sich im Stadtteil Schönau. Sie ist eine kleine, einzügige Grundschule mit ca. 80 Schülerinnen und Schülern. Etwa ein Drittel davon hat einen Migrationshintergrund und ein Viertel sonderpädagogischen Förderbedarf. Sie bekommt den Namen Schule am Schönauer Park – Grundschule der Stadt Leipzig nach dem nahe gelegenen Schönauer Park.
Die zum Schuljahr 2020/21 eröffnete Schule Gießerstraße mit ihrem modernen Gebäude mit großzügigen Außenanlagen unmittelbar am Karl-Heine-Kanal bekommt den Namen Johanna-Magdalena-Beyer-Schule – Grundschule der Stadt Leipzig.
Johanna Magdalena Beyer (1888–1944) war eine deutsch-amerikanische Komponistin und Pianistin. Sie war eine vielseitige Künstlerin und Pionierin der elektronischen Musik. Als Frau in der männlich dominierten Musikwelt der 1930er und 1940er Jahre setzte die gebürtige Leipzigerin couragiert ihre künstlerische Vision um. Sie brach mit traditionellen Konventionen und erkundete neue Klangwelten.
Beyers Lebensgeschichte ist geprägt von Offenheit, Innovationsfreude, Toleranz und Durchhaltevermögen, was sie zu einem hervorragenden Vorbild für die gesamte Schulgemeinschaft macht. Sie verkörpert damit genau die Werte, die die Schule ihren Schülerinnen und Schülern vermitteln möchte. Die Vielseitigkeit ihres Schaffens spiegelt die interdisziplinäre Ausrichtung der Schule wider.
Die Schule Tauchaer Straße 188 wurde im Schuljahr 2022/23 gegründet und ist aktuell in der Rosenowstraße in Mockau-Nord verortet. An der dreizügigen Schule lernen ca. 210 Schülerinnen und Schüler und unterrichten 20 Lehrkräfte. Da die Schule aktuell noch nicht an ihrem eigentlichen Schulstandort ansässig ist, führt der Übergangsname der Schule immer wieder zu Verwirrung und die Kinder können sich nur schwer damit identifizieren.
Der neue Schulname soll deshalb ein Name sein, der mit dem direkten Wohnumfeld der Kinder verknüpft ist, damit sie sich über den Schulnamen leichter mit der Schule und dem zu entwickelnden Schulkonzept identifizieren können. Der Umzug in das neue Schulgebäude in der Tauchaer Straße ist für Herbst 2026 geplant.
Deshalb bekommt sie den Namen Schule an der Parthe – Grundschule der Stadt Leipzig.
Der gewählte Schulname greift eine regionale Besonderheit aus dem direkten Wohnumfeld der Schülerinnen und Schüler auf. Die Parthe ist einer der drei natürlichen Flüsse im Leipziger Stadtgebiet. Thekla, der zukünftige Schulstandort, liegt an der Parthe im Nordosten von Leipzig und ist aus drei Parthedörfern entstanden.
Der Schulneubau in der Tauchaer Straße ist modern, umweltfreundlich und nachhaltig. Deshalb wünschte sich die Schule einen neuen Namen, der sich durch einen Bezug zur Natur und Regionalität auszeichnet und die Schulgemeinschaft für Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit sensibilisiert. Die Parthe soll zukünftig als „3. Pädagoge“ die Schulgemeinschaft bei ihren Lern-, Gestaltungs- und Alltagsprozessen begleiten.
Wasser als Lebensgrundlage soll sinnbildlich für den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule stehen, elementare Lebensgrundlagen in Form von Bildungs- und Entwicklungswurzeln zu legen. Zugleich steht das (Fließ)gewässer als Grundlage für Wachstum, Entwicklung und Veränderung.
Die Schule unter ihrem aktuellen Namen Schule Diderotstraße – Oberschule der Stadt Leipzig befindet sich im nördlich gelegenen Stadtteil Möckern der Stadt Leipzig. Das Schulgebäude wurde in einer mehrjährigen Bauphase aufwendig saniert und konnte mit Beginn des Schuljahres 2020/21 von der bis dahin in ein Interimsgebäude in Eutritzsch ausgelagerten Schule neu bezogen werden. Da lag es nur nahe, ihr den Namen Denis-Diderot-Schule – Oberschule der Stadt Leipzig zu geben.
Vielleicht auch in der Hoffnung, dass die Schülerinnen und Schüler dann auch die Bücher von Denis Diderot lesen.
Denis Diderot (1713–1784) war französischer Schriftsteller, Übersetzer, Literatur- und Kunsttheoretiker und einer der führenden Philosophen und Aufklärer des 18. Jahrhunderts. Er beschäftigte sich mit einem breiten Spektrum wissenschaftlicher Sachgebiete (Chemie, Physik, Mathematik, Naturgeschichte, Anatomie und Medizin) und machte das gesammelte Wissen für eine breite Masse der Bevölkerung zugänglich. Sein Ansatz, dass der Erwerb von vielfältigem Wissen die Menschen zu einem vernünftigen, wissensbasierten Denken und Handeln bewegen soll, deckt sich mit dem Bildungsverständnis der Oberschule.
Die komplette Vorlage zur Schulbenennung findet man hier.