Die berühmten Kutschen des Hauses Hannover sind aus dem Historischen Museum in den Westflügel des Museums im Schloss Herrenhausen umgezogen und stehen dort im Zentrum der Ausstellung „Vier Kutschen, ein Königreich. Hannover 1814-1866“. Der neu gestaltete Eingangsbereich im Ostflügel stimmt auf den Besuch des Großen Gartens ein und bietet ab sofort direkten Zugang zum Garten.
Oberbürgermeister Belit Onay
„Wir blicken auf ein besonderes Jahr. Der Große Garten in Herrenhausen feiert sein 350. Jubiläum. Gleichzeitig feiern wir das große Kulturjahr als Kulturhauptstadt der Herzen. Die Eröffnung des Museums Schloss Herrenhausen ist dabei ein besonderer Höhepunkt. Hannover war über 200 Jahre lang Residenzstadt der Welfen. Ich freue mich sehr, dass Schloss, Kutschen und Königshaus nun in einer besonderen Ausstellung im Westflügel des Schlosses präsentiert werden“, sagte Oberbürgermeister Belit Onay aus diesem Anlass und bedankte sich ausdrücklich bei Prinz Ernst August von Hannover für die Dauerleihgabe der Kutschen aus dem Haus Hannover.
Bildungs- und Kulturdezernentin Eva Bender
erläuterte die Vorteile, die durch den Umbau und den neuen Eingang entstanden sind: „Der Gang durch den Ostflügel stimmt auf den Besuch des Großen Gartens ein, vom Garten aus kann direkt in den Westflügel flaniert werden. Dort kann man die Kutschen in ihrer Pracht auf sich wirken lassen oder sich in die historisch-gesellschaftlichen Themen des 19. Jahrhunderts vertiefen. Ein absolut stimmiges Gesamterlebnis für die Besucher*innen!“
Prinz Ernst August von Hannover
sagte im Rahmen der Eröffnung: „Es freut mich sehr, dass die Exponate trotz der Sanierung in der Altstadt für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben. Ich fühle mich der Landeshauptstadt Hannover in besonderer Weise verbunden, denn unsere Familiengeschichte ist mit der Geschichte der Stadt eng verwoben. Die Gärten, das originalgetreu wiederaufgebaute Schloss – und eben auch die Kutschen – bilden ein kulturelles Erbe, das wir gemeinsam bewahren und weitergeben wollen. In diesem Sinne wünsche ich der Ausstellung viele Besucherinnen und Besucher.“
Dirk Altwig, Vorsitzender der „Freunde des Historischen Museums e.V.
„Uns als Förderverein liegen die wunderbaren Objekte hannoverscher Geschichte ganz besonders am Herzen“, betont Dirk Altwig, Vorsitzender der „Freunde des Historischen Museums e.V.“. „Wir freuen uns sehr, dass einige der Publikumslieblinge des langfristig geschlossenen Museums am Hohen Ufer hier im Schloss Herrenhausen so ein wunderbares Domizil gefunden haben. Herzlichen Glückwunsch allen Beteiligten für die gelungene Präsentation!“
Neugestaltung des Ostflügels und neue Wegeführung
Besucher*innen haben ab sofort die Möglichkeit, durch den Ostflügel direkt in den Großen Garten zu gelangen, anstatt den fürstlichen Blumengarten zu durchqueren. Die grüne Farbgestaltung, projizierte Gartenimpressionen, botanische Illustrationen und eine Bildergalerie stimmen auf den Gartenbesuch ein. Ergänzende Informationen wie Rahmendaten, Zahlen und Maße, ein Plan sowie ein Modell des Gartens bieten Orientierung.
Vom Ostflügel aus bleibt der Zugang zur unterirdischen Ausstellung „Barocke Schätze“ weiterhin möglich, ist jedoch nicht zwingend erforderlich, um in den Westflügel zu gelangen. Dieser ist nun ebenfalls von außen über die neue Wegeführung erreichbar.
Im Westflügel wurde ein Windfang installiert, der ein stabiles Raumklima für die wertvollen Exponate gewährleistet. Alle Bereiche sind barrierefrei über Aufzüge zugänglich.
© LHH
Ausstellung „Vier Kutschen und ein Königreich. Hannover 1814-1866“
Die vier Kutschen aus dem Welfenhaus sind mit ihrer Pracht und handwerklichen Raffinesse die „Stars“ der Ausstellung. Inhaltlich bietet diese aber neue Aspekte und Perspektiven zur thematischen Vertiefung an. Von 1814 bis 1866 bestand das Königreich Hannover, in einer Zeit großer Umbrüche in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Immer mehr Menschen aus dem Bürgertum forderten Mitbestimmungsrechte bei der Regierung und Verwaltung des Staates. Vor diesem Hintergrund wurden die Kutschen selbst zum Symbol für die Königsherrschaft, mit ihnen stellten die Könige von Hannover ihre herausgehobene Stellung in der Gesellschaft zur Schau.
Themenspur zur Geschlechtergeschichte
Zusätzlich zu den Kutschen werden insbesondere Porträts von Herrschern des Welfenhauses und ihren Ehefrauen präsentiert. Eine eigene Themenspur beschäftigt sich mit der Selbstinszenierung adliger Frauen und Männer in ihren zugewiesenen Rollen sowie den Handlungsspielräumen, die Frauen in einer von Männern dominierten Gesellschaft hatten. Die Ausstellung verdeutlicht zudem die enge Verknüpfung zwischen höfischer Kultur und Kolonialismus in Hannover. Durch die historische Einbettung und die Auseinandersetzung mit aktuellen Fragestellungen leistet die Ausstellung somit einen wertvollen Beitrag zur Demokratiebildung in der Gegenwart.
Weitere Elemente der Ausstellung
Ein kostenloses Begleitheft für Kinder und Familien bietet Anregungen für einen gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung. Es enthält spannende Aufgaben, Suchspiele und Rätsel. An einem inklusiven Tastmodell der „Goldenen Kutsche“ können die Besucher*innen die Kutsche nachfühlen und verschiedene Schmuckdetails wie Krone, Britannia, Löwe und Einhorn mit den Händen erkunden. An einer interaktiven Medienstation haben die Besucher*innen die Möglichkeit, auf humorvolle Weise zu überlegen, wie sie sich selbst als Königin von Hannover in Szene setzen und eine Parade durch die Stadt gestalten würden. Zudem bietet ein Glossar zur Ausstellung hilfreiche Erläuterungen zu schwierigen Begriffen und historischen Sachverhalten, insbesondere für Schülerinnen.
„Revue bei Bemerode“ in der Ausstellung „Barocke Schätze“
Ein weiteres Highlight aus dem Besitz von Prinz Ernst August von Hannover hat nun seinen Platz in Herrenhausen gefunden. Im unterirdischen Ausstellungsbereich „Barocke Schätze“ ist ab sofort die beeindruckende „Revue bei Bemerode“ zu sehen. Dieses über acht Meter breite Gemälde von J. F. Lüders war ein zentraler Bestandteil der ehemaligen Dauerausstellung im Historischen Museum und zeigt eine detailreiche Darstellung einer Militärparade aus dem Jahr 1735 vor dem englischen König und hannoverschen Kurfürsten Georg II. Bei der Neupräsentation wurde eine Medienstation eingerichtet, die es den Besuchenden ermöglicht, die zahlreichen Details dieses großflächigen „Wimmelbildes“ zu entdecken.