Psoriasis zählt zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen weltweit. Neben den bekannten Haut- und Gelenkmanifestationen sind metabolische Begleiterkrankungen wie Adipositas, Typ-2-Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen regelmäßig präsent. Epidemiologische Daten zeigen, dass Personen mit Psoriasis häufiger übergewichtig sind, und umgekehrt scheint Adipositas das Erkrankungsrisiko zu erhöhen. In diesem Kontext rückt nicht nur die Quantität, sondern auch die Verteilung des Körperfetts zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen.
Eine kürzlich im ‚Journal of Investigative Dermatology‚ veröffentlichte Studie untersuchte detailliert den Zusammenhang zwischen verschiedenen Fettverteilungsmustern und dem Risiko für Psoriasis. Dabei wurde insbesondere die Rolle zentraler Adipositas beleuchtet.
Ziel und Relevanz der Studie: Klärung der Rolle zentraler Fettverteilung
Während der Zusammenhang zwischen Gesamtkörperfett und Psoriasis gut dokumentiert ist, ist bislang wenig über den Einfluss unterschiedlicher Fettverteilungsmuster und deren Unabhängigkeit von genetischer Veranlagung bekannt. Die nun publizierte Querschnittsanalyse aus der UK Biobank untersuchte systematisch, ob zentrale Adipositas – insbesondere abdominales Fett – einen eigenständigen Risikofaktor für Psoriasis darstellt. Besonderes Augenmerk galt der Frage, ob dieser Zusammenhang auch unabhängig von genetischer Prädisposition besteht.
Breiter Ansatz in großer Kohorte
Die Analyse basiert auf Daten von über 330.000 Personen mit weiß-britischer Abstammung aus der UK Biobank. Mehr als 9.000 davon wiesen eine Psoriasis-Diagnose auf. Insgesamt wurden 25 verschiedene adipöse Parameter erfasst – darunter klassische anthropometrische Messgrößen (z. B. Body-Mass-Index, Taillenumfang) sowie fortgeschrittene bildgebende Verfahren zur quantitativen Erfassung regionaler Fettverteilung.
Die Forscher quantifizierten Assoziationen zwischen den einzelnen Fettverteilungsmustern und der Prävalenz von Psoriasis. Zudem wurde eine genetische Risikoabschätzung mittels Polygenic Risk Scores (PRS) für Psoriasis integriert, um genetische Einflüsse zu kontrollieren.
Bauchfett mit stärkster Assoziation zur Psoriasis
Die Auswertung ergab, dass zentrale Adipositas – insbesondere Bauchfett – signifikant stärker mit Psoriasis assoziiert war als das Gesamtkörperfett. Dieser Zusammenhang blieb auch nach Adjustierung für genetische Risikofaktoren bestehen und erwies sich damit als genetikunabhängiger Einflussfaktor. Die Effekte waren bei Frauen ausgeprägter als bei Männern. Die stärksten Assoziationen wurden mit dem Taillenumfang, viszeralem Fett und Fettverteilungen im Bereich des Abdomens beobachtet.
Besonders deutlich zeigten sich die Unterschiede bei den Effektstärken: Fünf Messmethoden wiesen die stärkste Assoziation mit Psoriasis auf – vier davon bezogen sich auf zentrale Adipositas. Dazu zählten das Taille-Hüft-Verhältnis (Odds Ratio [OR] 1,26), das abdominale Fettverhältnis, der Index des gesamten abdominalen Fettgewebes sowie der Taillenumfang. Von den Gesamtkörperfettmessungen war lediglich der prozentuale Körperfettanteil, bestimmt mittels bioelektrischer Impedanzanalyse, mit einer vergleichbaren Effektstärke assoziiert (OR 1,29; p = 3,77×10⁻⁶⁹).
Unabhängige Effekte von zentraler Adipositas und genetischem Risiko auf Psoriasis
Um den möglichen Einfluss genetischer Faktoren auf den Zusammenhang zwischen Adipositas und Psoriasis zu prüfen, führten die Forschenden Interaktionstestungen zwischen verschiedenen Fettverteilungsmessungen und Polygenic Risk Scores (PRS) für Psoriasis durch – jeweils einmal mit und einmal ohne Einbezug des HLA-C*06:02-Allels, dem wichtigsten Suszeptibilitätslokus. Eine signifikante Interaktion wurde zwischen dem vollständigen PRS und dem Taille-Hüft-Verhältnis beobachtet. Wurde HLA-C*06:02jedoch aus dem PRS ausgeschlossen, verlor der Effekt seine Signifikanz.
Im Vergleich von HLA-C*06:02-positiven und -negativen Individuen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede im kausalen Einfluss zentraler Adipositas auf das Psoriasis-Risiko. Die Autoren vermuten daher eher einen sogenannten Collider-Bias als eine echte biologische Interaktion. Sowohl HLA-C*06:02 als auch zentrale Adipositas erhöhten das Psoriasis-Risiko unabhängig voneinander.
Einordnung im Kontext aktueller Therapiestrategien
In einem begleitenden Editorial verweist Prof. Joel M. Gelfand (University of Pennsylvania) auf neue therapeutische Perspektiven, die nicht Bestandteil der Studienanalyse sind. Er hebt die potenzielle Rolle von GLP-1-Rezeptor-Agonisten hervor – ursprünglich für die Behandlung von Diabetes und Adipositas entwickelt – und fordert klinische Studien zur Monotherapie bei Psoriasis: „Der enge Zusammenhang zwischen Psoriasis, Adipositas und kardiometabolischer Dysfunktion erfordert ein Umdenken in unserem Therapieansatz.“
Fazit: Klinische Bedeutung zentraler Adipositas bei Psoriasis
Die vorliegende Studie zeigt deutlich, dass nicht allein das Ausmaß, sondern vor allem die Verteilung des Körperfetts bei der Pathogenese der Psoriasis eine Rolle spielt. Zentral gespeichertes Fett stellt einen unabhängigen Risikofaktor dar – auch bei genetisch nicht prädisponierten Personen.
Die Ergebnisse unterstreichen die klinische Relevanz der Erfassung zentraler Adipositas im Rahmen der Risikoeinschätzung und Prävention. Zudem betonen die Autoren die Notwendigkeit, diese Zusammenhänge in ethnisch breiter aufgestellten Population zu validieren.