Manon filmt sich, während sie durch die Nacht läuft. „Es ist jetzt 4.16 Uhr“, sagt sie. „Ich bin auf dem Weg in die Notaufnahme. Ich wurde gestochen.“ Manon vermutet: Ein Unbekannter habe ihr auf dem Heimweg im Vorbeigehen eine Spritze in den Arm gerammt. Ihr Unterarm, sagt sie, fühle sich taub an. „Wie nach einer Impfung.“ Sie hat einen roten Punkt auf ihrer Haut entdeckt, vielleicht die Einstichstelle? Sie lädt das Video auf TikTok hoch.
Manon war auf dem Festival Fête de la Musique, dem größten Straßenfest Frankreichs, das an einem Samstag Ende Juni gleichzeitig in mehr als 1.000 Städten stattfand, mit Millionen von Besuchern. 145 Personen, fast alle Teenager oder in den Zwanzigern, meldeten sich in der Nacht, wie Manon, in Krankenhäusern und bei der Polizei, weil sie vermuteten, gestochen worden zu sein. Betroffen sind nicht nur Frauen, wie Medien zunächst berichteten. Ihre Schilderungen ähneln sich: ein Schubser hier, ein Unbekannter dicht am Rücken da, dann ein Pieks, später Schwindel, Übelkeit, Atemnot.