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Die Ukraine bietet deutschen Firmen wirtschaftlich betrachtet vielversprechende Aussichten. Allerdings müssen sie neben den Chancen auch Risiken beachten.
Kiew – Der andauernde Krieg hinterlässt Spuren in der ukrainischen Wirtschaft. Konstante Luftangriffe haben vor allem die Infrastruktur in dem Land beschädigt. Bereits jetzt ist klar: Es wird auch im Falle eines Friedens noch viel zu tun sein. Die Ukraine arbeitet mit Hochtouren am Wiederaufbau für die Nachkriegszeit, die Kosten für den Wiederaufbau werden auf 500 Milliarden Euro geschätzt.
Doch auch jetzt ist Handlungsbedarf gefragt. „Das ist eine gewaltige Herausforderung, aber auch ein gewaltiger Markt“, sagte Ukraine-Experte Dr. Peter Wand, Partner bei der internationalen Wirtschaftskanzlei BakerMcKenzie, gegenüber IPPEN.MEDIA. Westliche, darunter auch deutsche Firmen, müssten das Land weiterhin wirtschaftlich unterstützen.
Hilfe für die Ukraine – für deutsche Firmen gäbe es diese Risiken bei Investitionen
Der Gedanke, in ein Land zu investieren, das in einen mehrjährigen Krieg verwickelt ist, dürfte viele westliche Firmen abschrecken. In der Tat gibt es unvermeidbare Risiken. „Kriegsrisiken sind kaum zu versichern – ein typischer Fall des Marktversagens“, sagte Ukraine-Experte Dr. Wand zu unserer Redaktion. Wand will dennoch westliche Firmen ermutigen.
Die Ukraine birgt auch aus wirtschaftlicher Sicht viel Potenzial. © Fabian Sommer/dpa
Zahlreiche ausländische Unternehmen seien bereits im Land tätig. „Viele von ihnen waren schon vor Kriegsbeginn im Land, andere sind neu hinzugekommen. 2024 gab es rund drei Milliarden Euro ausländische Direktinvestitionen und rund 80 Milliarden Euro Importe. Unternehmen bereiten sich derzeit intensiv auf die nächsten Schritte vor. Der Beratungsbedarf ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen“, so der Experte.
Es gebe zudem umfangreiche Unterstützung seitens der EU, der Ukraine, Deutschlands und internationaler Institutionen. „Sie bieten Kredite, Garantien und Eigenkapitalbeteiligungen an, um private Investitionen in die Ukraine zu fördern und den Wiederaufbau zu unterstützen. Die Korruption ist nach wie vor ein Problem, allerdings hat die Ukraine bei der Korruptionsbekämpfung große Fortschritte erzielt.“
Russland beschädigt ukrainische Wirtschaft durch Luftangriffe – diese Sektoren lohnen sich für Investoren
Vor allem Sektoren wie Infrastruktur, Energie, Metallverarbeitung und Rüstung, Landwirtschaft, IT sowie Fertigung und Produktion würden aufgrund des hohen Investitionsbedarfs ein erhebliches Potenzial bieten. So wurde zum Beispiel die Energieversorgung durch den Krieg stark beeinträchtigt. Laut einer Auswertung der International Energy Agency (IEA) zerstörte oder beschädigte die russische Armee zwischen 2022 und 2023 etwa die Hälfte der ukrainischen Stromerzeugungskapazität. Raketen und Drohnen hätten etwa die Hälfte der großen Umspannwerke beschädigt.
Umso wichtiger wird es, den Ausbau der Energieversorgung voranzutreiben und weiterhin das Potenzial für Erneuerbare Energien auszuschöpfen. „Die Ukraine arbeitet daran, ihre Abhängigkeit von russischem Öl und Gas zu reduzieren und den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen. Dezentrale und erneuerbare Energiequellen bieten mehr Versorgungssicherheit“, sagte Dr. Wand.
Die Ukraine eröffnet aus wirtschaftlicher Sicht zahlreiche Möglichkeiten – auch für deutsche Firmen, findet Experte Dr. Peter Wand. © Baker McKenzieHilfe für Kiew im Ukraine-Krieg: Deutsche Firmen bekommen Unterstützung von der Bundesregierung
Deutschen Firmen und Investoren werden künftig eine bedeutende Rolle einnehmen. Dr. Wand zufolge erhalten deutsche Unternehmen bei Investitionen in der Ukraine zwar umfassende Unterstützung durch verschiedene Finanzierungs- und Beratungsangebote. „Die Bundesregierung bietet beispielsweise Exportkreditgarantien und Garantien für Direktinvestitionen im Ausland an, um deutsche Unternehmen bei Investitionen und Exporten in die Ukraine zu unterstützen“, erklärte der Experte. „Aber jedes Projekt ist anders. Deshalb müssen die Instrumente der Förderung immer sorgsam ausgewählt werden.“
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat Deutschland der Ukraine daher bereits Hilfen im Gesamtwert von knapp 48 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Auch die neue Bundesregierung sichert der Ukraine weiterhin dauerhafte Hilfe zu. (bohy)