Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) – Eine Sonnenbrille kann bei dem Sommerwetter gerade fast jeder gut gebrauchen. Aber ob das den traditionsreichen deutschen Brillenhändler Wagner + Kühner retten kann? Das 80 Jahre alte Unternehmen ist insolvent und kämpft ums Überleben.
Der Großhändler vertreibt bekannte Brillengestelle von Marken wie Head, s.Oliver und die Eigenmarken BK Eyewear und Deejays.
Zweite Insolvenz in nur zweieinhalb Jahren
Das Amtsgericht Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) bestellte den Koblenzer Rechtsanwalt Jens Lieser (59) zum Insolvenz-Verwalter. Es ist bereits sein zweites Mandat für das Unternehmen: Am 31. Januar 2023 meldete der Großhändler schon einmal Insolvenz an. Denn die 1945 gegründete Firma hatte bereits 2019 eine Umstrukturierung begonnen, ächzte unter Schulden. Der wegen Corona und des Krieges in der Ukraine eingebrochene Konsum gab ihm dann den Rest.
Anwalt Lieser damals bei einer Versammlung der 55 Mitarbeiter: „Bei diesem bewährten Geschäftsmodell sehe ich gute Möglichkeiten für eine Zukunftslösung und einen Investor zu finden.“ Tatsächlich stieg ein neuer Gesellschafter, der anonym bleiben wollte, in das Unternehmen ein. Die Belegschaft wurde auf 28 Mitarbeiter halbiert.
So kam es zu der neuen Pleite
Der Investor ist inzwischen aber schwer erkrankt, hat sich deshalb zurückgezogen. Dazu kam laut der Kanzlei: „Trotz des positiven operativen Verlaufs in den letzten Monaten – darunter erfolgreiche Produkteinführungen, ein gestärktes Marketing und die Anhebung der Qualitätsstandards – ist der relevante Markt für Brillenfassungen und Sonnenbrillen seit Jahresbeginn eingebrochen. Die Verunsicherung durch den Ukrainekrieg, erhebliche Kostensteigerungen und die Inflation haben zu einer erheblichen Kaufzurückhaltung in der Branche geführt.“
Lesen Sie auchSo geht es für die Angestellten weiter
Insolvenzverwalter Jens Lieser zu BILD: „Mein Ziel ist es, den Brillenspezialisten fortzuführen sowie möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.“ Das Gehalt der Angestellten ist bis einschließlich August über das Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Der Geschäftsbetrieb läuft weiter. Lieser in einer Mitteilung: „Wagner + Kühner verfügt über eine starke Marktposition, ein intaktes Geschäftsmodell und engagierte Mitarbeitende. Vor diesem Hintergrund bin ich optimistisch.“