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Seit dem Amtsantritt von Donald Trump hat der US-Präsident mehr als 50 neue oder geänderte Zölle angekündigt, darunter Aussetzungen, Rückzieher, Eskalationen und Deeskalationen. Da der Stand der Handelsbeziehungen zwischen den USA und China nach wie vor ungewiss ist, erwägen viele US-Unternehmen alternative Bezugsquellen.
Ohne eine Verlagerung auf andere Bezugsquellen könnten die Preise steigen, und US-Unternehmen und Verbraucher müssten möglicherweise ein Produkt einschränken oder durch ein anderes, praktisch ähnliches Produkt ersetzen.
Europa als neuer Handelspartner?
In diesem Szenario könnte Europa eine Schlüsselrolle spielen, sowohl als Exporteur als auch als Importeur.
„Europa steht vor einer immer komplexer werdenden Herausforderung: Wie kann es von einem Empfänger von Entscheidungen, die von China und den USA getroffen werden, zu einer aktiven Gestaltung seiner eigenen Zukunft übergehen“, erklärte Francesca Ghiretti, Direktorin der RAND Europe China Initiative, in einem Kommentar.
Im Durchschnitt liefert Europa bereits 55 Prozent des verfügbaren globalen Exportmarktes für Produkte, welche die USA aus China importieren.
Nach neun verschiedenen Simulationen, die von der globalen Unternehmensberatung McKinsey & Company durchgeführt wurden, könnte die Europäische Union zusammen mit Norwegen, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich potenziell etwa 30 bis 65 Prozent der US-Importe aus China durch ihre Exporte ersetzen, selbst wenn die USA hohe Zölle auf europäische Waren erheben.
In jeder Simulation wird davon ausgegangen, dass der Wert der US-Importe aus China für jedes Produkt auf Null fällt und dass die USA stattdessen jedes Produkt von anderen Exporteuren beziehen.
Handel: Diese Produkte sind für Europa interessant
Die Rolle Europas in diesem Szenario ist in den Bereichen Elektronik, sonstige verarbeitende Industrie und Textilien am stärksten ausgeprägt. Die USA haben in jedem dieser Wirtschaftszweige 191 Mrd. Dollar, 52 Mrd. Dollar bzw. 45 Mrd. Dollar umzuschichten.
Es handelt sich dabei um dieselben Sektoren, welchhe die USA derzeit hauptsächlich aus China importieren. Insbesondere in der Elektronikindustrie könnte Europa der wichtigste Ersatzlieferant für den US-Markt sein.
Ein weiteres Beispiel ist Spielzeug. Europa könnte den US-Markt mit tschechischem und deutschem Spielzeug beliefern und damit die in China hergestellten Produkte ersetzen. Dies könnte allerdings dazu führen, dass die europäischen Verbraucher zunehmend Spielzeug aus chinesischer Produktion kaufen.
Da Europa seine Exporte in die USA gesteigert hat, ist es auch zu einem wichtigen Ziel für chinesische Exporte geworden und nimmt bis zu 55 Prozent der derzeitigen chinesischen Lieferungen in die USA auf.
Diese Verlagerung könnte zu einer stärkeren Handelsverflechtung zwischen Europa und China sowie zu geopolitischen Spannungen führen.
„In den nächsten Monaten und Jahren wird sich zeigen, ob Europa den Kurs halten kann oder ob es sich bei dem Versuch, auf die aktuellen Herausforderungen zu reagieren, verliert“, so Francesca Ghiretti.