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Die ARD kürzt ihre Radioprogramme. Beim WDR stehen bereits zwei Sender auf der Streichliste, viele andere Programme befinden sich auf dem Prüfstand.

Bremen – Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der ARD müssen sparen. Unter politischem Druck haben sie sich jetzt auf eine Reduzierung ihrer Radiowellen geeinigt. Vor allem Programme, die ausschließlich über den digitalen Übertragungsstandard DAB+ und nicht parallel über UKW zu empfangen sind, stehen auf der Streichliste. Die Anzahl der regionalen Hörfunkprogramme soll von derzeit rund 70 auf künftig 53 sinken – eine Vorgabe der Bundesländer, die bis spätestens Januar 2027 umgesetzt werden muss. Konkrete Entscheidungen, welche Sender verschwinden werden, stehen größtenteils noch aus. Die Anstalten ringen derzeit intensiv darüber, welche Programme betroffen sein werden.

ARD muss 17 Sender streichen – auch Radiowellen des WDR sind betroffen

Zu den ersten bekannten Betroffenen gehört das Maus-Radio des Westdeutschen Rundfunks. Der WDR plant, dieses Angebot als Web-Stream weiterzuentwickeln und zum zentralen Element eines neuen Kinderbereichs in der ARD-Audiothek zu machen. Der digitale Kanal WDR Event soll nach den Plänen der Rundfunkanstalt mit Sitz in der NRW-Metropole Köln eingestellt werden.

Die Profile der drei jungen Wellen 1LIVE, 1LIVE Diggi und Cosmo sollen derweil geschärft und aufeinander abgestimmt sein. Bezüglich des interkulturellen Programm Cosmo hatte der WDR bereits vor einigen Wochen klargestellt, dass der Sender erhalten bleibt. „Wir wollen Cosmo nicht abschalten, sondern weiterentwickeln“, hatte WDR-Programmdirektorin Andrea Schafarczyk daraufhin der Deutschen Presse-Agentur erklärt.

Ebenfalls auf dem Prüfstand steht das Jugend-Angebot Tweens des Mitteldeutschen Rundfunks, das ebenfalls nur über DAB+ verbreitet wird. Die ARD kündigte an, dass zur Kostenreduzierung auch verstärkte Kooperationen zwischen verschiedenen Wellen beitragen sollen.

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Die Bundesländer haben als Richtlinie vorgegeben, dass eine ARD-Anstalt grundsätzlich maximal vier terrestrisch verbreitete Programme anbieten soll. Ausnahmen sind möglich: Das Landesrecht kann vorsehen, dass ein ARD-Haus pro volle sechs Millionen Einwohner im Sendegebiet ein weiteres Hörfunkprogramm anbieten darf – eine Regelung, die besonders für bevölkerungsreiche Bundesländer und ARD-Häuser mit Sendegebieten in mehreren Bundesländern relevant ist.

ARD will Audiothek im Internet stärken

Bereits jetzt existieren gemeinsame Sendestrecken, etwa bei Pop- und Info-Programmen am Abend und in der Nacht. Die Reformen zielen darauf ab, Doppelstrukturen abzubauen und Kosten zu sparen – besonders in Zeiten mit rückläufigen Hörerzahlen. Die Primetime für das Radio liegt vor allem am Morgen. Allerdings fallen die Einsparungen beim Radio pro Sendeminute deutlich geringer aus als beim Fernsehen, da TV-Produktionen im Durchschnitt wesentlich teurer sind.

„Prämisse aller Überlegungen war, das zu erhalten, was die ARD Hörfunkwellen erfolgreich und besonders macht: die enge Verbundenheit mit und regionale Nähe zu den Hörerinnen und Hörern“, wird Jan Weyrauch, Programmdirektor Radio Bremen und Vorsitzender der Audioprogrammkonferenz der ARD, in einer Mitteilung zitiert.

Offen bleibt, welche Programminhalte nach einer Einstellung der Radiowellen zumindest teilweise im Internet weiterleben können. Die ARD-Audiothek soll daher als gemeinsame Plattform gestärkt werden, wie der Senderverbund betonte. (mg/dpa)