(Im achten Absatz wurde korrigiert, dass LVMH seine Zahlen am Montag
vorlegt.)
FRANKFURT (dpa-AFX) – Die jüngst heftigen Turbulenzen an den Börsen
wegen der kaum berechenbaren Handelspolitik von US-Präsident Donald
Trump dürften die Märkte auch in der Karwoche beschäftigen. Der Dax
hat sich von seinem Kursrutsch bis auf 18.489 Punkte
im Zuge der von Trump losgetretenen, globalen Zoll-Lawine zwar ein
gutes Stück erholt, doch die Unsicherheit bleibt. Der Index notierte
per Freitagmittag seit Jahresanfang noch rund 1,5 Prozent im Plus,
nachdem es im März in der Spitze noch plus 18 Prozent waren.
Denn die von Trump für 90 Tage ausgesetzten Zölle für die meisten
Länder bedeuten nicht das Ende des Zollstreits, zumal der
Handelskrieg zwischen den USA und China weiter eskaliert. Beide
Länder überziehen sich mit immer höheren Zöllen und Gegenzöllen.
In diesem Umfeld scheint es Anlegern zunehmend schwer zu fallen,
vernünftig zu investieren. Selbst US-Staatsanleihen – bislang in
unsicheren Zeiten ein Hort der Sicherheit – werden gemieden, wie am
jüngsten Renditeanstieg gerade bei Papieren mit längerer Laufzeit zu
beobachten war.
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, spricht daher von einem
Vertrauensverlust gegenüber der gesamten US-Wirtschaft. Dieser werde
bleiben, unabhängig davon, welche Zollsätze in den kommenden Wochen
wieder zurück-verhandelt werden. „Finanzinvestoren wie auch
international aufgestellte Unternehmen sind nachhaltig verunsichert,
welche Sicherheit die größte Volkswirtschaft und der größte
Kapitalmarkt der Welt künftig für Investitionen noch bietet“,
schrieb Kater.
Die mit dem Zollkonflikt einhergehenden Rezessionsrisiken dürften
Einfluss haben auf die Entscheidungen der großen Notenbanken. Am
Markt wird fest damit gerechnet, dass die Europäische Zentralbank
(EZB) am Gründonnerstag den Leitzins um nochmals 0,25 Prozentpunkte
senken wird. Die Risiken für Wirtschaftswachstum und Inflation
hätten wegen der Zoll-Kapriolen von US-Präsident Trump deutlich
zugenommen, hieß es dazu von der Commerzbank.
Ob niedrigere Zinsen – wie eigentlich üblich – im aktuellen
Zoll-Umfeld Aktienkäufe attraktiver machen, darf bezweifelt werden.
Die Commerzbank geht denn auch davon aus, dass in den kommenden
Wochen die negativen Auswirkungen der hohen politischen Unsicherheit
in den USA den Ausblick für Aktien trüben werden und Analysten
beginnen dürften, ihre optimistischen Prognosen für die
Unternehmensgewinne nach unten zu revidieren.
So werden Anleger in der gerade beginnenden Bilanzsaison der
Unternehmen wohl weniger auf das achten, was im vergangenen Quartal
war, sondern mehr noch als sonst sich für die Ausblicke
interessieren. Am Montag geht in den USA die
Quartalsberichterstattung im Bankensektor mit Zahlen von Goldman
Sachs weiter. Am Dienstag folgen mit Bank of America
und Citigroup weitere Kredithäuser aus
den Vereinigten Staaten.
In Deutschland werden ebenfalls am Dienstag Umsatzzahlen des
Konsumgüterherstellers Beiersdorf erwartet. Zuvor
gewährt am Montag in Frankreich der Luxusgüter-Konzern LVMH
Einblicke in die Bücher. Am Mittwoch steht mit dem
niederländischen Chipindustrie-Ausrüster ASML ein
weiteres Börsen-Schwergewicht mit Quartalszahlen auf der Agenda. Aus
dem Dax berichtet der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius
.
Bei den am Donnerstag anstehenden Unternehmenszahlen des
US-Streaminganbieters Netflix dürften Anleger darauf
achten, ob die Zollproblematik auf die Konsumlaune schlägt und
womöglich das Neukundenwachstum beeinflusst.
Wegen Ostern ist die neue Handelswoche verkürzt. Am Karfreitag sind
die Börsen in Europa und den USA geschlossen. In Japan und China
wird gehandelt./ajx/ag
ISIN DE0008469008
AXC0256 2025-04-11/18:11
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