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3.07.2025 11:09

(Akt. 3.07.2025 12:50)

Der letzte ESC in Wien (im Bild) liegt noch nicht allzu weit zurück.

Der letzte ESC in Wien (im Bild) liegt noch nicht allzu weit zurück.
©APA/GEORG HOCHMUTH (Symbolbild)

Wien greift nach dem ESC 2026. „Mit unserer heutigen Bewerbung geben wir ein klares Bekenntnis ab: Wir wollen den Song Contest nach Wien bringen“, so Landeschef Michael Ludwig.

Jetzt ist der Kampf der potenziellen ESC-Metropolen offiziell eröffnet: Wien hat am Donnerstag bekanntgegeben, nun seine Bewerbung als Ausrichterstadt des Eurovision Song Contest 2026 eingereicht zu haben. Eine echte Punktlandung, müssen Interessenten doch spätestens bis 4. Juli ihre detaillierten Unterlagen zum ORF schicken. In Innsbruck feilt man indes noch an der finalen Ausarbeitung der Bewerbung.

Wien geht mit Claim ins Rennen

Und auch wenn das offizielle ESC-Motto seit einigen Jahren mit „United by Music“ stets dasselbe ist, geht die Bundeshauptstadt mit einem eigenen Claim ins Rennen: „Europe, shall we dance?“. „Als Kulturmetropole, die sich klar zur Klimaneutralität bekennt, möchten wir den Eurovision Song Contest 2026 zu einem zukunftsweisenden Ereignis machen, das gleichermaßen begeistert und Verantwortung übernimmt“, warb Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in einem Schreiben an ORF-Generaldirektor Roland Weißmann für seine Stadt. Als Argumente, die für Wien sprächen, führt man bei der Bewerbung die große Erfahrung bei Großveranstaltungen an, die rund 82.000 Betten in 41.000 Zimmern der 433 Hotels und nicht zuletzt die Verkehrsanbindung der Stadt. Schließlich sei Wien aus 195 Destinationen in 65 Ländern per Direktflug erreichbar und sei die bestangebundene Bahnstadt Europas. Zusätzliche Infrastruktur müsse in Wien für das musikalische Großevent nicht geschaffen werden.

Darüber hinaus will man in Wien mit Softpower punkten. So spielt die „Weltoffenheit“ eine zentrale Rolle in der Bewerbung. „Mit unserer heutigen Bewerbung geben wir ein klares Bekenntnis ab: Wir wollen den Song Contest nach Wien bringen“, machte Bürgermeister Ludwig deutlich: „Wir haben in der Vergangenheit sehr oft bewiesen, dass Wien eine weltoffene Stadt ist, die Event-Besucherinnen und -Besucher mit offenen Armen empfängt und ihnen einen wundervollen Aufenthalt bietet.“

Rückblick auf letzten ESC in Wien

Und nicht zuletzt sei die erfolgreiche Ausrichtung des ESC 2015 nach Conchitas Triumph ein eigenes Gütesiegel. „Es gab nach dem Song Contest 2015 eine Befragung unter allen Berichterstatter*innen, die vor Ort waren, bei der Wien Bestwerte erreichte. 79 Prozent der erfahrenen ESC-Berichterstatter*innen bewerteten ihn als ‚besser‘ oder ‚viel besser‘ als die Song Contests, die sie davor erlebt hatten“, verwies man auf den einstmaligen Erfolg.

Damit ist nun das Duell zwischen Wien und der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck eröffnet, die ebenfalls angekündigt hat, sich dafür einzusetzen, den alljährlichen ESC-Tross mit Zehntausenden Fans, Berichterstattenden und Entourage beherbergen zu wollen. In der Tiroler Landeshauptstadt war man am Donnerstag bezüglich der Arbeiten an der Bewerbung noch auf den letzten Metern. „Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck am Feintuning einer attraktiven Bewerbung, die fristgerecht bis Freitag, 4. Juli, um 12.00 Uhr abgegeben wird“, ließ Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA – Jetzt Innsbruck) die APA wissen. Man sei in „finalen Gesprächen“ und an der „finalen Ausarbeitung“ der Bewerbung. Für Innsbruck und Tirol sei der ESC eine „einmalige Chance“: „Der ESC schafft Arbeitsplätze, belebt den Tourismus und ist eine unbezahlbare Werbung für Innsbruck und Tirol.“

In der „Tiroler Tageszeitung“ war zuletzt von einer Kostenvorschau über 19,47 Millionen Euro bzw. budgetwirksamen rund 17 Millionen Euro die Rede gewesen, mit denen Innsbruck um die Veranstaltung buhlt. Dies wollte man gegenüber der APA aber nicht bestätigen. Man nenne aktuell keine Zahlen. Während vor allem Stadtchef Anzengruber Feuer und Flamme für den ESC war (auch der Stadtsenat gab mehrheitlich grünes Licht, Anm.), verlauteten aus dem Landhaus weitaus nüchterne Töne, auch wenn Wirtschaftslandesrat Mario Gerber (ÖVP) zuletzt etwas mehr auf die ESC-Pauke schlug. Landeshauptmann und Finanzreferent Anton Mattle (ÖVP) stellte etwa klar, dass abseits des Bereitstellens der Infrastruktur „seitens des Landes keine finanziellen Mittel zur Verfügung“ gestellt würden. Anzengruber wiederum ließ durchklingen, dass er, was die Kosten betrifft, die Touristiker entsprechend heranziehen wolle. Sollte der Song Contest nach Innsbruck kommen, würde die dortige Olympiaworld der Schauplatz sein.

Graz hatte sich zuletzt ob der erwarteten Kosten hingegen aus dem Rennen genommen, und auch aus der mit Verve gestarteten, oberösterreichischen Doppelbewerbung von Linz/Wels wurde angesichts der notwendigen technischen Adaptierungen nichts. Und auch die burgenländische Metropole Oberwart hat ungeachtet eines anfangs mit Aplomb forcierten Interesses letztlich keine Bewerbung eingereicht.

Entscheidung liegt beim ORF

Ob der österreichische ESC 2026 nun letztlich mit alpinem Flair oder dem Weitblick des Wiener Beckens aufwarten kann, darüber muss nun der ORF entscheiden, der den laufenden Bewerbungsprozess nicht kommentieren möchte. Die Entscheidung über den Austragungsort soll Mitte August feststehen. Die Städte sind zu einem umfassenden Geheimhaltungskatalog verpflichtet. Das Finale des größten Musikbewerbs wird entweder am 16. oder 23. Mai 2026 stattfinden.