Ein Jungeninternat Ende der fünfziger Jahre. Die Unterrichtsmethoden sind noch sehr altmodisch. Da kommt ein neuer Lehrer an die Schule. John Keating liebt Gedichte, er will, dass die Schüler die Leidenschaft und die Liebe in den Texten nachempfinden. Sie sollen zu selbstständig denkenden und fühlenden Menschen werden, Autoritäten in Frage stellen, frei sein. Das erregt Widerspruch bei der Schulleitung und einige Schüler schlagen – es sind ja pubertierende Jugendliche – etwas über die Stränge.
„Der Club der toten Dichter“ war einer der Kinohits im Jahr 1989. Robin Williams spielt den Lehrer mit seiner unverwechselbaren Mischung aus komödiantischer Energie und angedeuteter Traurigkeit, unendlich sympathisch. Man konnte sich gleich vorstellen, dass Schüler so einen Lehrer verehren. Keine leichte Aufgabe für Jens Hajek, diese Rolle nun auf der Bühne zu verkörpern. Er versucht auch gar nicht, Robin Williams zu imitieren, sondern findet seinen eigenen Weg. Der nicht weniger überzeugt. Bei Jens Hajek ist John Keating elegant und brillant, ein Mensch, der intensiv zuhört und sich auf seine Schüler einlässt. Auch er deutet Abgründe an.
Regisseur Jan Bodinus hat die Geschichte straff inszeniert, er findet genau die richtige Mischung aus Tiefgründigkeit und Unterhaltung. Die Lehrer haben ein paar witzige Auftritte, aber sonst ist es ein mitreißendes Drama. Jeder Schüler hat einen klaren, eigenen Charakter und darum geht es ja auch. Sie sollen nicht zu Rädchen im Getriebe werden, sondern eigenständige Persönlichkeiten. Und wenn sie am Schluss aus Solidarität zu ihrem Lehrer auf die Tische steigen, treibt dieses Bild wie im Kino manchem die Tränen in die Augen.
Den Festspielen Neersen ist ein toller Theaterabend gelungen, anspruchsvoll und packend, mit einem sehr guten Ensemble. Die Botschaft von Film und Stück bleibt ohnehin stets aktuell. Man muss im Leben auch mal auf den Tisch steigen und eine andere Perspektive einnehmen.