Die Stuttgarter Polizei hat sich durch ein mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) erstelltes Bild in sozialen Netzwerken Kritik eingehandelt. Auf Facebook und X teilte das Polizeipräsidium Stuttgart am Mittwoch eine weitestgehend fotorealistische Darstellung, die einen halbnackten Mann auf einer Wiese zeigt – über ihm der Täter mit südländischem Erscheinungsbild, der im Begriff ist, ihm das Smartphone zu rauben.

Die Polizeimeldung deckt zwar die Beschreibung des Tatverdächtigen – dunkler Teint, Dreitagebart – und auch die Darstellung des Opfers, das 57 Jahre alt sein soll, entspricht dem angegebenen Alter. Im Polizeibericht steht außerdem, dass der mutmaßliche Täter ihm Kleider geraubt haben soll, was die Nacktheit des KI-Opfers erklärt. Dafür, dass sich der Vorfall um 5.10 Uhr zugetragen haben soll, ist es auf dem KI-Bild aber ziemlich hell.
Immerhin: Unter dem Bild ist klar gekennzeichnet, dass es mit KI-Unterstützung generiert wurde.

Rassismusvorwürfe von X-Nutzern

In der Kommentarspalte zu dem Beitrag zeigen sich X-Nutzer verwundert bis empört. „Das KI generierte Symbolbild wird den Social-Media-Menschen der Polizei Stuttgart den Job kosten“, schreibt ein Nutzer. „Ich weiß nicht, ob diese AI Bilder in dem Zusammenhang der Polizeimeldung einen Gefallen tun, wenn diese hier den Vorgang an sich darstellen“, eine andere Userin. Manche finden das KI-Bild auch rassistisch geraten: „Was ist das bitte für ein abartiges Bild? Ich war mir auf den ersten Blick nicht sicher, ob die NPD gerade in meine Timeline gespült wird“, so ein Nutzer, „unerträglich“. Das Bild bediene rassistische Narrative“, heiß es an anderer Stelle.

Inzwischen hat die Polizei auf die deutliche Kritik unter dem Beitrag reagiert – und sich entschuldigt. „Im Posting verwenden wir ein mit KI erstelltes Symbolbild, um den Sachverhalt zu veranschaulichen“, so die Polizei. Es orientiere sich an der Beschreibung des Täters und sollte demnach den Sachverhalt veranschaulichen. „Wir bedauern ausdrücklich, dass das Bild teils missverstanden wurde, und werden in Zukunft bei der Bilderstellung sensibler sein, um solche Missverständnisse zu vermeiden.“

Auf Nachfrage ergänzte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Stuttgart: „Die überwiegende Mehrzahl der von uns verwendeten Symbolbilder sind reale Fotos“ Hin und wieder versuche man sich aber an KI – man bedaure, dass bei manchen der Eindruck entstanden sei, den möglichen Migrationshintergrund des Tatverdächtigen in den Vordergrund zu rücken. Dies sei nie die Absicht der Polizei gewesen. „Wir lernen auch dazu“, so die Sprecherin. Auf Facebook sei das Foto infolge des negativen Communityfeedbacks ausgetauscht worden, auf X sei dies aus technischen Gründen nicht möglich gewesen. „Generell macht es keinen Sinn, wenn man Zeugen sucht, Gesichter darzustellen“, habe man aus dem Vorfall gelernt.

Polizei sucht unabhängig von Debatte Zeugen

Bereits im Juni Stand die Stuttgarter Polizei aufgrund der Verwendung eines KI-Bildes in sozialen Medien in der Kritik. Damals hieß es: „Danke für Ihr Feedback. Wir werden das intern besprechen. KI-Bilder dienen uns aktuell als Symbolbilder, um Sachverhalte zu veranschaulichen.“ Im Falle des Raubs im mittleren Schlossgartens ist dies offenbar nur bedingt gelungen.

Unabhängig davon fahndet die Polizei weiterhin nach dem Tatverdächtigen, der im Polizeibericht als 30 bis 35 Jahre alt, etwas über 1,70 Meter groß und mit gepflegtem Erscheinungsbild beschrieben wird. Zeugen werden gebeten, sich unter der Rufnummer 0711/8990 5778 bei der Kriminalpolizei zu melden.