Der Umstand, dass der Berliner Hiphop-Opa Fler Anfang der vergangenen Woche ankündigte, seine Kariere beenden zu wollen, sorgte für überraschend wenig Aufsehen. Ob das daran lag, dass die Szene den Rapper prinzipiell nicht mehr beim Wort nimmt, oder daran, dass er tatsächlich bedeutungslos geworden ist, ist final noch nicht geklärt. Die Begründung, warum er aufhören möchte, lässt aber eher letzteres vermuten.

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Ausgerechnet eine junge Frau war ausschlaggebend für den scheinheiligen Handtuchwurf – eigentlich eine Kategorie Mensch, von der Patrick Losensky (so heißt er bürgerlich) nicht viel hält. Das hat sich jetzt geändert. Die selbsternannte „beste Rapperin Deutschlands“, besser als Ikkimel bekannt, versetzte ihn offenbar in Angst und Schrecken. Über sie und allgemein umweltbewusste Bürger philosophierte Fler auf Instagram: „Wie kann man so hässlich, frech, untalentiert und dann noch selbstbewusst sein? Ich schwöre bei Gott diese Öko-Hipster.“

Fler und die „Fakeness“

Weiter beklagt er sich über „Fakeness“ und „kranke Menschen“, die Hiphop nur noch aus dem Internet kennen, stellt kulturpessimistisch fest, dass es selbige Musikrichtung nicht mehr gäbe und zieht seine persönliche Konsequenz daraus: „Ich glaub’, ich höre auf mit dieser Musik.“

Ikkimel, Evil Suki, Maria Ludovica Wenn Frauen Männer zu Objekten machen – ist das dann weniger schlimm? 

In diesem Sinne muss oben beschriebenes korrigiert werden: Ob Fler seine Kariere beenden will, ist nicht bekannt, es könnte gut sein, dass er einfach das Genre wechselt. Naheliegend wäre eine Umschulung hin zum Schlager, in der Szene gibt es nämlich noch Hoffnung. Hier herrscht geistige Ausgewogenheit in alle Richtungen, Toleranz auch für eher unpopuläre Meinungen und Mut zur Grenzüberschreitung. Außerdem ist der Nachwuchs hier traditionell weniger umstürzlerisch unterwegs.

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Musterbeispiel für all die gutmenschelnden Attribute ist die Hit-Paraden-Legende Roland Kaiser. In der ARD-Sendung Maischberger, von und mit Sandra Maischberger, berichtete er eben erst, warum er schon in jungen Jahren in die SPD eingetreten ist: Seine Pflegemutter sei Putzfrau bei der SPD gewesen, weshalb er früh mit der Sozialdemokratie in Berührung kam.

Das hindert ihn heute allerdings nicht, auch CDU-Politiker zu loben und Friedrich Merz als „freundlichen Mann“ und einen „sehr kompetenten Menschen“ zu beschreiben. Kaiser ist sich darüber hinaus sogar sicher, dass Merz er ein guter Kanzler wird.

„Kaisermania“ für alle Menschen. Der Schlagersänger schließt niemanden aus.

© dpa/Sebastian Willnow

Was er bei aller Toleranz nicht so mag, ist die AfD: „Wenn die Menschen, die AfD wählen, das Programm einmal lesen würden, dann würden sie feststellen, dass sie davon am wenigsten profitieren werden“, sagt er, ist sich aber auch im Klaren darüber, dass nicht alle AfD-Wähler gleich sind.

Und wer jetzt denkt, dass es woker nicht geht, dem sei widersprochen. Erst im Februar positionierte sich Kaiser in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung für eine gendergerechte Sprache: „Es gibt eben nicht nur Mann und Frau“, wurde er hier zitiert, „Menschen sind offensichtlich vielschichtiger und haben entsprechend vielschichtige Gefühle und Bedürfnisse – und die müssen wir zulassen. Auch sprachlich“.

Zanderfilet vom Frank

Er selbst verzichte sprachlich zwar auf den Glottisschlag, aber er respektiere, wenn es andere anders tun: „Ich war immer überzeugt, dass die Freiheit eines Menschen erst dort endet, wo die Freiheit eines anderen beginnt. Warum sollte es mich eigentlich stören, wenn sich jemand als dieses oder jenes identifiziert? Ist mir doch egal. Jeder Jeck ist anders. Ende des Berichts.“

Moment, noch sind wir nicht ganz am Ende, wir setzten sogar noch einen drauf. Beziehungsweise die fleischgewordene und ureigentliche Sozialdemokratie der Berliner Herzen, Frank Zander, tut das. Der „Alleskönner unter den Entertainern“, wie die „B.Z.“ ihn zu Recht betitelt, singt und komponiert nicht nur, sondern kümmert sich auch um Obdachlose und feuert Herta an. Außerdem, und auch das ist nicht ganz neu, erfindet er Speisen für auf die Hand.

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So soll es ab Montag in den Reinickendorfer Buden „Imbiss zum Würfel“ neben den altbewährten Klassikern auch Backfisch vom Zander geben. Also nicht vom Schlagsänger, sondern vom Fisch, der so heißt wie der Schlagersänger, dafür aber mit Zander-Fisch-Gewürzen, von – ach, ist ja auch egal.

Frank Zander jedenfalls bietet hier neben einer eigenen Currywurst-Saucen-Kreation jetzt auch Fisch mit Pommes oder im Brötchen an und sagt dazu: „Ich war schon immer ein Fan von Currywurst, aber auch von Fisch und Fischgerichten. Mir war es wichtig, dass der Backfisch aus einem hundertprozentigen Zanderfilet besteht und qualitativ hochwertig ist. Der Kunde kriegt also einen echten Zander.“ Verstanden. Man sieht sich am Montag in Reinickendorf!