Es sind Geschichten, die so wohl nur der Fußball schreibt. Ben Schlicke wechselt zum MSV Duisburg, hieß es in der vergangenen Woche. Schlicke? Da war doch was. Genau! Einen Schlicke gab es in Duisburg schon einmal. Von 2006 bis 2010 trug Björn Schlicke Zebrastreifen. Und nun? Nun tritt Filius Ben in die Fußstapfen seines Vaters. Vom Aussehen her kann er den nicht verbergen und auch die Stimmer erinnert an den ehemaligen Kapitän. Klar, dass er auch auf derselben Position spielt.
Die ersten 90 Minuten für die Zebras hat Ben Schlicke nach zwei 45-minütigen Einsätzen in den ersten beiden Testspielen bereits absolviert. Nach dem klaren 7:0-Erfolg gegen den Duisburger SV 1900 gab es am Mittwoch im „Geheimtest“ ein torloses Unentschieden gegen den schottischen Europa-League-Qualifikanten Hibernian Edinburgh. „Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht, viel Intensität auf den Platz gebracht und uns gut verkauft“, sagte Schlicke, der im Test gegen Edinburgh in der zweiten Halbzeit auf dem Platz stand. In einer Situation klärte er in höchster Not, als ein Schotte bereits durch war. Diese Extrameter „haben auf jeden Fall weh getan, aber sich auch gelohnt.“
„Er hat gar keine Rolle gespielt“, erklärt der junge Innenverteidiger zum Einfluss, den Sein Vater beim Wechsel zum MSV gespielt hat. Alles lief zunächst über seinen Berater, als es konkreter wurde und letztlich die Entscheidung für Duisburg fiel, habe er sich aber enorm gefreut. Und das hat einen guten Grund. Papa Björn stand von 2006 bis 2010 selbst für die Zebras auf dem Rasen und führte die Mannschaft als Kapitän an. „Er erzählt immer, dass er hier seine beste Zeit war und er nur gute Erinnerungen hat“, betont Schlicke Junior.
Die Vertragsunterzeichnung in Meiderich erfolgte schließlich am Tag des Trainingsauftaktes in der vergangenen Woche. Klar, dass da auch Papa Björn anwesend war, der am selben Tag auch seinen 44. Geburtstag feierte. Gratulationen und Gespräche mit den Fans ließen ihn schnell in die Vergangenheit abtauchen, doch dass alles erst nach der Einheit auf dem Platz – Sohn Björn sollte im Fokus stehen.
Ehrgeizige Ziele
Aus sportlicher Sicht liegt kein einfaches Jahr hinter Björn Schlicke. Der 19-Jährige kommt vom Drittliga-Absteiger SpVgg Unterhaching an die Wedau. In der vergangenen Saison stand er in 14 Partien auf dem Feld. Nun hat er ehrgeizige Ziele: „Ich will mich in Duisburg zum Stammspieler entwickeln“, sagt er selbstbewusst. „Ich weiß, dass ich mich da erst einmal rankämpfen muss, denn auf meiner Position spielt ja auch unser Kapitän Ali Hahn. An ihm möchte ich mich vorbeikämpfen, das ist mein erstes Ziel“, führte er weiter aus.
„Er hilft mir sehr viel, gibt viele Tipps und wir wir haben viele Gespräche. Er ist kein ekeliger alter Spieler, der einen auch mal umtritt, sondern sehr hilfsbereit“, beschreibt er den Mann, dessen Posten er mittelfristig einnehmen möchte. Hahn zählt mit seinen 32 Jahren zu den erfahreneren Spieler im Kader der Zebras, der bereits auf zahlreiche Einsätze in der Regionalliga und der 3. Liga zurückblicken kann. In der abgelaufenen Spielzeit bildete er mit Tobias Fleckstein das Duo in der Innenverteidigung, das letztlich im bundesweiten Vergleich aller Regionalligen die beste Defensive stellte.
Was in Duisburg für den jungen Innenverteidiger und die Mannschaft insgesamt letztlich möglich ist, wird die Zukunft zeigen. Neben dem sportlichen Erfolg freut sich Schlicke besonders auf die Fans. „In Haching war es sehr familiär. Mein Dank gilt den Verantwortlichen dort, denn ich habe menschlich und sportlich viel gelernt. Hier in Duisburg ist die Euphorie der Fans natürlich nochmal eine ganz andere“, sagt er. Als Kind hat er die Zuschauer bereits erleben dürfen, als er die Spiele von Papa Björn besuchte. In wenigen Woche darf er dann selbst als Aktiver durch den Tunnel laufen und das Stadion betreten. Bei Coach Dietmar Hirsch sorgt das immer für Gänsehaut. Und bei Schlicke?