Rund 10.000 Kilometer. So weit will Lennart Schaefer mit seinem Lastenrad fahren, um möglichst viele Menschen in ganz Deutschland fürs Lesen zu begeistern. Sieben Monate lang, also seit Start der Leipziger Buchmesse im März und bis zur Frankfurter Buchmesse im Oktober, ist Schaefer unterwegs und kommt dabei in jedem Bundesland mindestens einmal vorbei. Vor Ort besucht er Buchhandlungen und Verlage, trifft Autoren und versucht, in Gesprächen auf seinen Wegen immer wieder Leute davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, zum Buch zu greifen. Seine Erlebnisse teilt er unter „Literadtour“ auf Instagram. Am 5. Juli will Schaefer auf seiner Tour Bremen erreichen. Dann hat er bereits rund 4500 Kilometer zurückgelegt.
Motiviert haben ihn seine Liebe zum Buch und seine Liebe zum Radfahren. Schon nach dem Abitur 2017 fuhr er drei Monate lang mit dem Fahrrad quer durch Europa. Bereits als Schüler machte er Praktika bei verschiedenen Verlagen, er absolvierte eine Ausbildung zum Medienkaufmann Digital und Print und war zwei Jahre lang Nachwuchssprecher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Seit 2020 arbeitet er bei einer Verlagsgruppe im Veranstaltungsbereich.
„Eine riesengroße Erfolgsgeschichte“
„Als ich Freunden und Bekannten damals erzählte, dass ich in die Buchbranche gehe, kam immer wieder die Frage: In die Buchbranche? Lohnt sich das denn?“, erzählt Schaefer. Dass die Antwort auf diese Frage Ja ist, davon ist er überzeugt. „Das Buch hat die Digitalisierung überstanden – das ist eine riesengroße Erfolgsgeschichte.“ Darum stellt sich Schaefer selbstbewusst hinter das Buch, will Leseimpulse geben und mit seinem Instagram-Account auch Teile der deutschen Literaturbranche sichtbarer machen.
Für ihn persönlich sind es vor allem die menschlichen Begegnungen, die seine Reise so besonders machen. Zu seinen Highlights zählen ein Treffen mit Christine Westermann in Köln, „aber auch zufällige Begegnungen in meinen Pausen, wo ich einfach mit Fremden über Bücher spreche“, erzählt Schaefer. „Das geht oft erstaunlich tief, vielleicht weil man weiß, dass man sich wahrscheinlich nie wieder sieht.“
Im Schnitt fährt Schaefer 50 Kilometer am Tag. Manchmal sind es auch nur 20, manchmal über 100. Ob es bereits Tage gab, wo er sein Projekt bereut hat? „Am Anfang hat es schon genervt, wenn es zum Beispiel die ganze Zeit hagelt. Aber das sind nur kleine Momente und Durchhänger“, sagt er. „Es geht eben auch mal was schief, das nimmt man irgendwann an.“
Lesen, um zur Ruhe zu kommen
Acht Bücher aus verschiedenen Genres und für verschiedene Altersgruppen, persönliche Lieblingsbücher, ältere Titel und Neuerscheinungen hat er selbst im Gepäck – alles Titel, die sich seiner Meinung nach gut als Einsteigerbücher eignen, die Lesefreude wecken. „Wenn ich mit Leuten rede, höre ich immer wieder, dass ihnen die Ruhe zum Lesen fehlt“, sagt Schaefer. „Aber das Lesen bringt ja gerade diese fehlende Ruhe, es gibt ja auch Studien, dass Lesen Stress reduziert. Es gibt ja auch sonst kaum noch Dinge im Leben, bei denen man sich nur auf eine Sache konzentriert und nichts nebenbei macht.“
Info
Am 5. und 6. Juli macht Lennart Schaefer Halt in Bremen. Am Sonnabend, 5. Juli, trifft man ihn um 16 Uhr im Findorffer Bücherfenster, wo er von seinen Erlebnissen berichtet und ein paar Bücher vorstellt. Tickets gibt es für zehn Euro direkt beim Bücherfenster. Am 1. Oktober stoppt Schaefer erneut in Bremen.