Das Format ist natürlich praktisch: Freunde der „Leipziger Blätter“ kennen es. Der Freundes- und Förderverein Zoo Leipzig e.V. hat es jetzt genutzt, um ein nicht ganz unwichtiges Jubiläum zu würdigen, denn im Juni 1965 wurde die Vorläuferorganisation gegründet, damals noch als Interessengemeinschaft innerhalb des Kulturbundes. Anders war das damals nicht möglich. Aber die Ziele waren dieselben. Man wollte die Arbeit des Zoos mit allen Kräften unterstützen. Ein Engagement, das nach 1990 noch deutlich verstärkt wurde. Die Summen, die der Verein sammelte, stiegen deutlich an.
Und so kamen jetzt auch echte Projekte dazu, die der Verein mit Spenden im Hunderttausender- und Millionen-Bereich für den Zoo erst ermöglichte. Und damit auch fleißig an die Öffentlichkeit ging, wohl wissend, dass der Leipziger Zoo nicht nur den Vereinsmitgliedern am Herzen liegt, sondern auch den vielen Leipzigern, die manchmal mit kleinen, manchmal mit großen Spenden so manches Aufsehen erregende Projekt ermöglichten. Man denke nur an die Zuwendung zur Robbenanlage, mit der das Engagement des Freundeskreises 1997 erst so richtig öffentlich wurde.
Das war das Jahr, in dem der neue Zoodirektor Jörg Junhold die Regie im Zoo übernahm und der Stadt die Idee eines „Zoos der Zukunft“ offerierte. Die dann sogar sehr schnell Gestalt annahm, weil sie nicht nur den damaligen Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee faszinierte.
Schon 2000/2001 gab es den ersten Zuschuss für die Löwensavanne, 2002 Geld für die Lippenbärenschlucht, 2006 Geld für den Okapiwald und 2013 welches für das Amurleopardental. Und so ging das munter weiter. Der Zoo baute und verwirklichte Stück um Stück den „Zoo der Zukunft“ und der Freundes- und Förderverein war jedes Mal mit dabei und überreichte einen dicken Scheck, der die Spielräume des Zoos deutlich erweiterte.
60 Jahre in Bildern und Zahlen
Und so wird das mit vielen eindrucksvollen Fotos bestückte Heft auch eine in vielen Beiträgen formulierte Würdigung dieser 60 Jahre. Und natürlich auch der besonders engagierten Vereinsmitglieder und Partner. Denn seit Siegfried Seifert, der von 1964 bis 1993 Zoodirektor war und die Gründung des Freundeskreises initiierte, hatte man stets auch die Direktoren des Zoos als direkte Partner.
Einige Vorsitzende des Vereins – wie Siegfried Stauche – wurden selbst zur Legende, wurden geradezu zum Begriff für emsig arbeitende Streiter für ihren Zoo, die sich stolz mit immer neuen Schecks fotografieren ließen. Stellvertretend für die große Gemeinde der Zoofreunde.
Man findet im Heft also auch eine chronologische Bilderstrecke über alle Aktivitäten des Freundeskreises in den vergangenen 60 Jahren, aber auch eine detaillierte Übersicht über die dem Zoo gespendeten Summen und die dadurch ermöglichten Projekte. Eine Zwischenbilanz, das ganz gewiss. Denn dieser Freundes- und Förderverein wird weiterarbeiten. Das spürt man den Texten an. Sein Mittun wird gerade dann noch viel wichtiger, wenn das Projekt Zoo der Zukunft in den nächsten Jahren an sein Ende kommt und von der Stadt aus simplen Haushaltsgründen weniger Geld kommen wird.
Das Heft verrät aber auch, was eine der schönsten Aktionen des Freundes- und Fördervereins eigentlich einbringt: Das sind die Tierpatenschaften. Man kann zwar nicht die direkte Patenschaft über ein konkretes Tier übernehmen. Aber wenn die Patentafel im Zoo dann zeigt, dass man für einen Löwen, einen Elefanten, eine Giraffe die Patenschaft übernommen hat, dann macht das doppelt stolz. Man hilft dem Zoo und zeigt auch gleichzeitig, für welche Tiere man sich am meisten begeistert.
Wer schaut wen an?
Das sind dann erstaunlicherweise in der großen Zahl gar nicht die großen Tiere, sondern die besonders niedlichen kleinen: die Erdmännchen. Was sicher auch an der nicht ganz so hohen Spendensumme liegt. Aber ganz bestimmt auch an ihrem putzigen Charakter. Und Kerstin Decker kann auch davon erzählen, dass ein anderer putziger Geselle den Erdmännchen mittlerweile auf den Fersen ist – der Feldhamster.
Den kann man Zoo eigentlich nicht besichtigen. Die Feldhamster-Zuchtstation liegt außerhalb der Öffentlichkeit. Aber das Feldhamsterprojekt, mit dem der Zoo hilft, die Feldhamster in Nordsachsen wieder auszuwildern, hat unübersehbar viele Leipziger dazu animiert, diesen putzigen Tierchen mit einer Spende zu helfen. Eine Schilderung des Feldhamsterprojekts findet man natürlich auch im Heft.
Und am Ende auch einen Beitrag, der das eigentliche Thema anspricht, das eigentlich für die Arbeit des Freundes- und Fördervereins die eigentliche Grundlage bildet. Man vergisst es ja so oft, wenn man sich auf Geldsammeln und Benefizaktionen konzentriert: Dass es eigentlich die Begegnung mit den Tieren ist, die das ganze Engagement erst mit Leben erfüllt. Und mit der Schriftstellerin Angela Krauß thematisiert das eine, die es besonders bildhaft erzählen kann. Auch mit den leisen Verstörungen bei der Begegnung mit den Tieren.
Aber auch diesem Moment der Erdung, der einen vom Stress des Alltags befreit. Davon könnte man sicher sogar viel mehr Texte lesen, denn charaktervolle Tiere gibt es im Zoo genug. Und Momente der Begegnung und der Verstörung auch. Denn natürlich geht es immer auch ums Schauen und ums Wahrgenommenwerden. Und die vielen, manchmal verwirrenden Gedanken des Menschen, der auf die Tiere schaut. Davon lebt nun einmal das Phänomen Zoo.
Vier Vereinspräsidenten hatte der Verein mittlerweile. Aktuell ist es Michael Weichert, der dem Verein seit zehn Jahren vorsitzt. Alle bekamen auch ein kleines Porträt im Heft, sodass jeder, der es in die Hand kriegt, auch eine Vorstellung davon bekommt, wer da seit 60 Jahren emsig daran arbeitet, den Zoo mit allem zu unterstützen, was Engagement dabei auf den Weg bringen kann.
Freundes- und Förderverein des Zoo Leipzig e.V. „Tierisches Engagement“ Passage-Verlag, Leipzig 2015.