Cover Bret Otto Waalkes, "Kunst in Sicht"

Stand: 04.07.2025 06:00 Uhr

Es gibt etwas Neues von Otto Waalkes. Aber nicht auf der Bühne, nicht im Kino und auch nicht im Fernsehen,sondern im Buchladen: „Kunst in Sicht“ heißt das neue Buch des Komikers. Und es geht um Malerei.

von Danny Marques Marçalo

Dass der 76 Jahre alte Ostfriese ein durchaus talentierter Maler ist, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Otto hat schließlich lange Kunst studiert, ehe er merkte, dass sich von der Blödelei viel besser leben lässt. Gemalt hat er aber immer. „Für mich ist die Kunst wirklich das Befreien von der Routine des Alltäglichen. Die Erweiterung der Weltanschauung, das ist ganz eigenartig“, sagte Otto einmal in einem NDR Fernsehinterview.

Schon einmal, in „Ganz große Kunst. 75 Meisterwärke, hat er sich mit bekannten Künstlern beschäftigt. In seinem neuen Buch platziert er nun erneut in weltberühmten Gemälden, Acrylbildern, Aquarellen und Federzeichnungen wie Edward Hoppers „Nighthawks“ oder Pieter Bruegels „Turmbau zu Babel“ seine berühmtem Ottifanten – aber nicht, um zu blödeln, sondern um Laien zu erklären, wie große Malerei funktioniert: „Es lohnt sich immer, da sich Gedanken drüber zu machen. Das müssen die Leute ja auch mögen, sie müssen es ja auch verstehen.“

Otto Waalkes sitzt an einem Tisch vor eigenen Gemälden und lacht.

Otto Waalkes ist der vielleicht bekannteste Ostfriese. Zahllose Preise und Auszeichnungen hat er für seine Arbeit bekommen.

Fiktive Dialoge mit großen Künstlern

Otto hat sein Buch in mehrere Sinnabschnitte geteilt: Licht und Schatten, Farbe und Stoff, Gestaltung und Gestalt, Nähe und Ferne, Bewegung und Ruhe. Alles Gegensätze, mit denen sich jeder Maler befassen muss. Und für die es endlose Kombinationsmöglichkeiten gibt, wie Otto deutlich macht.

Das präsentiert er dann aber nicht in wissenschaftlichen Abhandlungen, sondern in Dialogen mit großen Künstlern, teils fiktiv, teils aus echten Zitaten generiert. So fachsimpelt Otto beispielsweise mit Picasso über den Maler Henri Matisse:

Matisse hat sich an Farben berauscht. Und als er im Alter nicht mehr malen konnte, fertigte er Scherenschnitte aus Buntpapier an. Ihr Matisse-Ottifant sieht übrigens eher verzweifelt aus. – Wissen sie, was Ottifanten und Schnürsenkel gemeinsam haben? Es ist ein Grund zu verzweifeln, wenn sie zerrissen sind.

Aus „Kunst in Sicht. Neu entdeckte Meisterwerke“

Otto: Kunst und Blödelei passt gut zusammen

Natürlich ist das viel Blödelei im Buch. Aber so ein bisschen durch die Hintertür vermittelt Otto hier durchaus Fachwissen. Welche Rollen Farben spielen. Warum mancher Künstler fotorealistisch malte, andere wiederum so weit weg wie möglich von der Realität sein wollten.

Acht Semester hat Otto Kunst studiert, nicht abgeschlossen, aber die Malerei hat ihn nie losgelassen, auch wenn er seine Karriere auf der Bühne gemacht hat: „Man kann es kaum miteinander vergleichen, aber es passt gut zusammen. Die Kräfte sammelst du bei der Malerei. Und dann powerst du zwei, drei Stunden auf der Bühne. Das spielt gut miteinander, das funktioniert.“

Unterhaltsame Wissensvermittlung

Otto selbst malt übrigens mit Tee, der sei als Grundierung auf der Leinwand für den Patinaeffekt wichtig: „Dann mache ich Zeichnungen, mit Pinsel, mit Umbra – und lege dann mit Farbe Schicht für Schicht drüber.“ Anders haben das die großen Meister auch nicht gemacht – wenn auch vielleicht nicht mit Ostfriesentee.

„Kunst in Sicht“ ist vor allem unterhaltend, aber keinesfalls einfach nur Quatsch von Otto. Das Lesen über wichtige Malerei macht richtig Spaß.

Cover Bret Otto Waalkes, "Kunst in Sicht"

Kunst in Sicht. Neu entdeckte Meisterwerke

von Otto Waalkes

Seitenzahl:
176 Seiten
Genre:
Sachbuch
Verlag:
Piper
Preis:
26 €