Max Verstappen ist bei Red Bull offenbar nicht mehr glücklich, schon länger halten sich Gerüchte über einen Wechsel zu Mercedes. Davor hat die Konkurrenz jetzt schon Respekt.
Wenn ein normalerweise immer aggressiver, angrifflustiger und erfolgsverwöhnter Mensch wie Verstappen in offene Resignation verfällt, obwohl die Saison noch nicht mal Bergfest hat, sollte man genauer hinhören. Vor dem Großen Preis von Silverstone in Großbritannien (ab Freitag, 04.07.2025/alle Sessions im Live-Ticker bei sportschau.de) sind gerade mal elf von 24 Rennen absolviert, zwei dieser elf Rennen hat Verstappen gewonnen. Doch er sagte nach dem für ihn desaströsen Red-Bull-Heimspiel im österreichischen Spielberg ziemlich mies gelaunt: „“Wir kämpfen sowieso nicht um die Weltmeisterschaft.“
Krise bei Red Bull schwelt schon länger
Vier Jahre in Serie hat der Niederländer den Titel abgeräumt, sein Statement könnte auch dazu dienen, nun mal etwas Druck von seinem Team zu nehmen. Doch er ist eigentlich kein Typ für gespieltes Understatement. Sondern: Verstappen glaubt offenbar wirklich nicht mehr an das Potenzial seines RB21.
Teamintern kriselt es zwischen Verstappen und Red Bull schon länger – nicht nur sportlich. Dass die Konkurrenz wie nun McLaren nach vier Jahren mit phasenweise totaler Dominanz auch mal ein besseres Auto an den Start bringt, könnte theoretisch den Ehrgeiz von Verstappen anstacheln.
Doch bekannt ist auch sein belastetes, wenn nicht gar zerrüttetes Verhältnis zu Teamchef Christian Horner. Das zu Toto Wolff von Mercedes hingegen soll ausgezeichnet und von größter gegenseitiger Wertschätzung geprägt sein. Verschiedene Medien, vor allem in England, berichteten in der jüngeren Vergangenheit von „sehr intensiven Gesprächen“ zwischen den beiden, belegt ist davon aber nichts.
Ablöse im Rahmen von 116 Millionen Euro?
Sollte es tatsächlich zu diesem spektakulären Wechsel kommen, der auf einer Stufe mit der Noch-nicht-Traumehe zwischen Lewis Hamilton und Ferrari stünde, müsste Mercedes allerdings tief in die Tasche greifen. Nicht nur wegen Verstappens Gehalt, es wäre auch Ablöse fällig. „Sky Sport UK“ spekuliert mit einer Summe jenseits von 100 Millionen Pfund (116 Millionen Euro), die Mercedes bezahlen müsste, um den Niederländer aus seinem noch bis 2028 laufenden Vertrag bei Red Bull Racing herauszukaufen.
Toto Wolff, der CEO vom Formel 1 Mercedes-Team grinst
Die Konkurrenz scheint das Ganze auf jeden Fall ernst zu nehmen. Und hat schon enormen Respekt. McLaren-Teamchef Zac Brown könnte sich angesichts der aktuellen Dominanz seiner beiden Piloten Lando Norris und Oscar Piastri eigentlich entspannt geben, doch Brown räumt bei „ESPN“ ein: „Max Verstappen in einem Mercedes – das ist eine ziemlich ernstzunehmende Konkurrenz. Das wäre wirklich ein bisschen beängstigend.“
Antonelli soll aufgebaut werden – hinter Verstappen?
Vermutlich ziemlich einfach zu klären wäre die Frage, welchen Mercedes-Piloten Verstappen dann ablösen würde. Da Kim Antonelli mit seinen 18 Jahren zum Siegfahrer der Zukunft aufgebaut werden soll – wobei das in einem Team mit Verstappen spannend zu beobachten wäre – bleibt realistisch betrachtet nur der Fahrersitz von George Russell, der zuletzt den Großen Preis von Kanada gewinnen konnte.
Der äußerte sich bei der Medienrunde in Silverstone ebenfalls zu den Gerüchten, wirkte aber noch relativ gelassen. Russell: „Jedes Team hat zwei Cockpits zu vergeben. Es ist normal, dass jedes Team die Optionen für die Zukunft prüft. Ich nehme das nicht persönlich. Ich möchte bei Mercedes bleiben. Ich glaube nicht, dass ich woanders hingehen werde.“
„Toto Wolff hat mich nie im Stich gelassen“
Die Loyalität der Silberpfeile zieht Russell nicht in Zweifel. Teamchef Toto Wolff habe ihn nie im Stich gelassen: „Er hat mir immer sein Wort gegeben und tut, was das Beste für das Team ist.“ Es gebe viele Gespräche hinter den Kulissen, die nicht öffentlich seien. Die Frage, ob er selbst mit anderen Teams gesprochen habe, verneinte der 27-Jährige aber mit Nachdruck. Könnte jedoch sein, dass das mit Blick auf seine Rennfahrerjahre ab 2026 bald nötig wird.